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Foto: JM Soedher – stock.adobe.com

Foto: Ewald Neffe

Foto: Monika Zopf

Insektengärten

Gärten stellen im Siedlungsbereich äußerst wichtige Refugien für Insekten dar. Es gilt dabei aber ein paar wichtige Grundregeln zu beachten, um die Kleintiere nicht zu vergraulen und ihnen langfristig ein vielfältiges Zuhause zu bieten. Von großer Bedeutung ist die Strukturvielfalt im Garten – man sollte verschiedene Kleinstrukturen anbieten und auch wilde Ecken zulassen, die ungestörten Rückzug ermöglichen.

Die Erholungsfunktion des „Wohnzimmers im Freien“ wird dabei nicht eingeschränkt, im Gegenteil – beobachten, lauschen und sich an der Vielfalt erfreuen sind aufregende Gartenaktivitäten für Jung und Alt. Wie ein klassischer Bauerngarten zeichnet sich ein Insektengarten durch eine bunte Mischung von Stauden, ein- und mehrjährigen Kräutern und vielfältigen Strukturen aus.

Was brauche ich für die Anlage eines Insektengartens?

Vorbereitung

Zur Planung der insektenfreundlichen Gestaltung sollte der eigene Garten begangen und gedanklich in verschiedene Bereiche eingeteilt werden. Dafür lohnt es sich, gleich Papier und Stift mitzunehmen und eine Skizze anzulegen. Bei der Begehung geht es darum, unterschiedliche Strukturen im Blick zu haben und zu überlegen, wo welche Elemente etabliert werden könnten.

Material und Geräte

Verschiedene heimische Pflanzenarten

Diverse Gartenwerkzeuge

Frische Erde für die Pflanzlöcher

Standort und Fläche

Jeder Garten ist dazu geeignet ein Insektengarten zu werden. Für die konkrete Auswahl der Pflanzen lohnt es sich, sich mit den Lichtverhältnissen und der Bodenbeschaffenheit (nährstoffarm oder reich, trocken oder nass) auseinanderzusetzen.

Kosten und personeller Aufwand

Kosten fallen bei Neupflanzungen an für die Pflanzen und etwas frische Erde. Beim Setzen mehrjähriger Stauden sind die Folgekosten allerdings deutlich niedriger, da man viele Jahre etwas von den Beeten hat und nicht jedes Jahr neu setzen muss. Der personelle Aufwand ergibt sich aus den eigenen Plänen für den Garten. Man kann auch gut nach und nach Kleinlebensräume anlegen.

Worauf kommt es an im insektenfreundlichen Garten?

Heimische Pflanzen setzen

Durch Setzen regionstypischer Pflanzen stellt man sicher, dass die vor Ort lebende Insektenfauna an diese Gewächse angepasst ist und von ihnen als Nahrungsquellen optimal profieren kann. Jedenfalls vermeiden sollte man das Auspflanzen invasiver gebietsfremder Arten (Neophyten). Diese können sich unkontrolliert ausbreiten und haben maßgeblich negative Auswirkungen auf die Vielfalt unserer Ökosysteme. Keinen Gefallen tut man den Insekten, wenn man Pflanzen mit gefüllten Blüten setzt (z. B. Rosen). Dort sind die Staubblätter zu Blütenblättern umgebildet oder nicht erreichbar und es gibt oft weder Nektar noch Pollen.

Um Schmetterlinge, Fliegen, Wildbienen usw. zu fördern, lohnt es sich, auf ein buntes Blütenangebot zu setzen, das im zeitigen Frühling startet und bis in den Herbst hinein mit Nektar und Pollen aufwartet. Pflanzungen können in einem bunten Staudenbeet erfolgen, als Hecke oder Gebüschgruppe, oder auch in Töpfen oder Pflanzkästen. Wer Platz hat, sollte jedenfalls auch eine Blühfläche ansähen. Diese könnte am Rand des Gartens angelegt und beim Mähen einfach ausgespart werden.

Bodenleben bewahren

Im Boden lebende Insekten wie Springschwänze, aber auch Tausendfüßer oder Regenwürmer tragen zur Humusbildung bei und sorgen für Bodenfruchtbarkeit. Um die Vielfalt im Boden zu fördern, müssen wir dafür sorgen, dass das Gleichgewicht im Boden aufrechterhalten wird. Nährstoffe sollten möglichst nur in dem Ausmaß eingebracht werden, wie sie entnommen werden (z. B. durch Rückschnitt oder Ernte). Die Einbringung von Dünger sollte in organischer Form, also durch tierische oder pflanzliche Abfälle erfolgen – durch die Umsetzungsprozesse profitiert das Bodenleben.

Nützlinge fördern, Schädlinge im Zaum halten

In einem Garten, der der Vielfalt dienen soll, haben chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nichts verloren. Sie schaden nicht nur den Schädlingen, sondern auch gänzlich unbeteiligten oder auch nützlichen Arten. Durch ein vielfältiges Nahrungs- und Unterschlupfangebot im Garten siedeln sich Nützlinge von selber an – Marienkäfer fressen Blattläuse, Florfliegenlarven speisen gerne Spinnmilben und Blumenwanzen sind ebenfalls erfolgreiche Schädlingsräuber.

Wilde Ecke und andere Rückzugsmöglichkeiten schaffen

Neben eigens angelegten Pflanzungen profitieren die Insekten enorm von einer wilden Ecke im Garten, die tatsächlich unberührt bleibt. Hier können sich Wildkräuter entwickeln, die langsamer als Gras wachsen und auf dem Rasen nie zur Blüte kommen. Gerne siedeln sich in einer wilden Ecke auch Brennnesseln an, die verschiedenen Schmetterlingsraupen als Nahrung dienen und in der unberührten Ecke auch niemanden brennen können.

Über andere Rückzugsorte, wie Totholzhaufen oder Überwinterungsquartiere bis hin zu Nisthilfen im Garten lesen Sie mehr in den anderen Kapiteln dieses Handbuchs.

Expert*innen-Tipp

„Schnecken im Garten kann man mit feuchten, unbehandelten Holzbrettern auf dem Boden oder in Beeten nachts anlocken und am Tag absammeln und abtransportieren. Mit Schneckenkorn erwischt man nicht nur die unbeliebte Spanische Wegschnecke, sondern auch nützliche Schnecken wie den Tigerschnegel, der sich gerne von Eiern des Schädlings ernährt.“


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