In den vergangenen 30 Jahren ist der Insektenbestand in Österreich um 75% zurückgegangen. Um dieser dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken, haben die Naturparke Österreichs die Initiative „Auf die Fläche, fertig, los!“ ins Leben gerufen. Denn die Insektenvielfalt zu fördern, ist oft sehr einfach und auf recht kleinen Flächen möglich. Gemeinsam mit Expert*innen haben Naturparke in sieben Bundesländern spezielle Möglichkeiten ausgearbeitet, wie Jeder und Jede neue Lebensräume für Insekten schaffen kann – ob Gärtner*in, naturbewusster Betrieb oder engagierte Gemeinde, die Nachhaltigkeit großschreibt.
Seit 2020 wurden in den 47 Naturparken über 750 solcher Kleinlebensräume angelegt – davon allein 40 in Kärnten. Dabei wurden die Naturparke von Schüler*innen, Ehrenamtlichen, landwirtschaftlichen und auch touristischen Betrieben unterstützt. Zusätzliche Blühstreifen und regionale Gehölze bieten Insekten nun ebenso ein neues Zuhause wie Nisthilfen und sogenannte Käferburgen.
Auch der Naturpark Dobratsch setzt sich für die Insektenvielfalt ein.
„Die vom Naturpark Dobratsch gesetzten Maßnahmen zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Kiefernsaateule werden österreichweit völlig zu Recht als Musterbeispiel für die Arterhaltung angesehen. Gemeinsam mit den Schmetterlingsexperten des Kärntner Landesmuseums konnte hier eine seltene Insektenart, die für einen ganzen Lebensraumtypus steht, gerettet werden,“ so Naturschutz-Landesrätin Sara Schaar.
Detailinformationen zu den Lebensraum-Erhaltungsmaßnahmen:
- Für die Erhaltung eines besonderen Schmetterlings, der auf einen ganz besonderen Lebensraum angewiesen ist, gibt es im Naturpark Dobratsch ein großangelegtes Projekt, das nun schon über 10 Jahre läuft. Im Larvenstadium ist dieser Nachfalter – Kiefernsaateule genannt – auf spezielle sandige Lebensräume mit besonders lückigen Grashorsten angewiesen. Durch die flächigen Verbauungsmaßnahmen an Fließgewässern der letzten 150 Jahre gibt es aber leider nur mehr unbedeutende Reste solcher Flächen.
- Die Kiefernsaateule „Agrotis vestigialis“ ist ein Kleinod für Kärnten, laut Tierartenschutzverordnung vollständig geschützt und in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Kärntens völlig berechtigt als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Aufgrund ihrer engen Habitatansprüche steht die Kiefernsaateule auch für andere hochspezialisierte Insektenarten, die in diesem Lebensraum optimale Bedingungen vorfinden.
- Als langfristige Maßnahme wird auf einem großen Sandbiotop am Gailufer bei Müllnern in Villach die Sandschichte erhalten. Mittlerweile steht der Kiefernsaateule durch die sukzessive, in periodischen Zyklen wiederholte Entfernung der Vegetationsdecke und Freilegung der Sandschichte eine Fläche von 17.000 m2 zur Verfügung. Dass das Sandbiotop auch als Retentionsraum noch seine Funktion erfüllt, bewies das Hochwasserereignis im November 2023.
- Leider sind die Freiflächen für den Samenanflug für Neophyten ein lohnendes Ziel. So ist es nötig, dass zur Erhaltung der freien Sandflächen und zur Förderung des autochthonen Pflanzenbewuchses jährlich die Goldrute entfernt werden muss. Dies geschieht jeweils im Zuge von mehrmals stattfindenden Aktionstagen. Dazu werden immer wieder sehr viele helfende Hände benötigt!
- Das Schutzprojekt zur Erhaltung der Kiefernsaateule wurde als Best-Practice-Beispiel im Landesmuseum Kärnten im Zuge der Sonderausstellung „Das Spiel des Lebens“ zur Biodiversität den Besuchern nähergebracht.
Die Naturparke laden nun dazu ein, bei dieser Initiative mitzumachen. Kostenlose Schulungsvideos und eine Broschüre mit einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitungen unterstützen dabei. In diesem Sinne: Auf die Fläche, fertig, los!
Mehr über die Initiative „Auf die Fläche, fertig, los!“ erfahren Sie hier!