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Foto: Engelbert Kenyeri

Foto: Naturpark Dobratsch

Foto: ARGE Naturparke

Parkraumbewirtschaftung

im Naturpark Ötscher-Tormäuervon Florian Schublach

Projektbeschreibung

An geeigneten Parkplätzen werden Automaten aufgestellt, die der Naturpark bewirtschaftet. Um passende Parkplätze herauszufinden, ist vorausgehend eine Potenzialanalyse durchzuführen (Wo gibt es viele Autos bzw. Besucher*innen und wenig „Ausweichmöglichkeiten“?). An jedem geeigneten Parkplatz wird ein Automat aufgestellt, der Parkscheine für die Besucher*innen gegen Bezahlung ausstellt. Handyparken bzw. Online-Applikationen können in gewissen Fällen eine Alternative darstellen.

 

Finanzierungsmodell

Wirtschaftliche Grunddaten

  • Einnahmen: ca. € 3,- bis 7,- pro Auto / Tag
  • Laufende Ausgaben: variabel (Personal, Wartung, Strom und Sonstiges)
  • Investition: ca. € 5.000, - bis 15.000, - je Automat, abhängig von den Funktionen: nur Münzgeldzahlung, Wechselgeldmodus, Bankomatzahlung, Störungsmeldung, Statistikauswertung …

Nutzen

  • Lukrative Einnahmequelle
  • Mittel für die Umsetzung eines Mobilitätskonzepts

Herausforderungen

  • Interne Kommunikation mit der Bevölkerung: die Bereitschaft der Einheimischen für jeden Besuch die Parkgebühren zu bezahlen ist nicht gegeben. Es ist jedoch nicht EU-konform, dass Einheimische kostenlos parken, daher ist es wichtig, dafür eine passende, akzeptierte Lösung zu finden.
  • Rechtlich gesehen gilt die Gesetzeslage des jeweiligen Bundeslandes z. B. in NÖ die Niederösterreichische Parkraumbewirtschaftungsverordnung. Darin sind u.a. festgelegte Tarife enthalten. Ist der Parkplatz im öffentlichen Besitz kann der Naturpark nicht bewirtschaften, sondern nur die Gemeinde. Das heißt, es ist ein Bewirtschaftungsvertrag mit der Gemeinde abzuschließen und es dürfen nur beeidete Kontrollorgane die Überprüfung des Parkplatzes vornehmen.
  • Private Grundbesitzer: Bei privatem Parkplatz-Besitz ist die einzige Hürde, ob der Grundbesitzer teilnehmen will oder nicht. Wenn er zustimmt, pachtet der Naturpark den Grund und zahlt dem Grundbesitzer eine festgelegte Pacht (Fixbetrag oder umsatzabhängige Pacht).
  • Bezahlung: Wenn die Automaten nur eine eingeschränkte Bezahlungsfunktion haben, ergeben sich dabei öfters Beschwerden. Daher ist bei der Installierung die Auswahl der Automaten-Servicefunktion zu beachten. Empfehlung NFC-Bezahlfunktion zusätzlich einbauen.
  • Zahlungsmoral: Es gibt immer eine bestimmte Zahlungsausfallsquote. Diese kann durch Kontrollen und Strafen minimiert werden. In diesem Zusammenhang ist eine entsprechend klare Beschilderung (gebührenpflichtig, Anfang und Ende) wichtig.

Voraussetzungen

  • Es bedarf einer gewissen Besucherfrequenz (Tagestouristen)
  • Es ist Personal notwendig, welches Geld aus den Automaten monatlich (oder öfter) entleert. Außerdem ist ein technisch versierter „Bastler“, der die Automaten warten kann, von Vorteil.
  • Es gibt folgende rechtliche Voraussetzungen:
  • Bei öffentlichem Gut: Bewirtschaftung nur über Gemeinde durchführbar. Die NÖ-Parkraumbewirtschaftungsverordnung kommt zur Anwendung. Eventuell ist ein Bewirtschaftungsvertrag zwischen Gemeinde und Naturpark abzuschließen.
  • Wenn Grundstück privat: Es ist ein Vertrag mit den Grundbesitzern abzuschließen. Der Naturpark pachtet den Grund und übernimmt die Pflege und gibt dem Grundbesitzer z. B. 10 % vom Nettoumsatz auf diesem Gebiet (als Pacht).
  • Ansonsten gibt es generell keine Einschränkungen (keine Gewerbeberechtigung etc.)
  • Parkeinnahmen sind natürlich zu versteuern (20% MwSt.), Beträge über €25 sind zu registrieren (Registrierkassenverordnung).
  • Fundamentierung der Automaten, Entsprechende Beschilderung und Kommunikation

Erfahrungen aus Beispielprojekt, Naturpark Ötscher-Tormäuer

Wirtschaftlichkeit

  • Umsatz (brutto) / Jahr € 90.000, -
    • Preis pro Halbtag: * € 3,-
    • Preis pro Ganztag: * € 5,-
    • Camper pro Nacht: € 15,-
    • *Die Preise sind üblich in Österreich im freiländlichen Bereich.
  • Laufende Ausgaben / Jahr € 20.000, -
    • Pacht Grundbesitzer
    • Personal (1 Tag pro Monat)
    • Wartung (internes Personal - Anlassbezogen)
    • Ersatzteile
    • Papier, Strom und Sonstiges
    • Kosten Zahlungsanbieter (Kartenzahlung)
    • Kosten Bargeld Bank
    • Statistikprogramm
  • Ertrag / Jahr    € 70.000, -
  • Erstinvestition (ca.) € 50.000, -
    • 6 Automaten, Stromanschluss: € 40.000
    • 6 x Fundament, Beschilderung: € 10.000

