Der Naturpark Ybbstal hat sich im Rahmen eines Projektes dem Schutz und Erhalt des Steinkrebses verschrieben, dessen Bestände aktuell enorm rasch zurückgehen. Grund dafür ist die sogenannte Krebspest, eine Erkrankung, die vom bei uns nicht heimischen amerikanischen Signalkrebs übertragen wird. Aber es gibt noch weitere Gründe. Im Naturpark werden die noch vorhandenen Steinkrebsbestände gefunden und vor Bedrohungen geschützt.
Der Steinkrebs ist aus vielen Gründen stark bedroht. Eine Hauptgefährdungsursache sind nicht heimische Krebse und die von ihnen verbreitete Krankheit, die Krebspest. Diese, mittels Sporen übertragene tödliche Erkrankung trifft alle heimischen Krebsarten. Die nordamerikanischen Krebsarten, allen voran der Signalkrebs, sind zwar Überträger dieser Krankheit, sie erkranken oder sterben aber in der Regel nicht daran. Nicht zuletzt auch aufgrund seines aggressiven Verhaltens und seiner höheren Resistenz gegenüber Gewässerverschmutzungen, ist zu beobachten, dass sich vor allem der Signalkrebs immer weiter auch in jene kleinen Bächlein hinein ausbreitet, in denen der Steinkrebs heimisch ist.
Aber nicht nur die Ausbreitungstendenz der nordamerikanischen Krebse selbst, sondern die Tatsache, dass sie praktisch überall, wo sie vorkommen, Krebspesterreger ausscheiden, macht die Situation so gefährlich. Krebspesterreger können mit allem Material übertragen oder sogar in andere Gewässer verschleppt werden, das feucht ist. Beginnend von der Badehose, über Angelzeug bis hin zu Kopfbedeckungen, die man als Wanderer gerne im nächsten Bächlein kurz ausdrückt, um eine kleine Erfrischung zu genießen. Angesichts dieser Aufzählung ist gut vorstellbar, wie gefährlich die Krebspestübertragung erst über Lastwagen, Bagger und andere Forst- oder Baumaschinen ist.
Ein weiterer Gefährdungsgrund ist etwa der Lebensraumverlust infolge Gewässerverbauungen. Im Zuge der – oft aus Hochwasserschutzgründen nötigen - Gewässerverbauung wurden viele kleine Bäche und Gerinne aus unterschiedlichen Gründen, etwa wegen der leichteren Instandhaltung, völlig durchreguliert und die Verlegung des Steinmaterials so glatt wie möglich ausgeführt. Dadurch blieben keine Steinhaufen oder andere Höhlen übrig, die der Steinkrebs als Unterschlupf braucht.
Ein weiteres Problem, das regional durchaus unterschiedliche Ursachen hat, ist die zu hohe Feinsedimentbelastung der Gewässersohle. Als Feinsediment gilt – je nach Definition etwas unterschiedlich - aber im Wesentlichen alles Substrat das kleiner, als grober Sand mit etwa 2 mm Korndurchmesser ist. Ein zu hoher Feinsedimentanteil im Sohlsubstrat verlegt die Wohnhöhlen, führt bei Vorhandensein hoher organischer Anteile zu Sauerstoffzehrung und hat noch zahlreiche weitere negative Effekte - jedenfalls ist Feinsediment ein Grund für das Verschwinden des Steinkrebses aus so belasteten Gewässer(regionen).
Neben den genannten, gibt es noch zahlreiche weitere Gefährdungsfaktoren, nicht zu vergessen, unspezifisch wirkende Insektenschutzmittel, die alle Wirbellosen töten, und damit auch die Krebse. Hinsichtlich Häufigkeit des Auftretens und flächiger Wirksamkeit sind aber die drei ausgeführten Problemkreise die wichtigsten.
Im Rahmen unseres Projekts erfolgt eine Bestandsaufnahme, die einerseits einen guten Eindruck von der Verbreitung des Steinkrebses im Gebiet gibt und andererseits Basis für die Formulierung von Maßnahmen ist.