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Einführung in das Thema

Insektenvielfalt und deren Bedeutung für die Naturparke

Der Rückgang an Insektenarten und vor allem der insektenreichen Lebensräume, wie ein- und zweimähdige Wiesen, blütenreiche Gärten, Brachen, Auen, Hecken und Teiche ist seit mehreren Jahrzehnten im Gange. Diese Entwicklung macht auch vor Naturpark-Grenzen nicht Halt. Aber nur durch eine große Vielfalt an Lebensräumen und Arten ist ein langfristig ausgewogenes und gesundes Ökosystem möglich, das künftigen Entwicklungen, wie Klimawandel und der Einwanderung problematischer, nicht heimischer Arten, besser begegnen kann.

Das Vorhandensein einer lebendigen Natur ist nicht selbstverständlich. Viele Pflanzen und Tiere benötigen Lebensräume, die nicht dauerhaft gepflegt oder bewirtschaftet, und die nicht gedüngt oder mit Chemikalien behandelt werden. Daher ist gerade auch das Anlegen solcher Kleinlebensräume, wie es in diesen „Ideen und Tipps“ beschrieben wird, vor allem für Insekten von großer Bedeutung. Denn Insekten spielen in ihrer Fülle und Gesamtheit eine Schlüsselfunktion für funktionierende Ökosysteme und selbstregulierende Vorgänge in der Natur. So wie es auch die auf den folgenden Seiten vorgestellten Superhelden tun.

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Zum Beispiel ist die Große Schwebfliege ein wichtiger Bestäuber, der Gemeine Ohrwurm im Garten oder am Feld (aus menschlicher Sicht) ein wichtiger Nützling, das Grüne Heupferd ist als Großinsekt eine wertvolle Beute für Vogelarten und der Dunkelbraune Kugelspringer gehört zu jenen Bodentieren, die wichtig sind für die Humusbildung und daher für die Bodenfruchtbarkeit.


Kindern und Jugendlichen die Bedeutung von Insekten und vielfältiger Landschaft näher zu bringen, ist ein wichtiges Ziel der Bewusstseinsbildung, das auch der österreichweite Aktionstag verfolgt. Im Idealfall bekommen sie über das unmittelbare Naturerlebnis Bezug zur lebendigen Mitwelt, erhalten Wissen und verstehen in weiterer Folge den Wert eines funktionierenden Naturhaushaltes. Möglicherweise treffen sie dann im Leben einmal Entscheidungen für eigenes Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit – als Konsument*in, als Produzent*in, als Grundbesitzer*in oder als Naturgenießer*in.


Um zu einer bewussten, nachhaltigen und ressourcenschonenden Lebensweise zu gelangen hat das Naturerlebnis eine zentrale Bedeutung in der Kindheitsentwicklung. Wir hoffen, dass sehr viele Kinder und Jugendliche beeindruckende Naturbegegnungen am Aktionstag 2023 haben und dass die „Ideen und Tipps“ dabei eine wertvolle Unterstützung sind.

Superhelden beobachten

Über 40.000 unterschiedliche Insektenarten leben in Österreich – eine unüberschaubare Fülle an Arten, die alle heimischen Lebensräume von den Tieflandflüssen bis in die felsigen Gipfelregionen, oftmals sehr artenreich, besiedeln. Tatsächlich ist es auch so, dass sogar in einem häufiger gemähten Rasen, auf kleinen Grünflächen am Rand von Straßen, im Haus- und Gemüsegarten Insekten leben und dort auch beobachtet werden können. Eine ruhige und aufmerksame Naturbeobachtung ist jedenfalls das Mittel der Wahl.

Was man dazu braucht, ist lediglich die Muße und Zeit sich mit „Lupenblick“ den Tierchen anzunähern. Sehr hilfreich dabei ist ein Wiesenkescher, mit dem die Tiere vorsichtig von den Pflanzen gestreift werden können. Dabei wird häufig die Grüne Zwergzikade oder die Große Schwebfliege dabei sein. Vorsichtiges Arbeiten ist angesagt, denn jedes einzelne Tier will wohlbehalten wieder an Ort und Stelle frei gelassen werden. Ein durchsichtiges Gefäß mit Schraubverschluss, besser noch eine Dosen- oder Becherlupe helfen, die Tiere für die Beobachtung sicher zu verwahren. Jedes Tierchen wird versuchen zu fliehen, bitte unbedingt einen rücksichtsvollen Umgang mit den Tieren pflegen!

