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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Marius Heidenreich

Lernen in der Natur im Sachunterricht der Primarstufe – ein Vergleich zwischen Österreich und Deutschland

Lernen in der Natur im Sachunterricht der Primarstufe - ein Vergleich zwischen Österreich und Deutschland. Diese Masterarbeit vergleicht den Unterricht in der Natur im Sachunterricht der Volksschulen in Österreich und Deutschland. Der Unterricht in der Natur wird bereits an vielen Volksschulen in beiden Ländern praktiziert und deckt dabei neben dem Sachunterricht auch weitere Unterrichtsfächer ab. Die Kinder können sich dabei in Naturräumen wie Wälder, Felder, Wiesen, Naturparke oder in Schulgärten bewegen und aktiv am Unterricht teilnehmen.

 

Methodik und Ergebnisse

Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde eine Forschungsfrage mit drei Unterfragen gestellt:

  • Welche Unterschiede werden bei der Betrachtung des Sachunterrichts in österreichischen und deutschen Volksschulen beim Lernen in der Natur sichtbar?

Unterfragen:

  • Welche Ideen und Projekte wurden entwickelt und werden umgesetzt?
  • Gibt es unterschiedliche Ansätze aufgrund der gesetzlichen oder geografischen Aspekte?
  • Wie häufig wird in der Natur unterrichtet?

Zur Beantwortung der Fragen wurde eine Literaturrecherche und ein Expertinneninterview durchgeführt. In der Literaturrecherche wurden neben geografischen Aspekten die Lehrpersonenausbildungen beider Länder verglichen. Des Weiteren wurden exemplarisch die Lehrpläne aus den deutschen Bundesländern Bayern und Berlin mit dem österreichischen Bundeslehrplan verglichen. Der letzte Teil der Literaturrecherche beinhaltet einen Vergleich von ausgewählten Projekten aus Österreich und Deutschland.

Der methodische Teil setzt die Ergebnisse aus der Literaturrecherche in Form eines qualitativen Interviews, mit Expertinnen aus beiden Ländern um. Hierfür wurden Expertinnen befragt, welche gleichzeitig Berufserfahrung als Lehrerinnen aufweisen und andererseits auch zu diesem Thema forschen.

Im Rahmen dieser Masterarbeit konnten die Forschungsfrage und die Unterfragen folgendermaßen beantwortet werden: Der Unterricht in der Natur hängt neben den Naturräumen in Schulnähe vor allem von der jeweiligen Lehrperson ab. Je nach Ausbildungsart haben einzelne Lehrpersonen bereits Erfahrung mit dem Unterrichten in der Natur sammeln können. Diese Erfahrung können sich österreichische Lehrpersonen im Rahmen von Schwerpunkten in der Ausbildung an pädagogischen Hochschulen aneignen. Für deutsche Lehrpersonen ist dies abhängig vom Bundesland und dem jeweiligen Curriculum der Ausbildungsstätte. Deutsche Lehrpersonen werden fach wissenschaftlich in drei Schulfächern ausgebildet und können somit vertiefende, beispielsweise biologische Aspekte in den Unterricht einfließen lassen. Österreichische Lehrpersonen unterrichten alle Unterrichtsfächer und können von einem engeren Bezug zur Schulklasse und praktischen Ausbildungsinhalten profitieren.

Zusammen mit den unterschiedlichen Lehrplänen entstehen so vielschichtige Prozesse in beiden Ländern, welche eine breite Anzahl an Projekten hervorrufen. Projekte in Österreich beinhalten häufig den Naturraum Wald oder die Bergwelt, da diese in Österreich stärker ausgeprägt sind. Deutsche Projekte beinhalten den Unterricht im Feld und integrieren die Ost- und Nordsee in den norddeutschen Bundesländern als zusätzlichen Naturraum in den Unterricht. Österreichische Projekte profitieren von einer Vielzahl an Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Netzwerken, wie die Naturparkschulen. Deutsche Projekte können aufgrund der individuellen Lehrpläne der einzelnen Bundesländer, Aspekte der Nachbarländer (wie die skandinavischen „Draussenschulen") in ihren Unterricht einfließen lassen.

Beide Länder unterrichten bereits in der Natur im Sachunterricht der Primarstufe. Es gibt hierfür zahlreiche dokumentierte Unterrichtsempfehlungen und Projektberichte. Aufgrund der lokalen und individuellen Ausprägung der Projekte und den nicht verbindlichen Anforderungen an den Unterricht kann zu der Häufigkeit für den Unterricht in der Natur an dieser Stelle nur eine begrenzte Aussage getroffen werden. Hierfür sind weitere zukünftige Studien notwendig, welche alle Lehrpersonen in beiden Ländern beispielsweise nach durchgeführtem Unterricht in der Natur befragen könnten.

 

Fazit

Das Lernen in der Natur wird in beiden Ländern in den Lehrplänen erwähnt und kann so Lehrpersonen für den Unterricht in der Natur motivieren. Wenn die Entwicklung voranschreitet und sich das Lernen in der Natur als fester Bestandteil des Sachunterrichts der Primarstufe etabliert, könnten gemeinsame grenzüberschreitende Projekte von den unterschiedlichen Perspektiven der Lehrpersonen beider Länder sicherlich neue Erkenntnisse hervorbringen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Initiative von Lehrpersonen vor Ort oder die von außerschulischen Akteuren der maßgebliche Antrieb für einen Unterricht in der Natur. Zukünftig könnte dieser Aspekt durch Kooperationen und diversen Schwerpunkten in der Lehrpersonenausbildung intensiviert werden. Momentan steht und fällt der Unterricht in der Natur mit den lokal verfügbaren Ressourcen. Begleitpersonen, schulnahe Naturräume, oder finanzielle Mittel für eine Anfahrt zum Naturraum sind hierbei die wichtigsten Faktoren.

 

Download

Die Masterarbeit „Lernen in der Natur im Sachunterricht der Primarstufe – ein Vergleich zwischen Österreich und Deutschland“ (2022) von Marius Heidenreich wurde an der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 3,2 MB).

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