Auf die Fläche, fertig, los!Tagung zu Kleinflächen für mehr Insektenvielfalt
Im Zentrum der Tagung am 19. Oktober 2023 im Naturpark Weißbach stand die Bedeutung von Kleinflächen für die Insektenvielfalt und wie strukturverbessernde Maßnahmen auf diesen die Biodiversität begünstigen können. Dafür gaben zum einen Referent*innen Inputs zu unterschiedlichen Möglichkeiten, um Kleinflächen hinsichtlich ihrer Eignung für Insekten zu verbessern. Zum anderen wurden Ergebnisse aus Pilotprojekten in ganz Österreich präsentiert. In Arbeitsgruppen konnte der Informations- und Erfahrungsaustausch zu speziellen Themen vertieft werden.
Im Rahmen der Tagung erfolgte auch der Startschuss für die bundesweite Initiative „Auf die Fläche, fertig, los!“. Alle Naturparke wurden dazu eingeladen, strukturverbessernde Maßnahmen auf Kleinflächen umzusetzen, so dass in unseren Landschaften voller Leben – über ganz Österreich verteilt – möglichst viele Trittsteine entstehen. Zur Anlage dieser Kleinflächen dient den Naturparken sowie Gemeinden und Privaten das eigens entwickelte Handbuch "Auf die Fläche, fertig, los!" (PDF-Download: 12,4 MB)
Aktivitäten zur Förderung der Insektenvielfalt
Nach der Begrüßung und Einführung durch Johann Thauerböck, Präsident des Verbandes der Naturparke Österreichs, führte Georg Derbuch die Teilnehmenden durch den Tag.
Im ersten Teil der Tagung fanden folgende Vorträge statt:
Natur in der Gemeinde
Lisa Fichtenbauer vom Land Salzburg referierte (PDF-Download: 6,9 MB) über die Initiative „Natur in der Gemeinde“. Im Zuge des Projektes unterstützt das Land Salzburg einzelne Gemeinden und begleitet diese kostenlos bei der Förderung der lokalen Biodiversität.
D’Naturparken zu Lëtzebuerg – (een) Insekteräich
Yves Zeimes präsentierte (PDF-Download: 8,9 MB), aus Luxemburg zugeschaltet, ein großes Projekt zur Förderung von Insekten in den Naturparken Luxemburgs. Neben der Umsetzung des Projektes berichtete er auch von möglichen Hürden, die den Ausführenden begegnen können.
Strukturverbesserungen auf Kleinflächen
Der Natur- und Erlebnispädagoge Georg Derbuch referierte (PDF-Download: 12,9 MB) über das Vorkommen und den Nutzen von Insekten und präsentierte zahlreiche Möglichkeiten wie man denselben durch Strukturverbesserungen unter die Arme greifen kann.
Erfahrungen aus den Pilotregionen
Im Anschluss an die drei Vorträge referierten Vertreter*innen aus den Pilotregionen über ihre Erfahrungen in den verschiedenen Bereichen:
- Gemeinden: Naturpark Südsteiermark, Matthias Rode (PDF-Download: 14,1 MB)
- Bevölkerung: Naturpark Leiser Berge, Julia Friedlmayer (PDF-Download: 7,4 MB)
- Schulen: Naturpark Nagelfluhkette, Carola Bauer (PDF-Download: 9,3 MB)
- Betriebe: Naturpark Kaunergrat, Sigrid Zobl (PDF-Download: 4,9 MB)
Austausch zu speziellen Themen in Arbeitsgruppen
Anlage von Insektenlebensräumen
In dieser Arbeitsgruppe wurde erörtert, wie man vorgeht, um einen Kleinlebensraum für Insekten anzulegen. Dabei wurden die Schritte von der Auswahl der richtigen Maßnahme bzw. Fläche bis hin zur Umsetzung besprochen. Zusätzlich wurde auch darauf eingegangen, welche Rolle externe Spezialisten, die Einbeziehung verschiedener Akteure bzw. die Bewusstseinsbildung in diesem Prozess spielen. Ein wesentlicher Schwerpunkt war auch die Erarbeitung von Methoden, wie man die langfristige Erhaltung der Flächen sicherstellen kann.
Kommunikation nach Außen
Am Anfang jeder Kommunikation bzw. Presse-Arbeit steht das Wissen darum, wem ich meine Inhalte näherbringen möchte. Darauf aufbauend kann das passende Medium gewählt werden. Viel Erfolg und Resonanz gab es bisher in den Naturparken besonders durch persönliche Gespräche und Mundpropaganda, sowohl innerhalb des Naturpark-Netzwerks als auch bei Messen oder im Zuge anderer Events. Testimonials bringen das Thema auf einer persönlichen Ebene zu den Leuten. Auch bei den Printmedien hat sich herauskristallisiert, dass persönliche Kontakte zu mehr Präsenz in den Zeitungen führt und sich die Redakteur*innen über gut aufbereitete Inhalte freuen.
