Masterarbeitvon Elisabeth Schweighofer
Naturverträglicher Tourismus im Spannungsfeld – Almwirtschaft und Freizeitwirtschaft im Gebiet Teichalm-Sommeralm, Naturpark Almenland
Das Prädikat Naturpark zeichnet eine Kulturlandschaft aus, die durch menschliches Wirtschaften geprägt wurde. Am Beispiel des Naturparks Almenland stellen vor allem die Almflächen auf der Teichalm-Sommeralm diese schützenswerten Landschaften dar. Um diese auch weiterhin zu schützen, ist die Aufrechterhaltung der Almbewirtschaftung essentiell. Allerdings sind in den letzten Jahren durch den verstärkten Ausflugsverkehr vermehrt Probleme mit Erholungssuchenden aufgetreten und sorgen für Konflikte.
Relevanz & Zielsetzung
Die vorliegende Masterarbeit setzte sich zum Ziel, die häufigsten Konfliktursachen zwischen Tourismus und Almwirtschaft im Gebiet Teichalm-Sommeralm zu identifizieren. Es sollen Potentiale und Entwicklungschancen für ein konfliktfreieres Miteinander von Almbewirtschaftung und Ausflugstourismus erarbeitet werden. Für aussagekräftige Ergebnisse ist es hierbei wichtig, die Sichtweisen und Meinungen von der Alm- als auch der Freizeitwirtschaft zu berücksichtigen. Dafür wurden sowohl Erholungssuchende als auch Almbewirtschaftende befragt. Hierbei lag das Hauptaugenmerk darauf, herauszufinden, welche Bedeutung der Ausflugsverkehr im Gebiet Teichalm-Sommeralm besitzt und welche Chancen und Gefahren der Tourismus auf der Alm mit sich bringt. Auf der anderen Seite ist es notwendig, Konfliktfelder aus Sicht der Almbewirtschaftenden zu erheben und die häufigsten Probleme aufzuzeigen. Durch die Befragung und Gegenüberstellung der beiden Sektoren war es möglich, die beiden teils konträren Sichtweisen zu erheben.
Methodik
Um einen Überblick über den Status-quo der Alm- und Freizeitwirtschaft im Gebiet Teichalm-Sommeralm zu erhalten, wurden im ersten Schritt Interviews mit zwölf Key-Playern aus den Bereichen Almwirtschaft, Freizeitwirtschaft, Gemeinde und Naturpark durchgeführt. Diese Ergebnisse stellten die Grundlage für den nachfolgenden Touristen- und Almwirtschaftsfragebogen. Die Touristenbefragung wurde am 04.10. und 10.10.2020 auf der Teichalm-Sommeralm, verteilt über sechs Parkplätze im Gebiet, durchgeführt (n = 560). Der Almwirtschaftsfragebogen wurde per Post inklusive einem Rücksendekuvert an die betroffenen Almbewirtschaftenden ausgesandt (n = 74). Die Datenauswertung der beiden Befragungen wurde in weiterer Folge mit dem Programm ‚IBM SPSS Statistics 26‘ durchgeführt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass in der Bevölkerung Verständnis für die Almwirtschaft und auch deren Leistungen für die Erholung vorhanden ist. In Bezug auf die vorherrschenden Konflikte im Gebiet Teichalm-Sommeralm zeigt sich, dass Erholungssuchende der Meinung sind, dass sie sich auf Almen frei bewegen können. Die Beobachtungen der Almwirtschaft lassen jedoch darauf schließen, dass elementare Aspekte, wie Müllentsorgung und Verhaltensregeln eingeschränkt beachtet oder sogar ignoriert werden. Deshalb ist eine aktive, für alle verständliche Kommunikation die wichtigste Aufgabe, um Unwissenheit zu vermeiden und Missverständnisse vorzubeugen. Eine angepasste Kommunikationsstrategie ist also Grundvoraussetzung für ein optimales Miteinander von Alm- und Freizeitwirtschaft.
Weiters ist festzustellen, dass Regionalität für die Erholungssuchenden einen sehr hohen Stellenwert hat. Die Region Almenland stellte schon in der Vergangenheit Regionalität in den Mittelpunkt. Die Befragungsergebnisse zeigen zudem, dass dieser Aspekt auch von den Erholungssuchenden gerne angenommen wird. Dennoch zeigt sich, dass weiteres Potential vorhanden ist. Möglichkeiten ergeben sich vor allem in der Direktvermarktung auf der Teichalm-Sommeralm durch Produktautomaten sowie durch Onlinehandel.
Im Hinblick auf den Ausbau des touristischen Angebots zeigt die vorliegende Befragung, dass nicht der Ausbau von neuen Angeboten im Vordergrund stehen sollte, sondern die Verbesserung von vorhandenen Angeboten. Es kann festgestellt werden, dass keineswegs nur die Almwirtschaft für einen ‚Angebotsstopp‘ steht, sondern auch die Erholungssuchenden das bestehende Angebot in Kombination mit dem Naturerlebnis bevorzugen. Besonders auf Seiten der Almwirtschaft besteht ein großer Wunsch den Ausflugsverkehr zu regulieren. So zeigt sich, dass 87,5 % der Almbewirtschaftenden Parkplatzgebühren positiv gegenüberstehen. Solche ‚Regulierungsmaßnahmen‘ können natürlich nur wirken, wenn außerhalb der Parkplatzbereiche das ‚Wilde Parken‘ kontrolliert und eingeschränkt wird.
Fazit
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass eine grundlegende Wertschätzung von Alm- und Freizeitwirtschaft vorhanden ist. Die Ergebnisse bestätigen aber auch bereits bekannte Konflikte. Demzufolge ist abzuleiten, dass der Naturpark ein besonderes Augenmerk auf die Konfliktlösung, Kommunikation und Besucherlenkung legen muss, sonst können durch den hohen Erholungsdruck im schlimmsten Fall Betriebsaufgaben die Folge sein. Die im Zuge der vorliegenden Arbeit entstandenen Empfehlungen bieten Entwicklungschancen, um in Zukunft ein konfliktfreieres Miteinander für alle Beteiligten zu erreichen. Im Vordergrund muss immer das Ziel stehen, das Gebiet rund um die Teichalm-Sommeralm als Wirtschafts- und Erholungsraum, aber vor allem als Lebensraum für die einheimische Bevölkerung zu erhalten.
Download
Die Masterarbeit "Naturverträglicher Tourismus im Spannungsfeld - Almwirtschaft und Freizeitwirtschaft im Gebiet Teichalm-Sommeralm, Naturpark Almenland" (2021) von Elisabeth Schweighofer wurde an der Universität für Bodenkultur Wien verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 2,4 MB).