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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Lukas Streißelberger

Species richness and abundance of true bugs (Hemiptera: Heteroptera) in different grassland habitats in Austria

Unterschiedliche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Artenreichtum und Vorkommen von Insekten in Graslandschaften in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen haben. Einer der größten Treiber dieser Entwicklung ist die landwirtschaftliche Intensivierung von Flächen. Um dem Verlust von Biodiversität in Graslandhabitaten entgegenzuwirken, haben sich die Extensivierung von Flächen, als auch die Anlage von Blühstreifen als gute Maßnahmen bewährt. Die Blühstreifen tragen entscheidend zur Erhaltung und Wiederherstellung von Insektengemeinschaften bei und sind, wie auch die Extensivierung, ein integraler Bestandteil von Agrarumweltprogrammen in vielen europäischen Ländern. Als wichtiger Indikator für Insektendiversität in bewirtschafteten Flächen gelten dabei Wanzen. Diese reagieren sensibel auf die Änderung der Nutzungsart, wie auch auf das Management von Grünland. Diese Diplomarbeit zielt darauf ab, die Auswirkungen der beiden Maßnahmen Extensivierung und Blühstreifen auf das Vorkommen, die Artenvielfalt und Artenzusammensetzung von Wanzen in vier Grünlandhabitaten zu untersuchen.

Die konkreten Forschungsfragen lauten:

  1. 1)  Gibt es signifikante Unterschiede im Vorkommen von Wanzen zwischen den vier Grünlandhabitaten?

  2. 2)  Gibt es signifikante Unterschiede im Artenreichtum von Wanzen zwischen den vier Grünlandhabitaten?

  3. 3)  Unterscheiden sich die Artenzusammensetzung der Wanzen zwischen den vier untersuchten Grünlandhabitaten?

  4. 4)  Beeinflussen Pflanzenparameter die Artenzusammensetzung und das Vorkommen von Wanzen?

Durchgeführt wurde die Arbeit im Zuge des Projektes „DivRESTORE“ in den beiden Biosphärenparks Wienerwald und Salzburger Lungau/Kärntner Nockberge.

 

Zielsetzung und Methodik 

Untersucht wurden vier unterschiedliche Grünlandhabitate - intensiv bewirtschaftete Wiesen (Kontrollfläche), extensiv bewirtschaftete Wiesen (extensiv), Blühstreifen (an intensive Wiesen angrenzend) und intensiv bewirtschaftete Wiesen neben Blühstreifen (intensiv) - die sich in den zwei Biosphärenparks Wienerwald und Salzburger Lungau/Kärntner Nockberge befanden. Die intensiv bewirtschafteten Flächen wurden mindestens dreimal pro Jahr gemäht und auch gedüngt. Die extensiv bewirtschafteten Flächen erhielten keine Düngung und wurden lediglich einmal pro Jahr gemäht. Jeder

Blühstreifen war drei Meter breit und 50 Meter lang und wurde im September/Oktober 2019 mit lokalem Saatgut angelegt. Jedes der vier Habitate war in den zwei Biosphärenparks fünf Mal vertreten, was zu insgesamt 40 zu erhebenden Flächen führte (2 Regionen x 4 Habitate x 5 Flächen). Die drei Erhebungen der Wanzen in den Monaten Juni, Juli und August 2021 wurden mittels eines Insektennetzes durchgeführt, wobei pro Fläche 3 x 30 Schläge entlang eines Transektes erfolgten. Die gefangenen Insekten wurden bis zur Sortierung tiefgekühlt und die Wanzen danach mit Hilfe eines Stereomikroskopes und Bestimmungshilfen bis auf Artniveau bestimmt. Bei den Pflanzenparametern wurden die Blühbedeckung, die Vegetationsstruktur und die Pflanzenhöhe, ebenfalls in den Monaten Juni, Juli und August, gemessen. Die Analyse der Ergebnisse erfolgte mit den jeweils für die Forschungsfragen geeigneten, statistischen Methoden mithilfe der Statistiksoftware „R“. Aufgrund der großen geographischen und klimatischen Unterschiede zwischen den Regionen, wurden die Ergebnisse von Wienerwald und Lungau/Nockberge getrennt analysiert.

 

Ergebnisse

Insgesamt wurden 3.056 Wanzen, gehörend zu 75 Arten und 14 Familien gefangen. Die Ergebnisse zeigten signifikante Unterschiede im Artenreichtum und im Vorkommen von Wanzen in der etwas intensiver bewirtschafteten Region Lungau/Nockberge. Konkret zeigten sich diese sowohl zwischen Blühstreifen und intensiv bewirtschafteten Wiesen (angrenzend an Blühstreifen), wie auch zwischen Blühstreifen intensiv bewirtschafteten Wiesen (Kontrollfläche). Die extensiver bewirtschaftete Region Wienerwald wies insgesamt einen höheren Artenreichtum und ein höheres Vorkommen von Wanzen auf, bei einer gleichzeitig gleichmäßigeren Verteilung über die Grünlandhabitate. Es konnten in dieser Region jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Habitaten festgestellt werden. Die Artengemeinschaften zwischen den beiden Regionen unterschieden sich signifikant, was die unterschiedlichen Charakteristika unterstrich und die Entscheidung die beiden Regionen getrennt zu untersuchen bestätigte. Darüber hinaus hatte in beiden Regionen das Grünlandhabitat einen signifikanten (Wienerwald) oder sogar hochsignifikanten (Lungau/Nockberge) Einfluss auf die Artenzusammensetzung der Wanzen, insbesondere unterschied sich wieder der Blühstreifen von anderen Habitaten. Die Pflanzenparameter Pflanzenhöhe und Vegetationsstruktur erwiesen sich als entscheidende Einflussfaktoren auf die Wanzenpopulationen.

 

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass Blühstreifen in intensiv bewirtschafteten Gebieten wirksamere Elekte auf Wanzenpopulationen haben. Für eine allgemein nachhaltig positive Wirkung (auch in extensiveren Gebieten) ist womöglich eine längere Etablierung, eine größere Fläche und ein kollektiver Ansatz erforderlich. Ebenso unterscheiden sich die Artenzusammensetzungen in den Blühstreifen signifikant von jenen in den anderen Habitaten. Entgegen den Erwartungen wurden in der Studie nur geringe Unterschiede zwischen extensiv und intensiv bewirtschafteten Wiesen in Bezug auf Vorkommen und Artenvielfalt der Wanzen festgestellt. Die Pflanzenparameter Vegetationsstruktur und Pflanzenhöhe haben dagegen einen starken Einfluss darauf. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die grundsätzlich bereits hohe Artenvielfalt in den beiden Regionen die Auswirkungen der Bewirtschaftung auf die Wanzen abmildern könnte. Insgesamt bietet die Studie wertvolle Einblicke in die Wechselwirkungen, die die Artenvielfalt von Insekten in unterschiedlichen Grünlandhabitaten bestimmen.

 

Download

Die Masterarbeit „Species richness and abundance of true bugs (Hemiptera: Heteroptera) in different grassland habitats in Austria“ (2023) von Lukas Streißelberger wurde an der Universität für Bodenkultur in Wien verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 13,1 MB).

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