Auf Einladung des Verbandes der Naturparke Österreichs (VNÖ) kamen Naturpark-Vertreter*innen aus sieben Bundesländern in St. Lorenz am Mondsee im Naturpark Bauernland zusammen, um mit dem Landtagsabgeordneten Ökonomierat Ing. Franz Graf (Bereichssprecher für Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei, Natur- und Tierschutz) aktuelle Themen im Naturschutz zu diskutieren. Im Zentrum des Naturpark-Gipfels stand die Biodiversität in Naturparken.
„Die Naturparke bilden ein gewaltiges, generationenübergreifendes Naturschutznetzwerk und nehmen damit eine gestaltende und zukunftsweisende Rolle für den Schutz und Erhalt der Artenvielfallt ein. Das Besondere an Naturparken ist dabei die gezielte Verknüpfung von Natur- und Landschaftsschutz mit Anliegen der Regionalentwicklung, der Landwirtschaft, der Naherholung und mit Bildungsangeboten. Gemeinsam mit der Bevölkerung, der Region und lokalen Akteuren setzen die Naturparke Maßstäbe für den Erhalt von Landschaften voller Leben“, so LAbg. ÖkR Ing. Franz Graf.
Schutz der Biodiversität
Der Schutz naturschutzfachlich wertvoller Flächen und der dort vorkommenden Biodiversität ist ein zentrales Anliegen der Naturparke. In diesem Sinne haben 15 Naturparke aus sieben Bundesländern, gemeinsam mit dem VNÖ, erfolgreich beim nationalen Biodiversitätsfonds um die Förderung von zwei Projekten angesucht. Bis Ende 2025 werden nun Maßnahmen zur Wiederherstellung von geschädigten Ökosystemen sowie zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume realisiert. Die Schutzmaßnahmen beziehen sich auf 103 Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 119 Hektar, darunter sensible Ökosysteme, wie Moore, Feuchtgebiete und Trockenrasen. Arten, die im Rahmen dieser Projekte unterstützt werden, sind Hirsch- und Juchtenkäfer, Roter Apollo, Steinkrebs und Zwergohreule.
Der Präsident des VNÖ, Johann Thauerböck betont: „Unsere 47 Naturparke engagieren sich im ganzen Land für den Schutz unserer Landschaften voller Leben. Der Biodiversitätsfonds ermöglicht in den kommenden Jahren eine Intensivierung der Bemühungen, unsere Naturschätze zu erhalten – und zwar gemeinsam mit den Menschen vor Ort.“
Nachtlandschaften in Naturparken
Ein weiteres Thema des Gipfels war die zunehmende Lichtverschmutzung in Naturpark-Regionen. Am Vortag fand eine vom VNÖ anberaumte Fachtagung statt, die eindrücklich zeigte, dass auch scheinbar „dunkle“ Gebiete wie Naturparke von Lichtverschmutzung betroffen sind: Die künstliche Erhellung der Nacht hat in den 47 österreichischen Naturparken seit 2012 um durchschnittlich 42 Prozent zugenommen, was schwerwiegende Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt hat. Mit Bewusstseinsbildung und konkreten Maßnahmen zum Schutz der Dunkelheit bemühen sich die Naturparke entgegenzusteuern. So gab es im September erstmals die „Lange Nacht der Naturparke“, mit besonderen Veranstaltungen in ganz Österreich, wie geführten Nachtwanderungen und Vorträgen. Zum Schutz der natürlichen Dunkelheit setzen die Naturparke aber vor allem auf die Ausweisung besonderer Schutzgebiete: Der Naturpark Attersee-Traunsee leistete Pionierarbeit und ließ sich 2021 als erster Sternenpark Österreichs zertifizieren. Diesem Beispiel folgen aktuell mehrere Naturparke und streben ebenso eine internationale Anerkennung als Nacht-Landschaftsschutzgebiete an.
„Jede Nacht ist einzigartig und magisch. Bei wolkenfreier Sicht funkeln abertausende Sterne wie Diamanten am natürlich, dunklen Nachhimmel. In den Naturparken Österreichs wollen wir nicht nur bei Tag das Zusammenwirken von Mensch und Natur in den Fokus stellen sondern auch bei Nacht die Vielfalt biologischen Lebens bewusst und erfahrbar machen. Dazu braucht es den Schutz der natürlich dunklen Nacht. Nachtlandschaftsschutzgebiete wie Sternenparks oder Nachthimmelsreservate sind wichtige Schritte, um den Menschen bewusst zu machen, was wir durch die verschwenderische Lichtnutzung zerstören – den Jahrmillionen alten Rhythmus von Nacht und Tag und damit die Lebensgrundlage von vielen Pflanzen und Tieren und auch uns Menschen, die sich über die Jahrtausende an diesen biologischen Taktgeber angepasst haben“, gibt Clemens Schnaitl zu bedenken, GF des Naturparks Attersee-Traunsee.
Wasser als Ressource und Lebensraum
Ein weiteres Thema, das beim Gipfel beleuchtet wurde und das mit Blick auf die jüngsten Ereignisse eine dramatische Aktualität erreicht hat, ist die Auseinandersetzung mit dem Element Wasser. In den Naturpark-Regionen gibt es bereits intensive Bemühungen, ein tieferes Bewusstsein für den Schutz von Wasserlebensräumen und deren biologischer Vielfalt, aber auch für die Bedeutung von Wasser als Ressource zu schaffen. In diesem Sinne finden in allen Naturpark-Bundesländern Veranstaltungen zum Wissens- und Erfahrungsaustausch statt.
„Das Element Wasser ist bei uns im Naturpark Bauernland – Irrsee Mondsee Attersee allgegenwärtig und hat unsere Landschaft maßgebend mitgestaltet. Umso wichtiger ist es, dass wir mit diesen Lebensräumen im und rund ums Wasser, wie beispielweise Feuchtwiesen und Niedermoore rund um den Irrsee, achtsam umgehen und die Landwirtinnen und Landwirte in der Region bei der schonenden Bewirtschaftung der sensiblen Ökosysteme unterstützen. Denn diese nicht nur Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, sondern bilden auch einen natürlichen Hochwasserschutz“, führt Simon Staudinger, GF des Naturparks Bauernland – Irrsee Mondsee Attersee an.
Naturschutz zum Genießen
Ein zentrales Credo der Naturparke, das beim Gipfel besprochen wurde, lautet „Schützen durch Nützen“. Dieser Leitgedanke zielt darauf ab, dass die für Naturparke charakteristischen Natur- und Kulturlandschaften durch eine nachhaltige Landwirtschaft erhalten werden. Die aktive Einbeziehung der Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen sowie der Bevölkerung ist hierfür zentral. Regionale Produkte, die nachhaltig erzeugt werden und besondere Kriterien erfüllen, sind als „Österreichische Naturpark-Spezialitäten“ erhältlich. Durch den Genuss dieser Produkte wird die traditionelle Landwirtschaft gefördert und die Biodiversität in den Naturparken erhalten.
„Wir sind sehr stolz auf die Österreichischen Naturpark-Spezialitäten! Produkte, die diese Kennzeichnung tragen, sind von erstklassiger Qualität und werden nachhaltig erzeugt. Die Bewirtschafter*innen haben meinen größten Respekt, denn eine naturverträgliche Landwirtschaft ist nicht immer leicht zu bewältigen“, betont Julia Friedlmayer, Geschäftsführerin des VNÖ.