Mittels unterschiedlicher Aktionen und fachspezifischer Wanderungen wird das Jahresthema im Naturpark Ötztal von verschiedenen Seiten beleuchtet. Ein besonderes Highlight der diesjährigen Aktivitäten ist die von Pro Vita Alpina zusammengestellte Ausstellung „Schaf schafft Landschaft“ im Naturpark Haus in Längenfeld, die ab sofort bis 01. Oktober gezeigt wird. Die offizielle Eröffnung findet im Rahmen der „Ötztaler Markttage“ am Donnerstag, 23. Juni 2022 um 14:00 Uhr beim Na-turpark Haus in Längenfeld statt.
Traditionell bewirtschaftete Kulturlandschaft ist im Ötztal primär nur noch auf Almen anzutreffen. Diese ökologisch wertvollen Flächen beherbergen durch die große Vielfalt an Standorten, geringe Düngung und regelmäßige, aber nicht zu intensive Beweidung eine außerordentliche Artenvielfalt. Bis zu 96 Pflanzen-arten können auf 50 m2 Almfläche nachgewiesen werden, entsprechend reichhaltig präsentiert sich auch die tierische Vielfalt auf diesen Flächen.
„Die Ötztaler Almen sind aus ökologischer Sicht extrem wertvolle Landschaften, die aufgrund mangeln-der Bewirtschaftung leider immer stärker zuwachsen. So verschwindet die dort lebende pflanzliche und tierische Vielfalt langsam und sukzessive.“ so Naturpark-GF Thomas Schmarda. „Auf dieses Phänomen wollen wir mit der diesjährigen Sonder-Ausstellung „Schaf schafft Landschaft“ im Naturpark Haus auf-merksam machen und diesbezügliches Bewusstsein in der Bevölkerung und bei den Gästen entwickeln.
„Der Kulturverein Pro Vita Alpina setzt sich, besonders seit der Listung der Tradition Schaftrieb/ Wan-derweidewirtschaft als immaterielles Kulturerbe der UNESCO 2011 und als Erbe der Menschheit 2019 mit dem Thema SCHAF auseinander. Wir dürfen hier auf die jahrzehntelangen Sammlungen und For-schungen von Dr. Hans Haid zurückgreifen. Hans Haid, Ötztaler Ethnologe, Autor und Dichter hat inter-viewt, dokumentiert, gesammelt, geforscht und verglichen, geschrieben und gedichtet. Das Schaf war eines der Themen, das ihn im Laufe seines Lebens immer begleitet hat.“ sagt Barbara Haid, designierte Obfrau von Pro Vita Alpina, die ihren Vater Hans auf vielen seiner Forschungsreisen begleitet und ge-meinsam mit ihm publiziert hat.
„Wenn wir an Schafe in der Landschaft denken, dann fallen uns bestimmt noch viele andere Länder und Regionen ein, wo das Schaf die Landschaft prägt. Im Ötztal ist das auf jeden Fall so und wir sind froh, dass wir eine relativ hohe Anzahl an Schafzuchtvereinen, Schafbauern und Schafen im Tal haben, die nicht nur das touristische Bild prägen, sondern die auch ökologisch landschaftsbildend sind. Im Kot eines Schafs pro Tag sind 6000 Samen, die sich auf den Weiden und Almen verteilen, das sagt viel aus.“ so Florentine Prantl, GF von Pro Vita Alpina. „Wir haben zusätzlich einen großen Teil der Ausstellung dem Thema „Schafe in der Kunst“ gewidmet. Von Goethe über Christian Morgenstern bis Hans Haid finden wir das Schaf in der Lyrik. In der Malerei zeigen wir Arbeiten von Künstler:innen aus Österreich und Südtirol. Wir freuen uns, dass viele befreundete Künstler:innen dem Aufruf „zeichne mir ein Schaf“ gefolgt sind.“ sagt Florentine Prantl.
Stellvertretend für eine naturnahe, extensive Bewirtschaftungsform widmet sich die diesjährige Spezial-ausstellung „Schaf schafft Landschaft“ dem großen Ötztaler Thema Schafhaltung und der Jahrhunderte alten Tradition der Transhumanz – der Wanderweidewirtschaft zwischen Süd- und Nordtirol (Vinschgau – Ötztal). Zudem wird der förderliche Zusammenhang zwischen der biologischen Vielfalt und der nachhal-tigen, traditionellen Bewirtschaftung von Almflächen thematisiert, der biologische Wert von Kulturland-schaftselementen wie zB Trockensteinmauern aufgezeigt und die Regionalität von Produkten aus dem Tal vermittelt.
In diesem Zusammenhang sind die diesjährigen Ötztaler Markttage beim Naturpark Haus zu sehen. Die-se werden im heurigen Sommer wöchentlich jeden Donnerstag-Nachmittag stattfinden. Ötztaler Produ-zenten verkaufen ihre Ötztaler Produkte und der Naturpark bietet dazu diese einmalige Plattform. Der Kauf regionaler Produkte fördert den Erhalt der lokalen (Land)wirtschaft, reduziert klimaschädliche Transportwege und fördert somit indirekt den Erhalt der Kulturlandschaft.