Die Biodiversität, also die Vielfalt unserer Arten und Lebensräume schwindet weltweit. Sie ist bedroht vom Klimawandel, von Bodenerosion, von Übernutzung, vom Verlust der Lebensräume und vielem mehr. Um dieser Biodiversitätskrise entgegenzuwirken und die Biodiversität zu stärken, wollen fünf Naturparke in vier Bundesländern gemeinsam mit dem Verband der Naturparke Österreichs ihre Netzwerke bündeln und bis Ende 2025 eine Reihe von Wiederherstellungsmaßnahmen umsetzen. Federführend mit dabei ist der Naturpark Rosalia-Kogelberg. Das Projekt „Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in Naturparken Österreichs“ wurde heute, Donnerstag, von Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, Franz Handler vom Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ), Naturpark-Rosalia-Kogelberg-Geschäftsführerin Marlene Hrabanek-Bunyai und den Bürgermeistern der Naturpark-Gemeinden Draßburg und Loipersbach mitten im Trockenrasengebiet, beim Schwarzen Kreuz in Draßburg, präsentiert.
Im Rahmen des Projekts „Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in Naturparken Österreichs“ Die geplanten Wiederherstellungsmaßnahmen zielen auf prioritäre, beeinträchtigte Ökosysteme und deren Verbesserung bzw. Wiederherstellung ab und betreffen sechs Feuchtgebiete und 35 Sonderstandorte, also Trockenrasen und Halbtrockenrasen, mit einer Gesamtfläche von 47,8 Hektar in vier Bundesländern.
Die beteiligten Naturparke sind:
- Kamptal-Schönberg in Niederösterreich (5 Flächen, 4 ha)
- Kaunergrat (Pitztal-Fließ-Kaunertal) in Tirol (27 Flächen, 18 ha)
- Rosalia-Kogelberg im Burgenland (5 Flächen, 8,2 ha)
- Steirische Eisenwurzen (1 Fläche, 2,5 ha) in der Steiermark und
- Südsteiermark (3 Flächen, 15 ha) in der Steiermark
„Die Naturparke zeigen vor, wie man Naturschutz und regionale Entwicklung nicht nur in Einklang bringen kann, sondern wie beide Seiten gegenseitig profitieren können. Gerade der Naturpark Rosalia-Kogelberg hat das in den letzten Jahren auf eindrucksvolle Weise gezeigt und wundervolle Projekte mit Mehrwert für Bildungseinrichtungen, Landwirtschaft, Tourismus und natürlich für den Naturschutz ins Leben gerufen“, betonte Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, die für Naturschutz zuständig ist: „Mit dem Projekt arbeiten wir genau am Puls der Zeit, denn die Themen Biodiversität und Revitalisierung werden gerade auf EU-Ebene diskutiert – in Form der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie wir uns dem Thema nähern können: nämlich nicht von oben herab verordnet, sondern durch gemeinsame Kooperationen, mithilfe von Fördermitteln und im Einklang mit der örtlichen Bevölkerung.“
Der Naturpark Rosalia-Kogelberg wirkte federführend an der Projekterstellung mit. Das wichtigste Ziel ist auch hier eine Erhöhung der Biodiversität auf Flächen, die verbracht, von Neophyten wie der Akazie bedroht, verbuscht sind, oder die durch das Ausbleiben der Nutzung bspw. durch Weidetiere an Artenvielfalt verloren haben. „Sonderstandorte sind besonders sensible Ökosysteme in unserem Naturpark, wo konservierende Pflegemaßnahmen leider zu wenig sind. Zur optimalen Förderung der Biodiversität auf diesen Flächen bedarf es oftmals besonders intensiver Renaturierungsmaßnahmen sowie langhaltender Managementkonzepte dahinter. Im Rahmen des Förderprojektes