Diplomarbeitvon Maria Wielscher
Außerschulischer Lernort "Lebensraum Alpen":Konzept für eine Projektarbeit für die Sekundarstufe
Das vorgestellte Projekt ist eine Fortsetzung der Kooperation des Naturparks Kaunergrat mit der Universität Wien und baut auf Ergebnissen bereits durchgeführter Erhebungen und Exkursionen auf. Zum Abschluss des Lehramtsstudiums in den Fächern Mathematik und Biologie und Umweltkunde wurde eine Diplomarbeit ausgearbeitet, welche ein modulares Programm für eine einwöchige Exkursionswoche in das Kaunertal enthält, welche Ende Mai 2018 mit einer vierten Klasse der Sir Karl Popper Schule - Wiedner Gymnasium bereits zum ersten Mal durchgeführt wurde. Hierfür wurden fünf botanische und zwölf zoologische Freilandmodule für die Durchführung mit Schülern und Schülerinnen erstellt. Außerdem wurde für jeden Themenbereich der fachliche Hintergrund mit aktueller, wissenschaftlicher Literatur festgehalten. Weiters wurde eine zusätzliche Literaturempfehlung für die Naturparkmitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Das Projekt wurde inspiriert durch die Lehrveranstaltungen „300440 EX Interdisziplinäre Exkursion in die Alpen LA-BU“ (SS 2015) und „300156 VO Biologie und Ökologie der Alpentiere“ (WS 2015/16) und mit Hilfe der Betreuung von Frau Dr. Barbara-Amina Gereben-Krenn über einen Zeitraum von zwei Jahren ausführlich ausgearbeitet.
Durch das Programm soll Schülerinnen und Schülern einerseits die Einzigartigkeit der Bergwelt aufgezeigt werden, sowie ihre Fauna und Flora nähergebracht werden, andererseits sollen allgemeine biologische und ökologische Konzepte am Beispiel der Hochgebirgslebensräume der Alpen vermittelt werden, da sich in keinem anderem mitteleuropäischen Lebensraum erdwissenschaftliche und ökologische Zusammenhänge so offenkundig darstellen lassen wie im Hochgebirge. Es wird vorwiegend die Methode des forschenden Lernens angewendet und die Schüler und Schülerinnen können selbstständig oder dezent angeleitet, einfache biologische Erhebungs- und Auswertungsmethoden anwenden. Auf diese Weise soll sowohl das Interesse an der Natur als auch das Verständnis für die wissenschaftliche Datenerhebung als Basis der Untersuchung von Biodiversität vermittelt werden. Hierbei spielt die Freilanddidaktik eine besondere Rolle, da jegliche praktischen Erlebnisse im Zuge des forschenden Lernens und das selbstständige, haptische Erfahren eines Lebensraumes den Stellenwert des Gelernten verändert.
Die praktischen Module des erstellten Handbuches können sich beliebig kombinieren lassen und geben den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Naturparkes dadurch die nötige Flexibilität, um die Anwendungen auf die Vorkenntnisse und das Interesse der Schüler und Schülerinnen als auch auf die vorherrschenden Witterungsverhältnisse und Tieraktivität bzw. Phänologie abzustimmen. Die botanischen Themenbereiche beinhalten eine Vegetationsaufnahme entlang des Höhengradienten, eine Vegetationsstrukturmessung, eine phänologische Aufnahme und eine Vegetationsaufnahme nach Braun-Blanquet. Hiervon wurde insbesondere die Vegetationsaufnahme nach Braun-Blanquet von den Schülern und Schülerinnen gut
aufgenommen. Zusätzlich wurde darauf geachtet charakteristische Vertreter der Pflanzengesellschaften (z.B.: Windkante) im Hochgebirge zu vermitteln und während der gesamten Exkursionswoche mehrmals zu wiederholen und von den Schülern und Schülerinnen selbstständig ansprechen zu lassen. Einige zoologische Anwendungen, wie die Blütenbesucherbeobachtung und die quantitative Erfassung der Heuschreckenfauna durch Streifnetzfänge konnten aufgrund der jahreszeitlichen Situation noch nicht durchgeführt werden. Es wurden bereits Punkt-Stopp Kartierungen der Singvögel über der Waldgrenze, Murmeltierbeobachtungen, Tagfalter- und Hummelbestimmung, sowie Untersuchungen verschiedener Entwicklungsstadien des Grasfrosches (Rana temporaria) erfolgreich ausprobiert. Insbesondere das Arbeiten mit lebenden Tieren, vor allem Fröschen, wurde von den Schülerinnen und Schülern positiv aufgenommen. Dies äußerte sich durch ihre Motivation und Bereitschaft zur Mitarbeit. Zusätzlich wurde rund um die Berghütte (Gepatschhaus) ein Standortvergleich mittels Barberfallen durchgeführt, welcher von den meisten Schülern und Schülerinnen sehr professionell und ernsthaft durchgeführt und ausgewertet wurde. Das Bestimmen der gefangenen Bodenlebewesen und die Hummel- und Tagfalterbestimmung wurde von den Jugendlichen sehr gut angenommen. Die erstellten Bestimmungsschlüssel erwiesen sich als verständlich und leicht anwendbar.
Einige Punkte des Programmes werden nun noch aufgrund der Erfahrungen, welche mit den Schülerinnen und Schülern aus Wien gewonnen werden konnten, adaptiert und an die Verhältnisse und die Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen angepasst. Das erstellte Handbuch enthält außerdem ein Glossar zu Fachbegriffen, um Konzepte der Biologie zu verstehen und die Kompetenz zu erlangen, diese im fachlichen Diskurs anzuwenden (z.B.: Biodiversität, Anpassung, natürliche Selektion, ökologische Nische, biologisches Artkonzept, Sukzession, euryök etc.). Das Programm ist so konzipiert, dass man stets Ergänzungen und Adaptionen hinzufügen kann und bietet durchaus das Potential in den nächsten Jahren weiter ausgebaut zu werden. Als besonders imposant hat sich die Begehung der Gletscherzunge des Gepatschferners für die Jugendlichen erwiesen. Dieser Programmpunkt verleiht dem Programm einen zusätzlichen abenteuerlichen Aspekt. Es wurde von den LehrerInnen des Wiedner Gymnasiums bereits Interesse bekundet das Programm ein weiteres Mal mit einer Klasse durchzuführen, da die Eindrücke von der Bergwelt und ihrer Fauna und Flora sehr eindrucksvoll und lehrreich waren.
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Die Diplomarbeit "Außerschulischer Lernort "Lebensraum Alpen": Konzept für eine Projektarbeit für die Sekundarstufe" (2018) von Maria Wielscher wurde an der Universität Wien: Lehramtsstudium "Biologie und Umweltkunde" verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 15,6 MB).