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Foto: Raymond Clement / Naturpark Our

Foto: Franz Kovacs

Der WÖFFI - Wandern mit öffentlicher Anreise

Naturpark Karwendelvon Franz Straubinger

Projektbeschreibung

Der Naturpark Karwendel ist nicht nur der größte Naturpark Österreichs, er ist zugleich nahezu identisch mit einem ganzen Gebirgsstock, dem Karwendelgebirge. Seinen nördlichen Abschluss bildet die Staatsgrenze, an die sich das bayerische Karwendelvorgebirge als Naturschutzgebiet anschließt. Unmittelbar zwischen Innsbruck und München liegt so eines der größten unbesiedelten Gebiete der Alpen (mit Ausnahme des 47 Seelen-Dorfes Hinterriß) – mit berühmten Alpenvereinshütten und einem guten Wegenetz. So verwundert es nicht, dass der Naturpark Karwendel zahlreiche Besucher*innen anzieht. Die meisten davon reisen typischerweise mit dem eigenen Auto an. Zugleich umschließen das Gebiet zahlreiche Bus- und Bahnlinien, die nur spärlich genutzt werden.

Projektidee und Erstauflage
Der Alpenverein Innsbruck legt schon länger die Broschüre „Wandern und Bergsteigen mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ von Josef Essl auf, die eine Routenbeschreibung mit dem aktuellen Fahrplan verbindet. 2015 stieß der Naturpark Karwendel mit dem Vorschlag dies auch für den Naturpark umzusetzen bei der Alpenvereinssektion München und Oberland auf offene Ohren. Gemeinsam wurde daraus ein Interreg-Kleinprojekt (Summe € 25.000,--) geschnürt und bewilligt.

Die Idee dabei war es, analog zur Broschüre von Essl eine Broschüre zum Wandern mit öffentlicher Anreise in den Naturpark Karwendel zu schaffen, dabei aber immer die Anreiseoptionen von Innsbruck / Tirol und München / Bayern zugleich darzustellen. Damit wurde das Ziel verfolgt, Wanderer / Wanderinnen und BergsteigerInnen zum Umstieg vom PKW auf die öffentliche Anreise zu bewegen.

Besonderer Trumpf im Karwendel ist das ausgedehnte, zusammenhängende Gebiet mit seinen zahlreichen Hütten, das sich besonders für Durchquerungen und Überschreitungen anbietet, bei denen Start- und Endpunkt verschieden sind. Hier punktet die öffentliche Anreise nicht nur unter Klima-, Umwelt-, und Stressfaktoren, sondern ermöglicht überhaupt erst besonders spannende Touren.

Für die Erstauflage wurden zunächst Teile aus der Broschüre von Josef Essl übernommen (Sicherheit im Gebirge, Packliste zum Wandern, Telefonnummern für den Notfall ...), ergänzt wurden sie durch spezifische Seiten zum Naturpark (Besucherzentren, Beobachtungstipps, Karwendel-Bewohner ...) und natürlich durch den Hauptteil mit Tourbeschreibungen (Ein-, Zwei- und Mehrtagestouren). Parallel dazu konnten alle sechs verschiedenen Verkehrsbetriebe sowie die sieben Tourismusverbände in Bayern und Tirol (!) als Partner für das Projekt gewonnen werden. Der Naturpark wird bei der Erstellung der Fahrpläne, Bereitstellung von Gratis-Rückfahrtickets sowie beim Vertrieb der Broschüre unterstützt.

Bereits die Erstauflage wurde sehr gut angenommen und bald mit dem Spitznamen „WÖFFI“ tituliert.

Weitere Projektgenese: WÖFFI und FALTI

Nach dem Erfolg der Broschüre von 2015 war der nächste Schritt, die vier anderen Tiroler Naturparke ins WÖFFI-Projekt einzubeziehen. So wurde – gefördert im Rahmen der Ländlichen Entwicklung – 2016 ein einheitliches Erscheinungsbild geschaffen und die Bewerbung (über ÖBB und DB) ausgeweitet.

Während das tirolweite WÖFFI-Projekt zeitweise stagnierte, entwickelte der Naturpark Karwendel „seinen“ WÖFFI kontinuierlich weiter. In den Folgejahren kamen außerdem vier weitere Alpenvereinssektionen, der DAV Dachverband, die Tirol Werbung sowie der VVT als Partner hinzu. Der Naturpark kann dadurch auf das stolze Netzwerk von 20 starken Partnern blicken, die sich bei den folgenden Neuauflagen auch finanziell beteiligten.

Die vierte WÖFFI Auflage 2019 entwickelte das Projekt abermals weiter. Durch die aktuellen Fahrpläne in der Broschüre war ein jährlicher Neudruck erforderlich. Um diese Kosten und Ressourcen zu schonen, wurde im WÖFFI 2019 nur noch auf die betroffenen Bus- und Bahnlinien verwiesen, sodass die Broschüre nicht mehr „ablaufen“ kann. Um dennoch die aktuelle Übersicht zu bieten, wird nun alljährlich der FALTI gedruckt, ein dünnes Faltblatt, das als „Karwendel-Fahrplan“ alle relevanten Linien enthält. Der FALTI lässt sich außerdem passgenau in der Umschlagklappe des WÖFFI transportieren.

Resümee

Das WÖFFI-Projekt ist auf ganzer Linie ein Erfolg. Zunächst werden die Broschüren nachweislich gut angenommen und der „WÖFFI“ ist inzwischen als Begriff etabliert. Aber auch für die zahlreichen Projektpartner selbst hat die Erfahrung dieses Erfolgsprojekts einen verstärkenden Effekt. Es konnten bereits weitere Folgeprojekte zur Verbesserung der öffentlichen Anreise (Beschilderung der Bushaltestellen im Rißtal, Verbesserung der Taktung des Bergsteigerbusses ...) umgesetzt und angestoßen werden.

Ausblick

Die bestehenden Kooperationen lassen sich leicht für weitere Projekte zur Förderung der öffentlichen Anreiseoptionen aufgreifen. So wurde gemeinsam mit den bayerischen Partnern eine Aufstockung der Fahrzeiten des Bergsteigerbusses ins Rißtal erreicht (von zwei auf sieben Mal täglich!). Die Bewerbung gilt es nun gemeinsam umzusetzen. In der Folge ist es das Ziel, auch die Taktung der anderen Buslinien zu verbessern und grenzübergreifend aufeinander abzustimmen.

Grundsätzlich plant der Naturpark die öffentliche Anreise bei jeder Veranstaltung – sowie selbstverständlich auch bei der Besucherinfrastruktur – mit und versucht, gemeinsam mit dem Partnern-Netzwerk, attraktive öffentliche Anreiseoptionen zu entwickeln.

Service-Angaben

Naturpark Karwendel • GF Hermann Sonntag
Unterer Stadtplatz 19 • 6060 Hall in Tirol
Tel.: +43 (0) 664 / 204 10 15 • E-Mail: hermann.sonntag@karwendel.org
Web: www.karwendel.org/anreise


Der WÖFFI - Wandern mit öffentlicher Anreise (PDF-Download: 0,3 MB)

Stand: Juli 2020


Dieser Artikel entstand im Rahmen des Projektes "Klimaschutz in Naturparken" und wurde von Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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