Die schönsten Natur- und Kulturlandschaften Österreichs
Reist man mit offenen Augen durch Österreich, wird einem klar, wie abwechslungsreich die Landschaft in vielen Regionen ist. Bunte Wiesen, eindrucksvolle Wälder, sonnige Weinberge, kristallklare Seen, naturnahe Flusslandschaften mit ihren Auen, geheimnisvolle Moore und natürlich die imposante Gebirgswelt prägen das Bild von Österreich. Dabei ist wohl den wenigsten bewusst, dass ursprüngliche Naturlandschaften in Österreich nur noch in den höchsten Hochgebirgslagen und in sehr kleinen Resten (Moore, Urwaldreste) im übrigen Bundesgebiet vorkommen. Ein Großteil der Fläche ist stark vom Menschen beeinflusst und stellt vielmehr eine Kulturlandschaft als eine Naturlandschaft dar.
Könnte man einige tausend Jahre in die Vergangenheit reisen, würde man in den meisten Gegenden Österreichs buchstäblich im Wald stehen. Große Teile wären von Wäldern unterschiedlicher Ausprägung eingenommen. Die Tätigkeit des Menschen im Bestreben Lebensraum zu erschließen, Nahrung zu produzieren und Bodenschätze zu gewinnen, veränderte die Landschaft grundlegend. Es entstanden große ausgedehnte Wiesen und Weiden, die entsprechend ihrer Bewirtschaftung, ihrer geologischen Lage und ihren Standortverhältnissen unterschiedlichen Lebewesen Platz bieten. Viele dieser Arten hätten im geschlossenen Wald keine Chance auf ein Überleben. Wiesen und Äcker mit ihren Hecken und Randstrukturen, Streuobstwiesen mit alten Obstbäumen und Weingärten prägen nun über weite Teile das Land und geben wiederum vielen Tieren und Pflanzen eine Lebensgrundlage.
Diese traditionell gewachsene Vielfalt in der Landschaft spiegelt sich auch in einer enormen Biodiversität wider, also der Vielfalt an Lebensräumen und an pflanzlichem und tierischem Leben. Annähernd 45.000 Tierarten und beinahe 3.500 Farn- und Blütenpflanzen besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume in Österreich. Manche dieser Tiere und Pflanzen sind wenig spezialisiert und weit verbreitet, wie etwa die Fichte, das Tagpfauenauge und der Buchfink, andere sind hoch spezialisiert. Die Sonnentau-Arten, allesamt fleischfressende Pflanzen, sind zum Beispiel nur in extremen Moorlebensräumen konkurrenzfähig und können andernorts nicht existieren.
Die enorme Zahl an Pflanzen und Tieren ist nur möglich, wenn auch eine reich strukturierte und vernetzte, vielfältige Landschaft mit verschiedenen Groß- und Kleinlebensräumen vorhanden ist. Durch den steigenden wirtschaftlichen Druck auf unsere Bäuer*innen und die dadurch immer intensiver werdende Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen kam und kommt es abermals zu einer dramatischen Veränderung in der Landschaft. Die Vielfalt der Natur geht zugunsten von eintönigen und oft artenarmen Produktionsflächen verloren.
Den Naturparken, mit ihrem Auftrag den Naturraum durch nachhaltige Nutzung in seiner Vielfalt zu sichern und die traditionelle Kulturlandschaft zu erhalten, kommt hier eine wichtige Rolle zu. Die 47 Österreichischen Naturparke, welche rund 6% der Landesfläche einnehmen, beherbergen allesamt besonders artenreiche Kultur- und teilweise auch Naturlandschaften. Die Charakterarten der jeweiligen Naturparke klingen wie das „Who is who“ der seltenen, außerordentlich schönen und speziell schützenswerten Vertreter der Flora und Fauna Österreichs, um nicht zu sagen Europas. Ob Schachblume, Türkenbundlilie, Illyrische Gladiole oder Deutsche Tamariske bei den Pflanzen und Ameisenbläuling, Alpenbockkäfer, Huchen oder Bienenfresser bei den Tieren – sie alle werden nur längerfristig überleben, wenn die in den Naturparken gelebten Grundsätze der nachhaltigen und schonenden Nutzung unserer Landschaft innerhalb und auch außerhalb dieser Schutzgebiete beherzigt werden. Achtsame Nutzung der Landschaft durch den Menschen fördert die Vielfalt an Leben, und davon profitieren auch nachfolgende Generationen.