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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Sina Ullrich

Der letzte Talwald im Zillertal Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte Entwicklung des geschützten Landschaftsteils Scheulingwald

Der geschützte Landschaftsteil Scheulingwald, der als letzter Talwald im Zillertal verbleibt, zählt zu jenen sensiblen Naturräumen, die aufgrund von steigendem Nutzungsdruck und zunehmenden Umweltveränderungen wie der Klima- und Biodiversitätskrise stark bedroht sind. Als wichtiger Rückzugsort für heimische Tier- und Pflanzengemeinschaften und als hoch geschätztes Naherholungsgebiet der Naturparkgemeinde Mayrhofen gilt es deshalb, die Gesundheit und Stabilität des Scheulingwaldes zu fördern, um seine Multifunktionalität und Ökosystemleisungen langfristig zu erhalten.

 

Ziele und Methoden

Diese Forschungsarbeit hatte zum Ziel, Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte Waldentwicklung des Scheulingwaldes zu entwickeln, mit Fokus auf den Schutzgütern ‚biologische Vielfalt’, ‚Erholung’ und ‚Landschaft’. Um dabei die Meinungen und Sichtweisen aller beteiligter Interessengruppen zu berücksichtigen, wurden Experteninterviews mit Vertretern der folgenden Interessensgruppen geführt: Bezirksforstinspektion Schwaz, Gemeinde Mayrhofen, Umweltschutzabteilung Tirol, Tourismusverband Mayrhofen, Anwohner des Waldes, Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen. Außerdem wurden zahlreiche Begehungen des Waldes und Bestandsaufnahmen vorhandener Problemflächen durchgeführt.

 

Ergebnisse

Die Maßnahmenempfehlungen, die aus der Forschungsarbeit hervorgehen, beziehen sich teilweise auf einzelne Waldbereiche und teilweise auf den gesamten Scheulingwald. Flächendeckend sollte im Wald auf eine standortangepasste Baumartenwahl und lediglich kleinflächige forstliche Nutzung geachtet werden, um die Entwicklung hin zu einem resilienten, artenreichen und klimafitten Mischwald zu unterstützen. Der Totholzanteil sollte im gesamten Wald erhöht und gefördert werden, um durch die Schaffung von wertvollen Lebensräumen die Artenvielfalt zu erhöhen. Für diesen Zweck sollten außerdem Biotopbäume ausgewiesen werden, die wichtige Mikrohabitate für verschiedene Tier-, Pflanzen- und Pilzarten darstellen. Die weitere Ausbreitung von Borkenkäfernestern sollte eingedämmt werden, um den Schadholzanteil nicht weiter zu erhöhen und so die Waldfunktionen langfristig zu sichern. Eine verbesserte Besucherlenkung und Umweltbildung sollten verstärkt in den Fokus rücken, um den Erholungswert des Waldes zu steigern und Akzeptanz sowie Bewusstsein für die Waldgesundheit in der Bevölkerung zu schaffen. Dies kann beispielsweise im Zuge von Aktionstagen geschehen, unter Einbindung der lokalen Bevölkerung oder Schulen bei der Umsetzung von Maßnahmen.

In zahlreichen Waldbereichen wird außerdem die Waldrandpflege durch das Anlegen von Sträuchern und Hecken an Wegrändern empfohlen, um die Struktur- und Artenvielfalt zu fördern. Vielfältige Habitatstrukturen sollten außerdem vermehrt gefördert und dadurch ein Landschaftsmosaik im Wald geschaffen werden. Viele Waldbereiche erfordern zudem eine stärkere Durchforstung und Jungwuchspflege, wodurch die Naturverjüngung und das Wachstum verschiedenartiger Bäume gefördert werden. Auch die Stabilität, Vitalität und Qualität von Beständen werden hierdurch gestärkt. Des Weiteren wird für einige Waldbereiche empfohlen, dass ein gezieltes Neophyten-Management umgesetzt wird, um der raschen Ausbreitung von invasiven, konkurrenzstarken Pflanzenarten entgegenzuwirken und so die langfristige Verdrängung heimischer Arten zu verhindern. Um den Erholungswert des Scheulingwaldes zu steigern, sollten Infrastrukturelemente saniert und gepflegt werden und auch zukünftig durch eine geringe Ausstattung mit baulichen Elementen die weitgehende Naturbelassenheit für Besucher erhalten bleiben. Eine weitere Empfehlung sieht vor, dass sowohl Grünschnittablagerungen als auch der illegale Mountainbike-Trail entfernt werden sollten, um weitere Schadeinflüsse und die Ausbreitung von Neophyten zu verhindern und um den Wald ästhetisch aufzuwerten. Für den Start des Scheulingwald-Projektes sollte außerdem ein Kick-Off-Treffen stattfinden, bei dem die Einwilligung aller Grundbesitzer zur Umsetzung festgehalten werden kann und die Kommunikation untereinander gestärkt wird.

 

Fazit

Diese Handlungsempfehlungen können talnahe Wälder in Österreich, wie dem Scheulingwald, bei der Anpassung an den fortschreitenden Klimawandel und bei der Umwandlung hin zu zukunftsfitten Wäldern unterstützten. Mehr denn je ist ein achtsamer Umgang mit ihnen und die Umsetzung von nachhaltigen und standortangepassten Pflegemaßnahmen notwendig, damit dieses Ökosystem mit seinen lebenswichtigen Funktionen langfristig erhalten bleibt. Jedoch kann auch diese Herausforderung nur durch gemeinsame Bemühungen aller Menschen bewältigt werden.

 

Download

Die Masterarbeit „Der letzte Talwald im Zillertal“ (2023) von Sina Ullrich wurde an der Eberhard Karls Universität Tübingen verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 2,5 MB).

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