Erfahrungen

  • Kommunikation in der Region so gestalten, dass es zu möglichst wenig Widerstand kommt: Da viele Einheimische nicht bereit waren den Betrag zu bezahlen, hat man folgende Lösung gefunden: Einheimische können in einer (vor allem intern kommunizierten) Vorverkaufsaktion eine vergünstige Jahresparkkarte (um 10 Euro pro Jahr) erwerben. Dies nutzen rund 200 Einheimische/Jahr.  
  • Zahlungsmoral: 90 % der Besucher bezahlen sofort. 10 % zahlen nicht. Für diese gibt es „freundliche“ Strafzettel mit 15 Euro Strafe (Gebühr für das Nichtbezahlen). Wenn jemand im Büro vorbeikommt, kann die Strafe im Einzelfall auch erlassen werden.
  • 50 % derjenigen, die den Strafzettel bekommen, zahlen die Gebühr. Der rechtliche Tatbestand ist Besitzstörung. Man könnte diese nichtzahlenden Personen (insgesamt ca. 5 % aller Besucher*innen) auf Besitzstörung klagen. Das wird im Moment nicht gemacht, sondern als Ausfall hingenommen.
  • Service und Wartung: Serviceverträge sind relativ teuer. Da die Automaten in einem Modulsystem aufgebaut sind, sind sie relativ einfach selbst zu warten. Wenn es im Naturpark einen Menschen gibt, der sich technisch etwas auskennt bzw. bereit ist sich einzuarbeiten, kann man den Großteil selbst machen.
  • Stromanschluss ist notwendig oder Solarbetrieb: Beide Varianten sind je nach Lage und Verfügbarkeit eine gute Lösung.
  • Automatenkauf: Es gibt rund 5 namhafte Anbieter auf dem Österreichischen Markt. Die meisten Automaten sind ähnlich aufgebaut. In der Preisgestaltung gibt es jedoch große Unterschiede.
  • Hier ist bei der Anschaffung einiges an Recherchearbeit nötig.
  • Automatenfunktion: Die Empfehlung ist neben der Barzahlung auch eine Bankomatfunktion zur Verfügung zu stellen. Die Automaten fassen ca. € 2.000, - danach gibt es eine Störungsmeldung; d.h. je nach Frequenz sind sie 1-2x pro Monat sind sie zu leeren.
  • Bei der Kartenzahlung empfiehlt sich NFC-Only (kein Nummernpad, kein Einstecken der Karte). Die Beträge sind normalerweise unter €50, somit geht NFC gut.
  • Achtung bei entlegenen Standorten: Netzabdeckung. Bankomatzahlung braucht eine Internetanbindung, um die Zahlung abzuwickeln.
  • Für die Kartenzahlung braucht es weiters eine Datensimkarte pro Automaten. Diese gibt es von allen gängigen Handynetzbetreibern. HOT (Hofer) derzeit am günstigsten. A1 hat eine gute technische Lösung (nationales Roaming).
  • Banknotenfunktion, Wechselgeld, etc. sind im Normalfall bei allen Anbietern erhältlich. Diese Bauteile können praktisch sein, schlagen sich aber auch deutlich im Ankaufspreis und der Wartung nieder.
  • Beschwerden:  Es gab die meisten Beschwerden wegen fehlender Bezahlungsmöglichkeiten. Wo es möglich ist, sollte man daher eine Bankomatzahlung anbieten (dazu ist eine ständige Internetverbindung nötig), bzw.  mindestens eine Papiergeldzahlung anbieten. Bei Banknotenbezahlung ist eine Wechselfunktion wichtig.
  • Gute Kennzeichnung mit Parkverbotsschildern bei Ausweichmöglichkeiten – Zusammenarbeit mit Gemeinde ist wichtig.
  • Man sollte bei den Gebühren keine Ausnahmen machen (Vereine, …)
  • Es gab bisher keine Probleme mit Vandalismus
  • Pacht: Umsatzabhängige Pacht wird als besser angesehen als eine Fixpacht; vor allem, was die Kontrolle der oft abgelegenen Plätze betrifft. In Österreich üblich sind 5 bis 10% des Umsatzes.
  • Handyparken kann vor allem beim Einstieg in die Parkraumbewirtschaftung eine gute Alternative darstellen. Kommunikationsstrategie muss anders aufgesetzt werden. Systemgebühren meist höher, jedoch geringe Anschaffungskosten als bei Automaten.

Fazit

Insgesamt ist dieses Modell als zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit für den Naturpark sehr attraktiv. Es ist vor allem für jene Naturparke empfehlenswert, die eine gewisse Besucherfrequenz aufweisen.

Service-Angaben

Naturpark Ötscher-Tormäuer • DI Florian Schublach
Tel.: +43 (0) 2728 / 21 100 • Handy: +43 (0) 664 / 8836 2756
E-Mail: fs@naturpark-oetscher.at • Web: www.naturpark-oetscher.at


Parkraumbewirtschaftung im Naturpark Ötscher-Tormäuer (PDF-Download: 0,3 MB)

Stand: November 2022

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