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Foto: Raymond Clement / Naturpark Our

Foto: Franz Kovacs

Naturtourismus und sanfte Mobilität

im Naturpark Weißenseevon Mag. Robert Heuberger

Projektbeschreibung

Im Zuge eines Interreg Projektes wurden Maßnahmen zur Verkehrsreduktion am Weißensee erarbeitet. Die Verkehrsfrage war am Weißensee schon immer ein Thema, wurde doch bereits 1978 durch eine Abstimmung eine Durchzugsstraße verhindert und so der Grundstein für die naturnahe Entwicklung der Region gelegt. Bald schon gab es Bemühungen den Verkehr zu reduzieren.

Doch erst mit dem Naturpark Weißensee war die Zeit reif, die wichtige Frage der Verkehrsreduktion am Weißensee grundlegend aufzubereiten. So konnte die Gemeinde Weißensee als Starthilfe das größte Österreichische klima:aktiv Projekt einreichen.
Die Naturpark-Gemeinde Weißensee ist aufgrund ihrer einzigartigen Besonderheiten (unverbauter See, Talschluss, Top-Betriebe, …) sowohl im Winter (Eislauf-Paradies) als auch im Sommer (See- / Wandererlebnis) eine der touristischen Top-Destinationen im Alpenraum mit einem hohen Bekanntheitsgrad. Pro Jahr werden insgesamt ca. 65.000 Gäst*innenankünfte und ca. 415.000 Gäst*innenächtigungen verzeichnet – davon ca. 115.000 im Winter (27%) und 300.000 (73%) im Sommer. Der Weißensee ist auch ein beliebtes Ausflugsziel. So frequentieren im Sommer zusätzlich ca. 120.000 Tagesgäste (Schifffahrt, Bergbahn, Badegäste) und im Winter ca. 50.000 Tagesgäste (Eisläufer) den Erlebnisraum.

Insgesamt ergibt sich dadurch eine intensive Verkehrsbelastung. So werden an einem durchschnittlichen Wochentag im Sommer bis zu 4.500 PKW im Zentrum gezählt. An den Spitzentagen im Sommer sind nochmals Steigerungen um ein Drittel möglich (6.000 PKW innerhalb von 24 Stunden – davon ca. 45% durch Tagesgäste). Dadurch ergibt sich eine unzumutbare Belastung, die eine weitere positive Entwicklung als naturtouristische Destination gefährdet und somit die Prädikatisierung als Naturpark in Frage stellt.

Daher wurde in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Gemeinde, Naturpark und Tourismus eine modellhafte und machbare Umsetzung eines umfassenden, zukunftsfähigen Konzeptes „Sanfte Mobilität Weißensee“ realisiert.

Was wurde erreicht?

Die Naturpark-Gemeinde Weißensee ist sich ihrer Vorbildfunktion im Sinne eines nachhaltigen, naturnahen Tourismus bewusst. Das Prädikat „Naturpark“ wird im Sinne der weiteren touristischen Entwicklung als die „Stärke“ (Alleinstellungsmerkmal) gesehen. Die negativen Einflüsse des ständig ungezügelt steigenden Autoverkehrs stehen im Widerspruch zu diesem Prädikat. Daher wird laufend daran gearbeitet, den motorisierten Individualverkehr zugunsten sanfter Mobilitätsformen zu reduzieren.

Bei den Nächtigungsgästen*innen konnte die Anzahl der mit öffentlichen Verkehrsmitteln (z. B. Bahn, Bus, …) anreisenden Gäst*innen von 2010 bis 2018 verzehnfacht werden. Ein sehr guter Wert für eine weit abseits eines Bahnhofes gelegene Destination. Auf der anderen Seite wird ein überwiegender Anteil aller innerörtlichen Kfz-Fahrten während des Aufenthalts durch die Bereitstellung sanfter Mobilitätsformen deutlich vermindert. Dazu zählt allen voran der Naturpark-Bus, aber auch Schifffahrt, Radfahren, Zu-Fuß-gehen, E-Bike-fahren etc. spielen eine wesentliche Rolle. Weiters werden Tagesgäste im Naturpark zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel (z. B. Naturpark-Bus) bzw. sonstige sanfte Mobilitätsformen motiviert.