können wir in Zusammenarbeit mit den Gemeinden die Renaturierungsmaßnahmen im Laufe der nächsten Jahre finanzieren sowie einen eigenen Schutzgebietsbetreuer für die regelmäßige Pflege und Qualitätssicherung aus Bundes- und EU-Mitteln finanzieren“, schilderte Marlene Hrabanek-Bunyai, die Geschäftsführerin des Naturparks Rosalia-Kogelberg. Sie erklärt die Besonderheit der Trockenrasengebiete: „Trockenrasen wie etwa in Draßburg sind Sonderstandorte an denen nur hochspezialisierte und geschützte Pflanzen sowie Tierarten vorkommen, die an diese extremen Standortbedingungen optimal angepasst sind. Allerweltsarten kommen hier nicht vor.“
Im Rahmen des Projektes sollen insgesamt rund neun Hektar Sonderstandorte von Trockenrasen, Magerwiesen, Feuchtwiesen und Feuchtbiotope in den Naturpark-Gemeinden Sieggraben, Pöttelsdorf, Loipersdorf, Rohrbach und Draßburg renaturiert und intensiv gepflegt werden. Neben der Bekämpfung von Neophyten, also ortsfremden Pflanzen, und einer Entbuschung der betreffenden Gebiete sollen vor allem Bewirtschaftungskonzepte, Beweidung – wie in Draßburg –, die Neuanlage eines naturnahen Tümpels – wie in Pöttelsdorf –, oder ein Retentionsdamm – wie in Loipersbach. Hier kommt das Motto ,Schützen durch Nützen‘ voll zur Geltung, denn ohne die dauerhafte Bewirtschaftung verbrachen diese Flächen und verlieren ihre ursprüngliche Funktion als Sonderstandort. „Diese Maßnahmen sind jedoch nur in enger Abstimmung und guter Kooperation mit den Naturpark-Gemeinden möglich“, so Hrabanek-Bunyai über die Zusammenarbeit mit den Gemeinden.
Draßburgs Bürgermeister Christoph Haider, in dessen Gemeinde der Trockenrasen durch Entbuschung und Beweidung revitalisiert werden soll: „Uns ist seit jeher der Landschaftsschutz ein Anliegen – immerhin haben wir eine Naturpark-Schule und den ersten Naturpark-Kindergarten des Burgenlandes. Wir unterstützen das Projekt, wo wir können. Zum Beispiel haben wir die Parzellen von 21 Grundstückseigentümern zusammengepachtet, damit das Projekt reibungslos umgesetzt werden kann.“
Förderung über den Biodiversitätsfonds
Der Naturpark Rosalia-Kogelberg hat mit knapp 200.000 Euro den größten Anteil am Projektvolumen von insgesamt 650.000 Euro, das über den Biodiversitätsfonds zu 100 Prozent aus Mitteln des Bundes gefördert wird. Franz Handler, Geschäftsführer des Verbandes der Naturparke Österreichs, erklärte: „Mit dem Biodiversitätsfonds legt das Klimaschutzministerium eine Förderschiene, die wesentlich zur Erreichung der österreichischen Biodiversitätsziele beiträgt. Ein wesentliches Kriterium liegt dabei auf der Umsetzbarkeit und Qualität der eingereichten Projekte, und da ist das vorliegende Projekt – vor allem durch den tatkräftigen Anteil des Naturparks Rosalia-Kogelberg – eines der Spitzenprojekte.“
Neben den konkreten Flächenmaßnahmen sind im Projekt auch verschiedene Begleitmaßnahmen wie ein Expert*innen-Beirat, diverse Workshops und Fachexkursionen und eine „Helpline“ für die beteiligten Naturparke vorgesehen, wo ExpertInnen aufkommende Frage- und Problemstellungen fachkundig beantworten. Aber auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Bedeutung von Feuchtgebieten und Sonderstandorten für die Biodiversität soll mit verschiedenen Aktivitäten der beteiligten fünf Naturparke und des VNÖ gefördert werden.