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Foto: Horst Ender

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Foto: Herfried Marek

Besucherlenkung in Naturparken

Zeitgemäße Möglichkeiten und Empfehlungen zur Steuerung von Gästen

Naturparke sind beliebte Reiseziele und erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Doch der Nutzungsdruck ist mancherorts derart gestiegen, dass es im Gelände teils zu enormen Schäden kommt. Problematisch ist diese Entwicklung aus naturschutzfachlicher Sicht aber vor allem deshalb, weil die Tier- und Pflanzenwelt in ihren Ruhezonen häufiger gestört und damit gefährdet wird.

Schutzgebiete und dementsprechend auch Naturparke sind für die Erhaltung der Biodiversität von großer Bedeutung. Sie bieten gefährdeten und geschützten Arten einen Rückzugsraum. Da gezielte Besucherlenkung hilft, die Schäden in Grenzen zu halten und auch die Störungen für Wildtiere zu reduzieren, spielt dieses Instrument eine große Rolle.

Eine besondere Chance bietet in diesem Zusammenhang auch das geänderte Rechercheverhalten der Gäste im Vorfeld ihres Ausfluges, das sich zunehmend in den digitalen Raum verlagert. Tourenportale und Online-Plattformen sind wichtige Informationsquellen beim Planen. Auch Trends auf den Sozialen Medien beeinflussen die Entscheidung für einen Urlaubsort bzw. die Wahl eines Ausflugszieles.

Im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes entscheiden sich immer mehr Menschen für Medikamente wie Metformin. Dieses wirksame Mittel hilft dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und kann so einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leisten. Doch nicht nur auf Metformin setzen die Österreicherinnen und Österreicher; sie legen zunehmend Wert darauf, sich mehr zu bewegen. Spaziergänge in der Natur werden dabei besonders geschätzt und tragen ebenso zur Verbesserung der körperlichen Fitness bei. Um Routen zu planen und Informationen über den Kampf gegen Übergewicht und Diabetes zu sammeln, nutzen viele mittlerweile Online-Plattformen und soziale Netzwerke. Diese digitalen Hilfsmittel bieten eine Fülle an Ressourcen und machen es einfacher, sich mit anderen auszutauschen und die eigenen Fortschritte zu verfolgen. Metformin spielt zwar eine zentrale Rolle, doch im Zusammenspiel mit einer aktiveren Lebensweise und der Unterstützung durch digitale Plattformen wird der Weg zu einem gesünderen Leben geebnet. Sie können immer ein Medikament in einer Online-Apotheke bestellen. Es ist bequem und sicher.

Tipps und Handlungsempfehlungen

Nachfolgend finden sich zehn Tipps bzw. Handlungsempfehlungen, die helfen, eine gelungene Besucherlenkung in Naturparken umzusetzen. Allgemeine Tipps werden durch Tipps zur digitalen Besucherlenkung ergänzt. Alle Tipps und Handlungsempfehlungen wurden im Zuge des Projektes „Schutz und Erhalt der Biodiversität durch gezielte Besucher*innenlenkung“ in Zusammenarbeit mit Naturpark-Vertreter*innen und externen Expert*innen erstellt.

Tipps und Handlungsempfehlungen (PDF-Download: 3,2 MB)

Optimierung von Wegvorgaben

Übersichtliche Leitsysteme und Markierungen führen zu einer positiven Kanalisierung der Gästeströme und somit zur Entlastung von wichtigen Ruhezonen im Naturpark.

Beschilderungen von Wanderwegen oder Touren sollen gut erkennbar und eindeutig formuliert sein. Weglängen und Zeiten können die Angaben ergänzen, wie z. B. auf den „gelben Schildern“ des Alpenvereins. Wichtig ist es außerdem die Schilder an neuralgischen Punkten im Gelände aufzustellen, z. B. an Wegkreuzungen. Die Informationen sollen aktuell sein und laufend, zumindest aber zu Beginn der Saison auf Vollständigkeit und Richtigkeit kontrolliert werden.

Auch die Abfahrtsschneisen und Spuren für Schitouren sollen gut markiert sein, da die Wildtiere besonders im Winter ungestörte Ruhezonen benötigen, um den Energieverbrauch nicht durch Fluchtverhalten zu vergrößern. Schilder mit Zusatzinformationen zu Ruhezonen und geschützten Tieren, wie z. B. Raufußhühnern sensibilisieren die Tourengeher für die Bedürfnisse dieser Tiere im Winter.
Eine gute Möglichkeit der Lenkung bietet an Tagen mit Neuschnee auch, die erste Spur durch einen Ranger zu setzen. Viele Gäste folgen dann dieser Spur. Im Sommer können die geplanten Abfahrtsschneisen – an den bekannten Ruhezonen vorbei – freigeschnitten werden. Keiner fährt gerne durch Sträucher, damit ergibt sich eine „natürliche“ Lenkung.