Wichtige Bestandteile des Konzeptes „Sanfte Mobilität Weißensee“:

  • Klimafreundliche Anreise
  • „Auffangparkplatz Praditz“ mit WC Anlage und OrientierungstafelnGroßes Angebot an „Spaß Mobilität“ wie: Fahrräder, E-Bikes, E-Scooter, Segways, Pferdekutschen, E-Auto „Fred“
  • Naturpark-Bus: Shuttle im 30 Minuten-Takt mit zusätzlichen Haltestellen alle 200 bis 300 m
  • Parkraumbewirtschaftung: Gebührenpflicht als wichtiger Teil der Besucherlenkung – vor allem Tagesgäste*innen sollen so zum Umstieg auf den Naturpark-Bus bewegt werden.
  • Verkehrsberuhigung: Ausbau des Wegenetzes für Fußgänger*innen und RadfahrerInnen
  • Durchgängiges Info-, Lenk- und Leitsystem zur raschen Orientierung und als Vorbild für die Ortsbildgestaltung
  • Umfassende Marketing- / Kommunikationsoffensive nach außen
  • Info- und Schulungsmaßnahmen für Betriebe / Mitarbeiter*innen
  • Ein/e MobilitätsmitarbeiterIn, der/die bei der Tourismusinformation Weißensee angestellt ist und das Mobilitätsangebot (Bus, Bahnhofshuttle, Erlebnispass Mobil+, ...) koordiniert sowie Kommunikationsdrehscheibe zu den Beherbergungsbetrieben ist.
  • In der Gästekarte „Erlebnispass Mobil+“ der Mobilitäts-Partnerbetriebe sind zahlreiche Leistungen inkludiert (Bus, …). Diese Leistungen werden laufend ausgebaut.
  • Vorbildfunktion der Gemeinde Weißensee: Die Gemeinde selbst verfügt über fünf E-Fahrräder, die den Gemeinde-Mitarbeiter*innen für Dienstwege und die Fahrt zum Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. Weiters verfügt die Gemeinde über einen E-Roller und einen „Elektrotransporter“ für den Wirtschaftshof. Die Gemeinde Weißensee wurde im „e5 Programm für energieeffiziente Gemeinden“ mit „eeeee“ ausgezeichnet. Das ist die höchste Auszeichnung in diesem Programm.

Die Zahlen sprechen für den Erfolg

Die „sanfte Mobilität“ im Naturpark Weißensee, mit Naturpark-Bus, Bahnhof-Shuttle und Ruftaxi bringt dem Gast ein großartiges Angebot. Es werden pro Jahr rund 775,74 Tonnen CO2 und 2.553,06 kg NOX eingespart.

Ausblick

Derzeit läuft im Naturpark Weißensee der Prozess Naturpark Z, bei dem die Zukunft des Naturparks diskutiert wird. Daraus entsteht der neue Naturpark-Plan. Bei den bisherigen Besprechungen und Arbeitssitzungen war das Thema „Mobilität“ ein zentrales und wurde von allen Teilnehmer*innen als wesentliche Maßnahme zur Weiterentwicklung angesehen.

Service-Angaben

Naturparke Kärnten • Mag. Robert Heuberger
Amt der Kärntner Landesregierung • Abteilung 8 – Umwelt, Energie und Naturschutz
Klagenfurter Straße 66 • 9500 Villach
Tel.: +43 (0) 664 / 120 27 62 • E-Mail: robert.heuberger@ktn.gv.at

Tourismusinformation Weissensee
Techendorf 78 • 9762 Techendorf
Tel.: +43 (0) 4713 / 2220 • E-Mail: info@weissensee.com


Naturtourismus und sanfte Mobilität im Naturpark Weißensee (PDF-Download: 0,4 MB)

Stand: Juni 2020


Dieser Artikel entstand im Rahmen des Projektes "Klimaschutz in Naturparken" und wurde von Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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