Eingebettet in die Salzburger Kalkhochalpen bildet der Naturpark Weißbach mit dem Nationalpark Berchtesgaden einen gemeinsamen Naturraum, der von gelebter Grenzkultur zeugt. Die traditionell bewirtschafteten weitläufigen Almgebiete und die artenreichen Bergmähwiesen beherbergen zahlreiche besondere Pflanzen, wie den Frauenschuh, die Türkenbundlilie oder die Arnika. Auch die Tierwelt hält einige Besonderheiten bereit und ist außerordentlich vielfältig: So findet sich hier der seltene und österreichweit gefährdete Schwarze Apollofalter.
Dieser fliegt in den von Bauern und Bäuerinnen gepflegten extensiven Wiesenlandschaften an sonnenexponierten Stellen, welche im Übergangsbereich zu Waldrändern und Hecken liegen. Er bevorzugt dabei blütenreiche Standorte, die vor allem rote und violette Blüher beheimaten. Früher noch im ganzen Saalachtal weit verbreitet, sind seine Bestände jedoch heute durch Intensivierung der Wiesennutzung und Aufforsten stark zurückgegangen und vielerorts erloschen. Sein Gedeihen hängt stark vom Vorkommen des Lerchensporns ab, wovon sich die Raupen ausschließlich ernähren. Mitte Mai bis Ende Juni legen die Weibchen ihre Eier dicht am Boden neben der Futterpflanze ab. Frühes Mähen oder gar das Befahren der betreffenden Wiese, stellen somit eine Gefahr für den Apollofalter dar. Durch die spezielle Ökologie und die hohen Ansprüche an den Lebensraum ist die Art besonders sensibel.
Der Mensch gestaltet Vielfalt
Diese vielfältige Tier- und Pflanzenwelt ist also auch vom Tun des Menschen abhängig: Das Landschaftsbild der Region ist von der teils jahrhundertelangen Bewirtschaftung der Bäuerinnen und Bauern geprägt. Ihre Arbeit hat dieses Naturjuwel zu dem gemacht, was es heute ist: eine Landschaft voller Leben.
Damit das so bleibt, plant der Naturpark verstärkt Maßnahmen umzusetzen, die zum nachhaltigen Schutz und Erhalt der Biodiversität beitragen. Bei einem ersten Treffen mit verschiedenen Interessensgruppen wurden bisherige Aktivitäten analysiert und künftige Schwerpunkte definiert. Neben einer koordinierten Mahd und dem Freistellen von Waldflächen werden auch speziell angebotene Informationsmaterialien und Führungen zur Bewusstseinsbildung sowie kulinarische Erzeugnisse als erfolgs-versprechende Anknüpfungspunkte zur Förderung der biologischen Vielfalt angesehen.
Einbindung der Bevölkerung ist wesentlicher Erfolgsfaktor
Wesentlich für den Erfolg dieser Maßnahmen ist die Einbindung der Bevölkerung und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen. Landwirtschaftliche Betriebe sollten daher ebenso mitwirken, wie Jäger bzw. Förster oder andere Naturschutzorganisationen.
Dass dabei aber auch Kinder eine wichtige Rolle spielen können, zeigen die Naturpark-Schulen: In diesen besonderen Bildungseinrichtungen werden die Schülerinnen und Schüler durch spezielle Angebote, die in Zusammenarbeit mit dem Naturpark entwickelt wurden, an die biologische Vielfalt vor ihrer Haustür herangeführt. So stand auch der österreichweite Aktionstag der Naturpark-Schulen ganz im Zeichen der Biodiversität. Dieser fand heuer unter dem Motto „Landschaften voller Verwandlungskünstler“ statt. Im Naturpark Weißbach wurde von Schülerinnen und Schülern der gleichnamigen Volksschule eine Wanderung zur Litzlalm unternommen. Dort wurde die Verwandlungskunst der Schmetterlinge erkundet. Außerdem wurden verschiedene Gewässer im Naturpark besucht, an denen wasseraffine Verwandlungskünstler wie Molche und Lurche aufgespürt, beobachtet und bestimmt wurden.