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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Magdalena Haidegger

Vegetationsentwicklung und Auswirkung von Renaturierungs-Maßnahmen in zwei Mooren im Naturpark Karwendel

Moore sind einzigartige Ökosysteme, die von extremen Bedingungen geprägt sind. Sie gelten als saure, nasse und sauerstoffarme Habitate und nur speziell angepasste Tier- und Pflanzenarten können dort überleben. Als Hochmoor oder Regenmoor bezeichnet man Moore, die, im Gegensatz zu Niedermooren, ausschließlich von Regenwasser gespeist (ombrogen) werden und deshalb sehr nährstoffarm sind. Es besteht aus unterschiedlichen Kleinlebensräumen, zwischen Bulten (vollständig mit Torfmoosen bedeckte Torfhügel), die zeitweise austrocknen können, liegen die ständig nassen Schlenken. Typischerweise bieten Moor-Ökosysteme zwar nur für wenige Gefäßpflanzen ein passendes Habitat, dafür dominieren aber hoch spezialisierte Arten. Einige davon können auf Grund ihrer besonderen Standortansprüche nur in Mooren vorkommen. Durch die Vielfalt an Ökosystem-Dienstleistungen sind diese nicht nur für die Natur, sondern auch für den Mensch von großer Bedeutung. Vor allem wenn man ihre wichtige Funktion als Kohlenstoffsenken in Zeiten des Klimawandels heranzieht oder ihre regulierende Funktion in Bezug auf den Landschaftswasserhaushalt. Dennoch werden diese Ökosysteme weltweit zerstört, um sie zu nutzen oder zu bewirtschaften. Aus diesem Grund sind Moore, inklusive einige der dort vorkommenden Arten, stark gefährdet. Es gibt jedoch Bestrebungen degradierte Moore zu renaturieren und sie wieder zurück zu ihrem natürlichen Zustand zu führen. Das geschah im Zuge des Projekts „Aktiv für Moore“ (ÖBF, Uni Wien, WWF) 2005 auch in mehreren Mooren des Naturpark Karwendel in Tirol. Moorflächen wurden eingezäunt, um eine Beweidung zu vermeiden und Entwässerungsgräben wurden mit Hilfe von zahlreichen Holzdämmen verschlossen, um die Wiedervernässung zu ermöglichen.

 

Zielsetzung und Methodik 

Zwei dieser Moore, das Raberskopf-Moor und das Brettersberg-Mittelleger-Moor, wurden im Zuge dieser Masterarbeit untersucht. Die Zielsetzung war es, herauszufinden wie sich die Vegetation in diesen Mooren seit den Renaturierungs-Maßnahmen vor ungefähr 15 Jahren entwickelt hat. Beim Raberskopf-Moor wurde das bereits bestehende vegetationsökologische Monitoring in 16 Dauerflächen wiederholt und zusätzlich wurden 2 neue angelegt. Die meisten Dauerflächen haben einen Umfang von 1,5 x 1,5 m. Mittels Transektmethode wurden beim Brettersberg-Mittelleger-Moor 10 neue Dauerflächen angelegt, die den Startpunkt eines Monitorings darstellen. Dort wurden außerdem noch Punktaufnahmen mit einem Eisenrahmen (25 x 25 cm) alle 2 Meter entlang der Transekte gemacht und nasse Stellen im Moorkörper wurden vermessen. Des Weiteren wurde das Fotomonitoring in beiden Mooren wiederholt und Orthofotos der letzten Jahre verglichen.

 

Ergebnisse

Sowohl im Raberskopf-Moor als auch im Brettersberg-Mittelleger-Moor wurden typische Hochmoorarten der Schlenken und Bulte in den verschiedenen Dauerflächen aufgenommen. Ein hoher Anteil an Moorspezialisten deutet darauf hin, dass die Hochmoorvegetation in einem guten Zustand ist. Von allen Pflanzen, die in den Dauerflächen bestimmt wurden, befinden sich 12 Arten des Raberskopf-Moores und sogar 17 Arten des Brettersberg-Mittelleger-Moores auf der Liste der ausgewählten 40 charakteristischen Hochmoorarten von von Küchler et al. (2018). Der Anteil der Arten, die Störungen der Moorfläche anzeigen, war hingegen nur gering. Keine der Dauerflächen weist eine größere Anzahl an Störungszeigern auf. In den zwei Mooren wurden insgesamt 7 der erhobenen Gefäßpflanzenarten in der Roten Liste Österreich als „gefährdet“ (VU) beschrieben und 3 als „nahezu gefährdet“ (NT, Schratt-Ehrendorfer et al., 2022). Gemäß aktueller Roter Liste für Tirol sind in den untersuchten Mooren 2 Arten „gefährdet“ (VU) und 6 Arten „nahezu gefährdet“ (NT, Tab. 4, Pagitz et al., 2023). Beim Raberskopf-Moor, wo ein Vergleich mit Daten aus dem Jahr 2006 möglich war, hat sich die Deckung typischer Moorspezialisten bereits etwas erhöht. Dazu zählen beispielsweise Andromeda polifolia (Rosmarinheide) und Vaccinium oxycoccos (Moosbere). Störungszeiger wie Molinia caerulea (Blaues Pfeifengras) oder Nardus stricta (Borstgras) haben hingegen in ihrer Deckung abgenommen. In einer Dauerfläche des Raberskopf-Moores, die 2006 noch relativ vegetationsfrei war, konnte erstmals Rhynchospora alba (Weißes Schnabelried), eine Art der Hochmoorschlenken festgestellt werden. Das zeigt, dass Samenpotential im Torf vorhanden ist und die Bedingungen für spezialisierte Pionierpflanzen gegeben sind. Beim Brettersberg-Mittelleger-Moor gibt es eine Dauerfläche, die sich am Rand des Moores, in der Nähe des Zaunes befindet, die eine erhöhte Anzahl von Weidezeigern aufweist.

 

Fazit

Durch das Fotomonitoring wird eine positive Entwicklung der Moore erkennbar und es zeigt, dass die Gräben wieder dicht sind und das Wasser zurückhalten. Diese sind nach ungefähr 15 Jahren mit Vegetation bedeckt und können auf einigen Fotos nicht mehr deutlich erkannt werden. Für die Fichten (Picea abies) scheinen sich die Bedingungen im Moor nach den Maßnahmen verschlechtert zu haben, was für einen Erfolg spricht. Durch die nasseren Verhältnisse sind sie kaum gewachsen und zeigen vermehrt verkümmerte Wuchsformen auf. Wichtig ist es vor allem die Moore auch in Zukunft weiterhin zu beobachten und zu kontrollieren, denn eine Renaturierung kann noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Aufgrund der speziellen Hydrologie und Nährstoffbedingungen gelten diese Ökosysteme als schwierig zu renaturieren.

 

Download

Die Masterarbeit „Vegetationsentwicklung und Auswirkung von Renaturierungs-Maßnahmen in zwei Mooren im Naturpark Karwendel“ (2023) von Magdalena Haidegger wurde an der Universität Innsbruck verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 17 MB).

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