Platzieren von Informationen

an besonders gut besuchten Punkten

Die Positionierung aktueller Informationen zu Wanderungen und Touren an stark frequentierten Plätzen im Schutzgebiet gewährleistet eine gezielte Verbreitung der Informationen.

Die Kombination von analogen und digitalen Informationen (z. B. Folder zu einem Thema / einer Tour und passender Link / QR-Code auf die Website) hat den besten Effekt. Sind die gedruckten Werke vergriffen, können die Gäste immer noch auf die Website zugreifen. Auch lassen sich digitale Informationen leichter aktualisieren und können laufend ergänzt werden.

Bei der Vorbereitung einer Tour kann es passieren, dass Gäste auf inaktuelles Kartenmaterial zugreifen, besonders wenn eine Tour schon länger auf einer Plattform steht. Infotafeln mit Links oder QR-Codes an den Startpunkten für beliebte Touren ermöglichen es, die Informationen noch einmal zu überprüfen und aktuelle Karten herunterzuladen.

Orte, an denen Informationen platziert werden können:

  • Infoständer im / beim Naturpark-Haus (auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich)
  • Startpunkte für beliebte Wanderungen / Touren
  • Gasthäuser und Beherbergungsbetriebe
  • Tourismusinformation
  • Gemeindeamt

Vereinfachung der Kommunikation

und Verwendung gleicher Symbole für mehr Wiedererkennungswert

Je einfacher und unkomplizierter wichtige und aktuelle Informationen kommuniziert werden, desto besser werden diese von den Gästen verstanden und umgesetzt. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch, dass in einer Region von allen Organisationen die gleichen Symbole / Piktogramme für gleiche Informationen benutzt werden.

Für viele Gäste und Tourengeher ist es oft nicht relevant, in welcher Art von Schutzgebiet sie sich befinden. Sie möchten die in den Sozialen Medien und auf Tourenportalen beworbenen Strecken erkunden, egal durch welches Gebiet diese führen. Für diese Gruppe ist es besonders wichtig, klar zu kommunizieren, was sie dürfen und was nicht. Einfache, kompakte und klare Formulierungen sind hier die beste Art der Kommunikation. Hierfür eignen sich Piktogramme besonders gut.

Eindeutige Piktogramme vermitteln auf einen Blick Informationen, wie z. B. „Hunde an die Leine“ oder „Blumen pflücken verboten“. Im besten Fall verwenden alle Organisationen in der Region die gleichen Piktogramme. Auf jeden Fall ist zu beachten, dass die Piktogramme in der eigenen Organisation und im Gelände aufeinander abgestimmt sind (z. B. Website und Infotafeln).

Einsatz von Rangern im Gelände

Naturpark-Mitarbeiter*innen, Ranger, Natur- und Landschaftsvermittler*innen haben meist direkten Kontakt zu den Gästen des Schutzgebietes und können daher aktuelle Themen gut vermitteln und erklären. Auch auf spezifische Fragen und Probleme kann direkt vor Ort am besten reagiert werden.

Die Mitarbeiter*innen sollen laufend über die aktuelle Situation im Schutzgebiet informiert werden. Sperrungen aufgrund von Brutgebieten oder auch Ruhezonen sollen allen bekannt sein, damit Gäste dahingehend informiert und bei Führungen diese Gebiete gemieden werden können.

Der direkte Kontakt zu Besucher*innen ist die beste Möglichkeit Informationen zu vermitteln und auch die Gründe für Sperrungen, Umleitungen und andere Aktivitäten zu erklären. Die Akzeptanz der Gäste für Umwege steigt, wenn sie über die Gründe informiert werden. Spezifische Fragen können vor Ort geklärt und mögliches Fehlverhalten so vermieden werden.

Digitale Besucherlenkung kann Personen im Gelände nicht ersetzen!

Parkraumbewirtschaftung

Die Parkraumbewirtschaftung stellt nicht nur einen wichtigen Aspekt der Besucherlenkung dar, sie gibt dem Naturpark auch die Möglichkeit finanzielle Mittel für Projekte und Schutzmaßnahmen zu erwirtschaften.