Initiative
Bei den Gesprächen in der AG „Initiative“ ist die Idee aufgekommen, im Naturpark-Netzwerk eine Erhebung zu machen. Diese soll aufzeigen, wo in den letzten Jahren Kleinflächen geschaffen wurden, was genau umgesetzt wurde und in welcher Größe. Ebenso welche Personen beteiligt waren und wofür die Flächen gut sind. Zudem sollte die Erhebung enthalten, in welchem Rahmen die Flächen geschaffen wurden, was gut funktioniert hat und was nicht.
Alle waren sich einig, dass es bei der Planung der Anlage von Kleinflächen sehr wichtig ist, zuallererst die Gemeinden und Amtsleiter ins Boot zu holen. Hierzu könnten Netzwerktreffen oder Workshops hilfreich sein. Schlagende Argumente für die naturnahe Gestaltung von Kleinflächen sind die Kosten- und Zeitersparnis und natürlich auch ihre positiven Auswirkungen auf die Biodiversität.
Es werden Unterlagen gewünscht, die darlegen, was die Anlage von Kleinflächen konkret für die Biodiversität und den Klimawandel bringt, um die Argumentation der Naturparke zu unterstützen. Ebenso wünschenswert wären Listen mit geeigneten heimischen Pflanzenarten, mit Kontaktdaten zu erfahrenen Planern und Praktikern in den Bundesländern und wichtigen Dos und Don'ts, die zu berücksichtigen sind. Sämtliche Informationen und Vorlagen sollten auf spezielle Zielgruppen zugeschnitten werden und sehr niederschwellig und in aller Kürze auf die wichtigsten Fakten fokussieren. Dafür seien z. B. Podcasts besser geeignet als Broschüren, oder auch „kurz-kurz-Videos“. Auch Vorlagen für Social-Media-Posts und für Beiträge in lokalen Zeitungen könnten die Naturparke unterstützen, das Thema der regionalen Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Finanzierung
In unserer Gruppe wurde über die Finanzierung von Kleinlebensräumen gesprochen.
Für bestimmte Maßnahmen ist ein sehr geringes bis gar kein Budget erforderlich. Dies betrifft z.B. den Bau einer Käferburg. Das Material hierfür ist oftmals in den ländlichen Naturparkregionen vorhanden bzw. kann gesammelt und zusammengetragen werden (Äste in unterschiedlichen Stärken von Laubbäumen). Ein Fundament ist rasch geschaffen, hierfür benötigt es ausschließlich tatkräftige Mitwirkende.
Ein weiterer Ansatz für die Finanzierung ist die Kooperation mit der KLAR!Region. Diese Kooperation kann mit bestehenden KLAR! Regionen, am besten während der Konzepterstellungsphase, eingegangen werden bzw. können auch Naturpark-Regionen am KLAR! Programm teilnehmen. Im Rahmen dessen können sogenannte „grüne“ und „blaue“ Maßnahmen, geplant und umgesetzt werden, die darauf abzielen, natürliche Funktionen von Ökosystemen zu erhalten oder zu verbessern und zeitgleich die Resilienz der Region stärken.
Für die Anlage einer Blumenwiese, besteht die Möglichkeit mit dem Unternehmen Meine Blumenwiese aufzunehmen und sich über deren Möglichkeiten und Angebote zu informieren.
Zukünftig kann die Naturpark-Stiftung eine Finanzierungsquelle darstellen.
Beteiligte Personen
Für die Herstellung von Insektenkleinlebensräumen und für die Pflege dieser sind unterschiedliche Personen notwendig. Nur wenn hier mehrere Ebenen zusammenspielen, ist ein nachhaltiger und funktionstüchtiger Erhalt dieser neu geschaffenen Biotope möglich.
In der Diskussion wurde in allen drei Gruppen der Schwerpunkt auf die Zielgruppen gelegt, mit denen eine Schaffung von neuen Insektenkleinlebensräumen möglich ist. Zusätzliche noch notwendige Personen wurden nur am Rande behandelt. Außerdem wurde für jede Zielgruppe herausgearbeitet welches Interesse sie haben könnten, um an solchen Vorhaben mitzuwirken.
Als mögliche Partner bei der Schaffung von Insektenkleinlebensräumen wurden genannt:
Landjugend, weitere Jugendorganisationen, Nächtigungsbetriebe, Häuselbauer, Berg- und Naturwacht, Land- und Forstwirte, Wildbach- und Lawinenverbauung, Pfarren, Obst- und Gartenbauvereine bzw. Siedlervereine, Wohnbauträger, Golfplatzbesitzer, Straßenverwaltung, Bildungseinrichtungen und Jagdverbände bzw. Hegeringe
Wichtig für einen funktionierenden Kleinlebensraum für Insekten ist immer auch die Betreuung desselben durch Personen, die sich dafür verantwortlich fühlen. Diese Verantwortlichkeit kann an Brauchtumsvereine ebenso übergeben werden, wie an Bauhofmitarbeiter*innen oder Schulen.
Der Verband der Naturparke Österreichs dankt allen Mitwirkenden sehr herzlich und freut sich auf eine weitere gute Zusammenarbeit!