Aufblühen und fruchten
In der Pflanzenwelt, der sogenannten Flora, steht Verwandlung nahezu im gesamten Jahreskreislauf an der Tagesordnung. Kaum ein anderer Bereich führt uns den Wandel so direkt und unübersehbar vor Augen, wie die grüne Seite der Natur. Einzig im Winter herrschen ein paar Wochen Ruhe, wobei sich die Knospen der Frühblüher bereits in Lauerstellung befinden, um bei den ersten wärmeren Phasen aufzuplatzen und das neue Vegetationsjahr einzuläuten.
Bei den Gehölzen zählt die Hasel zu den allerersten, die im Vorfrühling ihre Pollen der
Windverbreitung überlässt. Dazu legt sie im vorangegangenen Vegetationsjahr die sogenannten Herbsthaselkätzchen an, damit geht im Frühjahr keine Zeit verloren, das Kätzchen muss sich nur mehr strecken und kann schon loslegen mit dem Aufblühen und Stäuben. Und dann geht es Schlag auf Schlag, dem leuchtenden Gelb der Dirndlblüte folgen bald die weißen Blütenmeere von Schlehe, Traubenkirsche, Steinweichsel und Co.
Das Aufplatzen der Knospen, wenn aus einer unscheinbaren bräunlichen oder grünlichen Knospe über Nacht plötzlich eine farbenprächtige, duftende Blüte wird, ist ein wahrhaft magischer Verwandlungsmoment in der Natur. Das Aufblühen ist nicht nur eine augenscheinliche Verwandlung, in den meisten Fällen wird noch dazu unser Geruchsinn mit Wohlgerüchen der unterschiedlichsten Blüten belohnt.
Während schließlich die letzten Gehölze blühen, wie die Waldrebe im Spätsommer oder der Efeu sogar erst im Frühherbst, sind andere schon längst mit der nächsten Verwandlung, nämlich jener von der Blüte zur Frucht, beschäftigt. Bei etlichen Heckensträuchern, wie z.B. Schlehe, Dirndl oder Hasel wird jetzt aus der bisher ungenießbaren Pflanze ein Produzent von schmackhaften Früchten für Mensch und Tier. In den Früchten finden sich wiederum die Anlagen für die nächste Gehölzgeneration, die Samen.
Diese werden durch den Wind oder durch Vögel und andere Tiere verbreitet, die dafür sorgen, dass an anderer Stelle neue Pflanzen keimen und heranwachsen können.
Wenn schließlich die Fruchtreife abgeschlossen ist, kommt es zur nächsten Verwandlungsphase, der Laubverfärbung im Herbst, die von knalligem Gelb bis zum tiefen Rot alle Stücke spielen kann. Besonders eindrucksvoll zeigen sich hier beispielsweise der Rote Hartriegel oder die Berberitze.
Die Verwandlungen im Überblick
- Aus Knospen werden Blüten oder Blätter.
- Blüten verwandeln sich in Früchte.
- Triebe werden länger und/oder dicker.
- Das kahle Gehölz im Winter verwandelt sich zu einer nahrungsspendenden Pflanze. Dabei sind mitunter nicht nur die Früchte, sondern bei einigen Sträuchern sogar die Blätter (z.B. junge Blätter vom Feldahorn) oder Blüten essbar (Hollerblüten kann man z.B. gut in Teig herausbacken).
- Eine im Winterzustand unbekannte Pflanze verwandelt sich in eine bekannte Pflanze, sobald sich im Frühjahr Blätter und Blüten zeigen.
Umsetzungsideen und praktische Tipps
- Herbarium anlegen: Blätter sammeln, pressen und aufkleben (oder Farb- abdrücke machen), um Blattentwicklung bzw. Wachstum zu dokumentieren.
- Daumenkino: Knospe eines Strauches aussuchen (ev. markieren mit Schnur, damit man sie wiederfindet), möglichst jeden Tag „besuchen“ und ein Foto aus der gleichen Position (Richtung, Abstand) machen. Bilder zu einem Heft binden, schon kann das Daumenkino beginnen. So kann verfolgt werden, wie aus einer Knospe eine Blüte oder ein Blatt wird.
- Zeichnen wie eine Blüte aussieht, wie sie aufgebaut ist und was sich ändert, wenn die Blüte zur Frucht wird. Die Blütenblätter fallen ab, später auch Kelch- und Staubblätter, Fruchtknoten beginnt zu wachsen, Frucht entwickelt sich, wächst, wird reif und verändert dabei ihre Farbe.
Zum Weiterdenken
- Wie funktioniert eigentlich die Befruchtung (Bestäubung), die dafür sorgt, dass aus der Blüte eine Frucht wird?
- Wie sieht die Verwandlung bei krautigen Pflanzen oder bei Nadelgehölzen aus?