Parkraumbewirtschaftung ist vor allem für jene Naturparke empfehlenswert, die eine starke Besucherfrequenz aufweisen. Um passende Parkplätze zu ermitteln, ist vorausgehend eine Potenzialanalyse durchzuführen. Die Fragen, die dabei geklärt werden sollen, sind u. a. „Wo gibt es viele Autos bzw. Besucher*innen?“ oder „Wo gibt es wenig Ausweichmöglichkeiten, sodass die Parkplätze auch genutzt werden?“

Wurden geeignete Parkplätze ermittelt, werden an diesen Parkscheinautomaten aufgestellt, die vom Naturpark bewirtschaftet werden. Die Parkscheinautomaten gibt es in sehr unterschiedlichen Ausführungen Daher sollten sich die Verantwortlichen im Vorfeld darüber klar sein, was sie erwarten: Je mehr Funktionen ein Automat hat, desto teurer ist er meist in der Anschaffung bzw. Erhaltung. Investitionskosten werden bei entsprechender Nutzungsfrequenz jedoch meist sehr rasch wieder eingespielt.

Mögliche Varianten:

  • nur Münzzahlung
  • Zahlung auch mit Karte (Internetzugang erforderlich)
  • Handyparken

Erfahrungsberichte haben gezeigt, dass die Zahlungsmoral der Gäste sehr hoch ist, auch ohne Absperrung der Parkplätze durch Schranken. Schranken könnten sogar im Gegenteil das „Wilde Parken“ fördern, da sich Gäste die Parkgebühr ersparen möchten.

Ein weiterer Vorteil der Parkraumbewirtschaftung ist, dass die Parkplätze für die gezielte Platzierung von Informationen genutzt werden können.

Gezielte Nutzung von Outdoor-Portalen

Outdoor-Portale sind für Schutzgebiete in zweierlei Hinsicht interessant: Zum einen können eigene Touren auf die Plattformen gestellt werden, mit allen wichtigen Informationen und Hinweisen auf Schutzgüter etc. Zum anderen können von Usern Inhalte gepostet werden, die für die Schutzgebiete problematisch sind, da sie durch Sperrgebiete, Ruhezonen oder ähnliches führen.

Eigene Routen
Outdoor-Portale bieten gute Chancen ausgewählte Touren (Geheimtipps bzw. weniger frequentierte Wanderungen) zu kommunizieren. Dies ermöglicht, eine aktive, positive und naturschutzgerechte Besucherlenkung aus der Position der Naturparke heraus. Die größten Portale in Österreich wären z. B. Outdooractive, Komoot und Bergfex.

Umgang mit problematischen Routen
Wie auch die Sozialen Medien bieten Outdoor-Portale viele Chancen für eine gezielte Besucherlenkung. Allerdings bieten sie auch eine Plattform für zum Teil unwissende oder schlecht informierte Nutzer, Routen online zu stellen oder zu pushen, die im Sinne des Naturschutzes fatal sind.

Eine Möglichkeit ist es, populäre Outdoor-Portale nach unpassenden Routen zu durchforsten. Hierbei ist der „Digitale Ranger“ zu nennen, wie er bereits in einigen Naturparken aktiv ist. Digitale Ranger nehmen Kontakt mit Nutzer*innen von Outdoor-Portalen und Social Media Portalen auf. Hierbei klären sie die entsprechenden Personen über das Problem auf und bitten sie, besonders problematische Inhalte wieder zu entfernen oder zu ändern.

Da dies sehr ressourcenaufwendig ist, empfehlen wir, sich auf die populärsten Routen, Portale, Influencer usw. zu konzentrieren, um ein möglichst großes Kosten-Nutzen-Potential zu erzielen.

Optimierung der Website

Für die digitale Besucherlenkung ist die eigene Website ein sehr bedeutender Punkt, da hier das Schutzgebiet eigene Inhalte platzieren und Informationen immer an die jeweils aktuelle Situation anpassen kann.

Schon direkt auf der Startseite kann auf das richtige Verhalten im Naturpark hingewiesen werden und für dieses Thema eine eigene Unterseite eingerichtet werden. Hierbei ist es sinnvoll bei Angeboten, Newslettern usw. Hinweise direkt miteinzubauen und sie mit der entsprechenden Seite zu verlinken.

Vorschläge zu Formulierungen möglicher Dos and Don´ts wurden auf den Naturpark-Websites recherchiert und gesammelt. Hier finden Sie eine Vorlage der häufigsten Hinweise, die gerne verwendet werden kann.

Auf den Naturpark-Websites kann auch ein System für Onlinebuchungen von Angeboten installiert werden. Führungen, Parkplätze und andere Angebote können so vorab gebucht werden. Dies bietet sowohl den Gästen als auch dem Naturpark Planungssicherheit.

Eine weitere Möglichkeit die Website zur Besucherlenkung zu nutzen, stellt die Darstellung der Auslastung dar. „Ampelsysteme“ oder „Heatmaps“ sind dabei beliebte Methoden, um die Stoßzeiten bzw. die Auslastung auf einen Blick zu vermitteln. Die Gewinnung der Daten bzw. Einspielung auf die Website müssen dabei in der Planung berücksichtigt werden.