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Viele Insekten halten sich an nicht gemähten Wiesen, Böschungen und Waldrändern auf. Manche leben im Totholz, unter Rinde, unter Steinen oder in der ersten Bodenschicht. Besonders artenreich sind naturnahe Teiche, hier wimmelt es nur so von Insekten im Wasser und in der Luft. Ein Wasserkescher oder ein großer Kübel sind bei den Beobachtungen sehr hilfreich. Damit kann etwa die Ruderwanze gefunden werden. Im Bach findet man die meisten Insekten in nicht so schnell fließenden Abschnitten und meistens unter etwas größeren Steinen. Manche graben sich im Sand ein. Ein kleines Sieb und ein Pinsel sind bei dieser Arbeit sehr nützlich.

Sehr hilfreich ist in der Naturbeobachtung ein weißes Tuch. Es kann unter Äste gehalten oder gelegt werden und nach Schütteln der Äste können darauf die herabgefallenen Tierchen beobachtet werden. Mit viel Glück fällt ein Hirschkäfer oder Gemeiner Ohrwurm herab. Im Wald nimmt man die oberste Laubstreu in die Hand, wirft sie auf das Tuch und es werden daraus unterschiedliche bodennah lebende Tierchen herauswuseln, wie der Dunkelbraune Kugelspringer. Beim Keschern in der Wiese ist es ebenfalls hilfreich, den Beutelinhalt auf das Tuch zu entleeren.


Andere Tiere sind über spezielle Beobachtungen an ihren Lebensräumen aufzuspüren: Der Berg-Sandlaufkäfer wird nur an sonnigen, sehr warmen und praktisch vegetationslosen, sandigen Stellen auffallen. Die Große Weiden-Sandbiene kann im selben Lebensraum vorkommen und hier ihre Brutröhren anlegen.

Für „musikalische Naturbeobachter*innen“ bietet sich das Einarbeiten in Tiergesänge an. So kann der Gesang des Grünen Heupferds schon aus über 100 Metern Entfernung wahrgenommen werden. Die Tiere sitzen meist erhöht in Hochstauden, Büschen oder Bäumen und fallen durch die langen Strophen aus gleichartigen, 2-silbigen Versen auf.


Übrigens: Gefährlich-giftige Insekten sind in Österreich nicht zuhause, ein paar wenige können stechen und beißen, aber diese sind den meisten ohnehin gut bekannt.

In manchen Gebieten (Nationalpark, Tierschutzgebiete) ist auch das nur vorübergehende Sammeln von Tieren verboten. Bitte informieren Sie sich vorab in den Schutzgebieten darüber.

Was kann ich tun, um Insekten zu schützen?

Für Insekten und viele andere Tiere und Pflanzen sind eine abwechslungsreiche Landschaft, viele Hecken, Bäume, Teiche und nicht so häufig gemähte oder gar nicht genutzte Lebensräume sehr wichtig. Dabei reichen oft ein paar Quadratmeter aus, die als Blühfläche stehen bleiben, wo heimische Gehölze gepflanzt werden oder ein kleiner Teich gegraben wird. Viele Insekten sind gut flugfähig und können neu entstandene Lebensräume schnell besiedeln – die Natur ist sehr dankbar für jeden kleinen Fleck, der blüht, nicht mit Pestiziden behandelt wird oder einfach ungestört bleibt.

Hier eine Liste von Tätigkeiten, die helfen, Insekten bessere Lebensmöglichkeiten zu bieten:

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  • Blühfläche oder Blühstreifen anlegen
  • Wiese bis zum Aussamen stehen lassen
  • „Wilde“ Wiesenstreifen und -ecken im Garten stehen lassen, die weder gemäht noch betreten werden.
  • Hecke pflanzen: In heimischen Wildstrauchhecken fühlen sich Käfer, Bienen, Schmetterlinge und Vögel sehr wohl.
  • Brachestreifen stehen lassen
  • Alte und tote Bäume stehen lassen
  • Liegen gelassenes Laub, Astschnitt und Totholz sind ein wertvoller Rückzugsort
  • Verschiedene heimische Pflanzen für Insekten im Garten setzen:
    • Sal-Weide: Ihre Palmkätzchen sind eine der ersten Nahrungsquellen für Bienen nach dem Winter. Sie ist eine wertvolle Pollenquelle und ein üppiger Nektarspender für zahlreiche Schmetterlinge, vor allem für diejenigen, die überwintern, sowie für viele Käfer, Hummeln und Wespen.
    • Frühlingsblumen: wie z. B. Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen für früh im Jahr fliegende Insekten.
    • Wildblumenbeet anlegen Wildrosen anstelle von Zierrosen setzen
  • Einen Nasch- und Kräutergarten für Mensch und Insekten anlegen: Hier klicken für Tipps zu Insektengärten
  • „Bienenfreundlicher Garten“: Hier klicken für Tipps zu einem bienenfreundlichen Garten
  • Keine Pestizide verwenden
  • Naturnahe Teiche und Tümpel mit Flachwasserzonen anlegen, keine Fische einsetzen

Kleinflächen als Lebensräume für Insekten

Aus dem Reich der etwa 40.000 heimischen Insektenarten könnte man sehr viele Arten mit ganz unterschiedlichen Superkräften vorstellen. Zehn verschiedene wurden ausgewählt. Jeweils zwei davon leben in solchen Kleinlebensräumen, die man als Landwirt*in, Gartenbesitzer*in, auf Gemeindeflächen oder eben auch im Kindergarten oder im Schulgarten mehr oder weniger leicht anlegen kann.

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Blühfläche

In Blühflächen, das heißt solchen Wiesen, in denen Pflanzen blühen und absamen dürfen und die daher erst spät gemäht oder gemulcht werden, findet sich die Grüne Zwergzikade. Sie lebt an verschiedenen Süßgräsern und saugt harmlos am Pflanzensaft – wie mehrere Dutzende weitere Zikadenarten, die in artenreichen Blühflächen vorkommen. Auffälliger als Zikaden sind die zahlreichen Blütenbesucher, Nektarnascher und Pollensammler. Zu ihnen zählt die Große Schwebfliege, die gänzlich harmlos ist, aber so tut, als sei sie ein gefährlich-stechendes Insekt.


Hecke

Idealerweise grenzt an eine Blühfläche eine artenreiche Hecke an. Hier leben im Familienverband bis zu 20 Tiere des Gemeinen Ohrwurms. In der Dämmerung ist bis in mehrere Meter Höhe der Gesang des Grünen Heupferds zu hören. Tagsüber ist es perfekt im grünen Blätterdach getarnt.


Totholz

Sind in der Hecke schon ältere Bäume vorhanden sollten man tote Äste möglichst besonnt in der Fläche belassen. Viele Insektenarten und andere Organismen benötigen sie zur Entwicklung, als Wohnstätte oder als Jagdlebensraum. Ein prominentes Beispiel ist der riesige Hirschkäfer, der sich vor allem in Eichen und in Obstbäumen entwickelt. Am Boden in der Laubstreu hilft der Dunkelbraune Kugelspringer bei der Zersetzung und Bodenbildung, damit die Hecke nicht im Laub erstickt.


Tümpel

In fast allen Tümpeln, besonders aber in fischfreien, besonnten und mit einer Schwimmblattvegetation ausgestatteten Gewässern ist die Blaugrüne Mosaikjungfer zuhause. Sie patrouilliert gar nicht scheu entlang des Ufers. Unter Wasser leben oft in Scharen zu hunderten kleine Ruderwanzen. Sie sind flugfähig und in neu angelegten Teichen schnell zu beobachten.


Sand- und Steinlebensraum

Besonders beliebte Kleinlebensräume für Insekten sind sonnige, warme, sandige oder steinige Stellen. Nur hier, oftmals in wenigen Quadratmetern, kommen der Berg-Sandlaufkäfer und die Große Weiden-Sandbiene vor. Der Käfer unternimmt hier seine Jagdflüge, seine Larven leben in Röhren im sandigen Boden, gleich neben den Brutröhren der Sandbiene.

Wir sehen also, auch in den kleinsten Biotopen sind interessante Naturbeobachtungen möglich. Bei geschickter Anlage und Pflege können sie auf engstem Raum dauerhaft als Superhelden-Lebensräume zur Verfügung stehen und daneben für hunderte Tier- und Pflanzenarten eine Heimat sein.

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