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Foto: Hannes Schachtner

Foto: Peter Oberransmayr

Foto: Fabian Pfeifhofer

Folgen der Lichtverschmutzung

Unter Lichtverschmutzung wird die Erhellung der Naturnacht durch die Fehlanwendung von künstlichem Licht verstanden. Die wohl für uns sichtbarste Folge auftretender Lichtverschmutzung ist das Erhellen des Nachthimmels und das Aufkommen von Lichtkuppeln über urbanen Gebieten. Dieses Phänomen wird allgemein als Himmelsleuchten oder Skyglow bezeichnet.

Natürliche Objekte wie zum Beispiel eine Vielzahl an Sternen oder die Milchstraße verschwinden hinter diesen Himmelsaufhellungen. So bleiben von den eigentlich 6.000 über das gesamte Jahr möglich sichtbaren Sternen vielerorts nur noch wenige übrig, in Innenstädten dicht besiedelter Gebiete können es sogar weniger als 100 sein. Lichtverschmutzung wäre jedoch ein viel kleineres Problem, wenn sie nur die Sichtbarkeit von Sternen beeinträchtigen würde. Sie hat auch lebensverändernde Auswirkungen auf die Fauna, Flora und uns Menschen.

    Auswirkungen auf die Tierwelt

    69 Prozent aller Säugetiere unseres Planeten sind nachtaktiv, gerade einmal 20 Prozent sind tagaktiv. Dies alleine ist schon bezeichnend, welch unglaublich große Aktivität und Vielfalt nachts herrscht. Durch die Verdrängung der für diese Tiere notwendige Naturnacht ergeben sich eine Reihe an negativen Konsequenzen, da zum Beispiel Bewegungen und Nahrungssuche in der Regel vom Mondzyklus abhängig sind.

    Auch Insekten reagieren stark auf künstliche Außenbeleuchtung, wobei Ansammlungen rund um helle Lichtquellen zu finden sind. Vor allem Nachtfalter werden vom Licht angezogen und umkreisen die Lichtquelle oft bis zur völligen Erschöpfung oder sogar bis zum Tod. Studien zeigen, dass in der Nähe von stark beleuchteten Gebieten die Populationen nachtaktiver Insekten deutlich zurückgehen. Das hat langfristig auch Auswirkungen auf die Bestäubung von Pflanzen und somit auf ganze Ökosysteme. Durch eine Anlockwirkung, die abhängig ist von der Wahl des Lichtes, kommt es bei der Mehrheit zu einem Verenden durch Erschöpfung sowie einer daraus folgenden Abnahme der Gesamtbiomasse.

    Vögel verlieren durch die Lichtverschmutzung ihre natürliche Orientierung oder gar ihr Sehvermögen und geraten in Gefahr, mit Gebäuden oder deren Fenstern zu kollidieren. Auch aquatische Systeme sind von den negativen Folgen nicht ausgenommen, wie zum Beispiel Rückgänge des Periphytons zeigen.

    Dies sind nur einige Beispiele die deutlich aufzeigen, dass künstliches Licht in der Nacht große besorgniserregende Auswirkungen auf die Tierwelt hat. Durch die Erhellung des natürlichen Nachthimmels vermeiden es viele Tiere ihre verborgenen Lebensräume zu verlassen. Durch die Zunahme von Flächen, die durch künstliches Licht beleuchtet werden, kommt es im Allgemeinen zur Reduktion von lebensfreundlichen Flächen. Für manche Tierklassen gehen Lebensräume so vollständig verloren. Daraus folgt, dass Wildtierkorridore drastisch eingeschränkt werden und so die nachtaktive Biodiversität mit signifikanten Folgen zu kämpfen hat.

    Folgen für Pflanzen

    Auch die Pflanzenwelt reagiert auf den täglichen Rhythmus von Tag und Nacht. Die Photosynthese ist einer der wichtigsten biochemischen Prozesse, der auf Licht als Quelle angewiesen ist. Sonnenlicht startet hierbei den Tagesablauf, wobei Sauerstoff emittiert und Kohlendioxid aufgenommen wird. In den Nachtstunden kommt es zu einem gegenteiligen Ablauf. Anstrahlung durch künstliches Licht kann nun dazu führen, dass dieser Rhythmus verloren geht. Resultierend sind zum Beispiel grün bleibende Blätter über das gesamte Jahr sowie kein Abfallen der Blätter im Herbst. Die Lebensdauer dieser Pflanzen kann sich dadurch reduzieren.

     

    Konsequenzen für uns Menschen

    Seit wir Menschen auf dem Planeten Erde leben, ist unser Alltag an den täglichen Lauf der Sonne angepasst. Der sogenannte zirkadiane Rhythmus beschreibt den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus. Er ist ein Orientierungspunkt für den Lauf der Zeit sowie für Aktivitäten und Ruhephasen. Bevor es flächendeckend möglich war Elektrizität zu verwenden, war der menschliche Schlafrhythmus unweigerlich mit Sonnenunter- bzw. aufgang verbunden. Dies sieht heute ganz anders aus und dafür ist unter anderem das Aufkommen der künstlichen Außenbeleuchtung verantwortlich.

    Natürliche Körperfunktionen, wie die Ausschüttung bestimmter Hormone, werden durch die Verdrängung der Naturnacht behindert. Spezieller Fokus liegt hier auf dem Melatonin, welches unser Schlaf- bzw. Entspannungshormon ist und nur in der Dunkelheit erzeugt werden kann. Lichtverschmutzung kann also daran Mitschuld tragen, wenn es zu einer Unterdrückung dieses Hormons kommt. Speziell kaltweiße Lichtfarben zeigen hier eine besonders aktive Unterdrückung und somit Gefahr. Die direkte Konsequenz einer Störung des zirkadianen Rhythmus sind wenig überraschend Schlafstörungen.


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