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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Matthias Preisinger

Entwicklung des Totholzangebots in ausgewählten Kernzonen des Biosphärenparks Wienerwald und dessen Zusammenhang mit der Artenvielfalt

Ein besonders wichtiger Indikator für naturnahe Wälder ist Totholz, da es als fixer Bestandteil einer natürlichen Waldentwicklung gilt. Für viele totholzbesiedelnde Arten stellt es eine Lebensgrundlage dar, ohne die ein Überleben nicht möglich wäre. Besonders Waldgebieten, die schon lange nicht mehr bewirtschaftet werden, wird dabei eine ganz bedeutende Rolle zuteil. Zu solchen Schutzgebieten zählen u.a. auch die Kernzonen des Biosphärenparks Wienerwald, die seit 2003 nicht mehr bewirtschaftet werden.

 

Zielsetzung & Methodik

In den 37 Kernzonen des Biosphärenparks Wienerwald wurde von 2007 – 2009 ein Basismonitoring, von 2011 – 2013 ein Biodiversitätsmonitoring und seit 2017 werden Wiederholungsaufnahmen durchgeführt, um die laufende Entwicklung zu beobachten.

Das Basismonitoring und die Wiederholungsaufnahmen (alle zehn Jahre) dienen der Langzeitbeobachtung der natürlichen Waldentwicklung seit der Außernutzungsstellung der Kernzonenflächen. Es werden Waldstruktur, Verjüngung, Wildeinfluss und Totholzvolumina erhoben. Im Zuge des Biodiversitätsmonitorings wurden Untersuchungen zu 13 Organismengruppen an ausgewählten Stichprobenpunkten in den Kernzonen durchgeführt.

In sieben der insgesamt 37 Kernzonen wurden bereits alle Basis- und Wiederholungsaufnahmen durchgeführt und die Daten für die weiteren Analysen aufbereitet.

Ziel dieser Masterarbeit war es, die Inventurdaten (Basismonitoring) von diesen sieben ausgewählten Kernzonen für die Waldgesellschaften Galio odorati-Fagetum und Galio sylvatici-Carpinetum auszuwerten, die Entwicklung darzustellen und anschließend Vergleiche mit wissenschaftlicher Literatur anzustellen. Für die erhobenen Organismengruppen des Biodiversitätsmonitorings wurden Biodiversitätsindizes errechnet und diese mit den vorgefundenen Totholzmengen in Beziehung gesetzt.

 

Ergebnisse

So konnte im 2. Basismonitoring für das Galio odorati-Fagetum (n = 177) ein mittlerer gesamter Totholzvorrat von 70,3 ± 86,1 Vfm pro Hektar, für das Galio sylvatici-Carpinetum ein Totholzvorrat von 69,1 ± 79,9 Vfm pro Hektar und damit eine generelle Zunahme des mittleren Totholzvorrates pro Hektar beobachtet werden.

Für das Galio odorati-Fagetum konnte für den gesamten, stehenden und liegenden mittleren Totholzvorrat (p < 0,001) eine signifikante Zunahme vom 1. zum 2. Basismonitoring festgestellt werden. Auch die Eichen-Hainbuchen-Waldgesellschaften verzeichneten eine Zunahme des Totholzes (gesamt, stehend und liegend). Im Galio sylvatici-Carpinetum wurde lediglich für den stehenden Totholzvorrat (p < 0,05) eine signifikante Zunahme vom 1. zum 2. Basismonitoring beobachtet.

Für die beiden Waldgesellsellschaften Galio odorati-Fagetum und Galio sylvatici-Carpinetum konnte ein hoher Artenreichtum von Pilzen und Totholzkäfern nachgewiesen werden. Die restlichen Artengruppen (Gefäßpflanzen, Moose, Landschnecken und Fledermäuse) wiesen niedrigere Werte auf. Es konnte dabei nur für Moose und Fledermäuse ein positiver Zusammenhang zwischen Totholzmenge und Artenvielfalt festgestellt werden.

Obwohl die Totholzvorräte der Kernzonen bereits beträchtliche Werte erreicht haben und durchaus mit anderen Schutzgebieten vergleichbar sind, konnte für zahlreiche Probepunkte festgestellt werden, dass sich diese noch in einem Vorratsaufbauprozess befinden. Daher ist davon auszugehen, dass sich die Totholzmengen in den nächsten Jahren noch steigen werden, sich die Qualität des Totholzes (unterschiedliche Zersetzungsstadien, Dimensionen, etc.) und damit auch die Vielfalt totholzbesiedelnder Arten verändern und im besten Fall sogar weiter zunehmen wird.

Durch bedeutende Nachweise für die Artengruppen Moose, Pilze, Totholzkäfer, Landschnecken und Fledermäuse kommt dem Biosphärenpark Wienerwald eine außerordentliche Bedeutung hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes zu. Es wird dadurch klar, dass die Umsetzung des Prozessnaturschutzes sehr positive Auswirkungen auf die Kernzonen zeigt.

In Zusammenschau mit den Ergebnissen der Literaturrecherche konnte auch herausgearbeitet werden, dass nicht ausschließlich die Totholzmenge für einen hohen Artenreichtum verantwortlich ist, sondern auch die Qualität des Totholzes (Baumarten, Dimensionen, Zersetzungsstufen, etc.) eine ganz wesentliche Rolle spielt.

Abschließend kann somit gesagt werden, dass sich die Kernzonen des Biosphärenparks Wienerwald tatsächlich in Richtung „Urwälder von morgen“ entwickeln.

 

Download

Die Masterarbeit "Entwicklung des Totholzangebots in ausgewählten Kernzonen des Biosphärenparks Wienerwald und dessen Zusammenhang mit der Artenvielfalt" (2022) von Matthias Preisinger wurde an der Universität für Bodenkultur Wien verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 4,3 MB).

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