Zum Inhalt springen

AA AA AA

Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Sigrid Redl

Auswirkungen von Restaurationsmaßnahmen auf verschiedene Wiesentypen im Lainzer Tiergarten im ersten Jahr nach erfolgter Maßnahme

Wiesen sind anthropogen entstandene Vegetationssysteme und bedürfen auch eines gewissen anthropogenen Nutzungseinflusses, um bestehen bleiben zu können. Der Bewirtschaftungswechsel hin zu entweder Nutzungsintensivierung oder Nutzungsextensivierung bis zur Stilllegung der Bewirtschaftung der Flächen ist das Schicksal des österreichischen Grünlandes und führte zu einem erheblichen Grünlandverlust vor allem des extensiv bewirtschafteten Grünlandes. Um die Auswirkungen der Bewirtschaftungswechsel auf die Vegetationssysteme zu beobachten, wurde im Lainzer Tiergarten 1999 das Projekt „Monitoring und Management der Wiesen im stadtnahen Wienerwald“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien (MA 22 und 49) und der Universität für Bodenkultur (Institut f. Botanik, Prof. Karrer) ins Leben gerufen. Die Auswirkungen unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensitäten auf 5 verschiedene Wiesentypen wurde 20 Jahre lang untersucht. Das Ergebnis dieser Langzeitbeobachtungen ist, dass bei einer Mahdextensivierung und Ausbleiben der Mahd auch die Artendiversität zurückgeht (siehe auch Angeringer & Karrer 2008; Angeringer & Karrer 2012; Angeringer 2007; Briemle 2009; Broll 1991).

Artenreiche Wiesenflächen nehmen im Naturschutz eine besondere Stellung ein, weswegen zunehmend versucht wird, ehemals artenreiche und bereits selten gewordenen Wiesentypen mit verschiedenen Methoden zu restaurieren um ihren ursprünglichen Charakter sowie Artenreichtum wiederherzustellen (Briemle 2009; Döring 2005; Fiala 2012).

Im Jahr 2019 (Entbuschungsmaßnahmen im Frühjahr 2020) wurde mit dem Start des Projektes „WIESREST“ ein ebensolches Restaurationsvorhaben in den Untersuchungsflächen im Lainzer Tiergarten eingeleitet (in Zusammenarbeit mit der MA 22, 49 und der Universität f. Bodenkultur, Wien, Prof. Karrer).

Im Zuge des neuen Projektes wurde im Frühjahr 2020 die auf den Flächen aufgetauchten Gehölzgruppen mechanisch entfernt und die Flächen in ein jährliches Mahdregime übergeführt.

 

Zielsetzung

Die Auswirkungen der Entfernung der Gehölze auf die Vegetation der 5 untersuchten Wiesentypen ist der Hauptuntersuchungsgegenstand dieser Arbeit.

 

Ergebnisse

Es wurden in den untersuchten Wiesenflächen insgesamt im Jahr 2019 270 Arten und im Jahr 2020 290 Arten bewertet.

Die Gesamtartenzahl sowohl aller 17 Untersuchungsflächen zusammen wie auch der einzelnen Vegetationstypen nahm von 2019 auf 2020 (also nach erfolgter Entfernung der Gehölze) (nicht signifikant) zu. Dabei verhalten sich die in den 20 Jahren vorher unterschiedlich bewirtschafteten Teilflächen unterschiedlich. So konnte in Bracheflächen die meisten Dazugewinne an Artenzahlen beobachtet werden. In den Brachflächen hat sich die Anzahl an Arten signifikant erhöht. In den Wechselbrachen wurde ebenfalls eine hohe Zunahme der Artenzahl beobachtet. Die jährlich gemähte Mahd-Fläche sowie die ebenfalls jährlich gemähte Reservefläche zeigte die geringste Zunahme an Artenzahlen.

Die Zunahme der Artenzahl basiert vor allem auf der Wiederentdeckung verschwundener bzw. auch eingewanderte Arten wie Sonchus asper, Lapsana communis, Solanum nigrum, S. dulcamra, Epilobium montanum, E. parviflora und Galeopsis tetrahit. Nur vereinzelt konnten im Laufe der unterschiedlichen Bewirtschaftungen verschwundene „Zielarten“ der Ausgangs-Vegetationstypen, wie Alchemilla glaucescens oder Scorzonerioides autumnalis wiederentdeckt werden.

Die wiederentdeckten Arten oder neu eingewanderten Arten stammen teilweise aus der Boden-Diasporenbank, jedoch wachsen viele dieser laut Grime ruderalen Arten vor allem aus der Umgebung und gelangten in erster Linie durch Anemochorie oder Dysochorie in die untersuchten Flächen.

 

Fazit

Die unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Wiesentypen nach der Entfernung der Gehölze beruht vor allem auf der Ausgangssituation und den anfangs beteiligten dominanten Arten in den Flächen. So bildete sich in feuchten Molinia-reichen Systemen mehr Streuschicht als in trockeneren Systemen, was ein Aufkommen an neuen Arten und Individuen deutlich erschwert. Trockene von Bromus erectus dominierte Systeme sowie mäßig frische von Arrhenatherum elatius und Trisetum flavescens dominierte Systeme zeigen eine deutlich geringere Streubildung, was wiederum ein Aufkommen von neuen Arten und Individuen erleichtert. Die trockenen und mäßig frischen Systeme konnten von 2019 auf 2020 die meisten Arten dazugewinnen, während die feuchten Systeme die wenigsten Arten dazugewinnen konnten.

Im weiteren Verlauf des Projektes „WIESREST“ soll abgeklärt werden, ob und wie rasch sich ein ursprünglicher Wiesencharakter durch die Restaurierungsmaßnahmen einstellen kann.

 

Download

Die Masterarbeit „Auswirkungen von Restaurationsmaßnahmen auf verschiedene Wiesentypen im Lainzer Tiergarten im ersten Jahr nach erfolgter Maßnahme“ (2021) von Sigrid Redl wurde an der Universität für Bodenkultur Wien verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 6,8 MB).

Top