Neugestaltung des Moorlehrpfades

Im Zuge des LE-Projekts „Naturschutzkonforme Weiterentwicklung des Naturparks Heidenreichsteiner Moor von 2016 bis 2020, welches zu ca. 50% durch die EU und zu 50% durch das Land NÖ finanziert wurde, wurde unter anderem eine komplette Neugestaltung des sogenannten Moorlehrpfads im Naturpark eingeplant.

Schwerpunkte waren dabei die Sanierung des Prügelstegs – einer Aussichtsplattform über der offenen Hochmoorfläche –, die Neugestaltung der Moortretanlage – einer speziell für Schulklassen und Gruppen konzipierten „Kneipanlage“ – und die Gestaltung von zweisprachigen Thementafeln entlang des Lehrpfades. Während der Planungsphase wurden in den Reihen der Naturparke gerade einige Projekte zum Thema „Barrierefreiheit“ umgesetzt bzw. geplant und so wurde dieser spannende und zukunftsträchtige Aspekt in die Planungen des Naturparks Heidenreichsteiner Moor miteinbezogen.

Das Ziel dabei war, mit bereits kalkulierten und genehmigten Kosten durch Adaption den größtmöglichen Nutzen für Personen mit Handicap zu erzeugen und so wurden die Pläne des Moorlehrpfades dahingehend adaptiert. Der Boden des Prügelstegs wurde statt aus Robinien-Rundhölzern aus keilverzinkten Robinien-Dielenbrettern gefertigt und im Anfangsbereich eine dazu passende Rampe installiert, um sowohl mit Kinderwagen als auch mit Rollstuhl dieses Bauwerk nutzen zu können. Die Tafeln des Lehrpfades wurden direkt neben den Forststraßen aufgestellt, um sich zum Lesen nicht in unwegsames Gelände begeben zu müssen. Ergänzend zum Moorlehrpfad wurde ein kostenloser, offline nutzbarer Audioguide produziert, der sowohl mittels QR-Code, der auf den jeweiligen Tafeln im unteren Bereich genutzt wird, als auch mittels manueller Kapitelauswahl aufgerufen wird und den Inhalt wiedergibt. Die Modulbauweise des Audioguides ermöglicht es nachträglich jederzeit Sprachen, Kapitel und dergleichen zu ergänzen, d. h. es ist geplant, diese App um ein Modul – Inhalte gekürzt und in „einfacher Sprache“ – zu ergänzen.

Beispielhaft wird hier eine Situation dargestellt, die auch einen wirtschaftlichen Aspekt beleuchten soll: Nach Fertigstellung des Prügelstegs sollte aus zeit- und personellen Gründen die Rampe für den Steg etwa drei Monate später gebaut werden. Ein Besucher, der im Rollstuhl saß, schrieb an den Naturpark-Verein eine E-Mail, dass er beim Besuch im Sommer die Tour sehr genossen habe, aber nur dank anderer Besucher*innen, die ihn über die Schwelle hoben, auf den Prügelsteg fahren konnte. Er erhielt die Antwort, dass die Bauarbeiten folgen würden und er sich noch etwas gedulden möge. Nach Bau der Rampe wurde eine E-Mail an diesen Besucher mit einem Foto gesendet und er eingeladen, den Bau jederzeit „inspizieren“ zu können. Ein paar Tage später wurde der Naturpark in einem Facebook-Beitrag markiert und der Gast lobte unsere Vorgehensweise, was einen sehr weitreichenden Werbeeffekt auslöste, obwohl das niemals geplant war.

Insgesamt kann angemerkt werden, dass in der Planungsphase bei diversen Projekten eine Berücksichtigung der Barrierefreiheit/-armut meist zu nicht sonderlich hohen Mehrkosten führt, nachträgliche Umbauarbeiten und Adaptierungen schlagen sich oft finanziell stark zu Buche. Neben der sozialen Verantwortung, der man sich bewusst sein muss, darf man auch die stetig wachsende Zielgruppe der Menschen mit Handicap nicht unbeachtet lassen.

Nach Gesprächen mit Peter Noflatscher vom ÖZIV wird in den nächsten Jahren an weiteren Projekten zum Thema Barrierefreiheit, Entwicklung und ÖZIV-Zertifizierung gearbeitet. Aufgrund der Covid-19-Pandemie gibt es aktuell noch keine konkreten, eingereichten Projekte.

Naturpark Heidenreichsteiner Moor • GF Horst Dolak, BSc
Waidhofener Straße 80 • 3860 Heidenreichstein
Tel.: +43 (0) 664 / 358 27 59 • E-Mail: horst.dolak@moornaturpark.at
Web: www.naturpark-heidenreichsteiner-moor.at