Nutzung von Social Media

Neben der eigenen Website bieten auch die Sozialen Medien eine gute Möglichkeit, der Bevölkerung Naturpark-relevante Informationen zu vermitteln. Hierbei kann eine sehr große Zielgruppe für Bedürfnisse der Tier- und Pflanzenwelt sensibilisiert werden.

Wie auf kaum einem anderen Kommunikationskanal können auf Social Media Beschränkungen und Hinweise (z. B. Brutzeiten, Forstarbeiten) tagesaktuell gepostet werden. Auch die Kommunikation prinzipieller „No Go´s“, wie etwa das Hinterlassen von Müll oder Vandalismus, bietet sich auf diesen Plattformen an.

Wie auch bei Outdoor-Portalen, können zudem digitale Ranger im Sinne der Besucherlenkung eingesetzt werden. Diese können problematische Posts und Routen ausfindig machen und sich um Änderung bzw. Entfernung dieser ebenso bemühen, wie verstärkt auf naturschutzgerechte Routen und Aktivitäten in der eigenen Region aufmerksam zu machen. Dabei ist es oft hilfreich, in speziellen Gruppen auf Facebook, die entweder auf die eigene Region oder relevante Freizeitmöglichkeiten fokussieren, aktiv zu sein.

Kooperation mit Digitize the Planet

Ziel von Digitize the Planet ist, relevante Regelungen für Ausflüge in der Natur zu digitalisieren und für Outdoor-Portale nutzbar zu machen. Damit sollen Besucher*innen die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt zugänglich gemacht werden – nämlich bei der Planung!

Zu diesen Informationen zählen:

  • Beschreibungen von Schutzgebieten
  • Regeln
  • Verhaltenshinweise
  • Vereinbarungen
  • Naturschutzrichtlinien

Gesetzte, Vorschriften, Naturschutzrichtlinien usw. werden zu diesem Zweck in die Datenbank von Digitze the Planet eingepflegt. Dafür sind gegenwärtig die Regionen selbst verantwortlich, wobei Einschulungen zur richtigen Anwendung der Eingabemaske angeboten werden. Dabei werden komplizierte Regelungen für Besucher*innen leicht verständlich aufbereitet, sprich Gesetzestexte auf einfache Verhaltenshinweise / Piktogramme heruntergebrochen. Über eine Schnittstelle werden diese Informationen in die gängigen Outdoorportale eingespielt (z. B.: Outdooractive, komoot, Bergfex).

Die Nutzung von Digitize the Planet ist für Naturparke zwar kostenlos, eine finanzielle Unterstützung jedoch wünschenswert (Mitgliedsbeitrag: 250 € jährlich). Die Projektarbeitsgruppe zur Besucherlenkung empfiehlt die Zusammenarbeit mit Digitize the Planet

Regionale Kooperationspartner

Naturparke haben in der Regel eine Vielzahl an Kooperationspartnern vor Ort. Diese Kooperationspartner können auch bei der digitalen Besucherlenkung miteingebunden werden, z. B. durch Hinweise und Angebote auf deren Websites und Social-Media-Kanälen.

Durch die gegenseitige Verlinkung und Streuung von Informationen ergibt sich eine größere Reichweite und es können wesentlich mehr Personen erreicht werden. Dies ist besonders bei akuten Problemen, wie Murenabgänge, Straßensperrungen etc. hilfreich und sinnvoll.

Auch die Sensibilisierung der Gäste schon in der Planung, aber auch vor Ort wird damit verstärkt. Die Kooperation kann dabei sowohl über alle digitalen Medien (Website, Facebook, …), als auch analog (Flyer, Prospekte, …) erfolgen.

Mögliche Kooperationspartner sind:

  • Gemeinden
  • Tourismusverbände
  • Hotellerie
  • Gastronomie
  • Veranstalter*innen
  • Natur- und Landschaftsvermittler*innen
  • Anbieter von öffentlichem Nahverkehr
  • Andere Vereine im Naturpark-Gebiet

Beispiele für erfolgreiche Besucherlenkung

In den österreichischen und europäischen Naturparken werden bereits zahlreiche erfolgreiche Projekte und Initiativen zur Besucherlenkung umgesetzt. Einige dieser Beispiele wurden bei der Tagung "Besucherlenkung in Naturparken" vorgestellt, andere wurden bei den Naturparken gesammelt und können auf den folgenden Seiten nachgelesen werden.


Das Projekt „Schutz und Erhalt der Biodiversität durch gezielte Besucher*innenlenkung“ wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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