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Foto: AlpPine Spirits

Foto: Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen

Foto: Gerald Prüller

Alte Obstsorten wiedersehen & wiederschmecken

im Naturpark Obst-Hügel-Landvon Rainer Silber

Projektbeschreibung

Wer erinnert sich nicht gerne an den Geschmack der Äpfel vom Baum hinter Omas Haus? Oder an die süßen Kirschen aus Nachbars Garten, die immer über den Zaun hingen? Viele dieser Bäume gibt es heute nicht mehr. Mit ihnen verschwanden die säuerlichen Renetten, die süßen Strudeläpfel und die saftigen Sommerbirnen. Der Wandel in der Obstproduktion führte dazu, dass Streuobstbestände mittlerweile als gefährdet gelten. Damit einher ging ein Verlust an Obstsortenvielfalt, an Wissen und generell an Biodiversität. Das Projekt „Alte Obstsorten wiedersehen & wiederschmecken“ belebte das Bewusstsein für den Wert der zahlreichen, wohlschmeckenden und genetisch wertvollen Obstsorten wieder. Das Projekt war für Naturpark Obst-Hügel-Land der Impulsgeber, um das Thema „Alte Obstsorten“ dauerhaft zu bearbeiten.

Projektziele

  • Erhaltung und Weiterentwicklung der Vielfalt an seltenen Obstsorten und -arten im Naturpark Obst-Hügel-Land und angrenzenden Regionen
  • Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für den Schutz unserer natürlichen Ressourcen anhand der Beispiele alter, noch verfügbarer, aber in Vergessenheit geratener Obstsorten
  • Erhaltung und Entwicklung wertvoller Obstbaumbestände zum Schutz der Lebensräume für seltene Tierarten
  • Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für die ökologische Bedeutung von Obstbaumbeständen

Das mehrjährige Projekt war in zahlreiche Arbeitspakete aufgeteilt, die unterschiedliche Zielgruppen und Schwerpunkte aufgriffen. Verbindendes Element war und ist die Bewusstseinsarbeit für alte Obstsorten. Viele Projektmaßnahmen mündeten in Folgeprojekte bzw. in dauerhafte Naturparkangebote.

 

ProjektmaßnahmenFolgeangebote und -projekte
Zeichen- und Schreibwettbewerb rund um die alten Obstsorten „Weberbartl-Apfel“ und „Herzogin Elsa“ für Volksschulen.Jährlicher Aktionstag in der Naturpark-Volksschule Scharten rund um alte Obstsorten.
Aktionstage in regionalen Kindergärten („Kindergarten-Apfel“): die Kinder verkosteten Apfelsorten, fanden ihre Lieblingssorte heraus und pflanzten von dieser Sorte einen Baum. Obsttag im Herbst im Naturpark-Kindergarten Scharten mit Saftpressen.
Zwei kommentierte Obstsortenverkostungen.Einbindung von Obstsortenverkostungen bei Schulangeboten.
Aufbau einer Online-Obstsortendatenbank und Weiterentwicklung zur Website www.meineobstsorte.at: Benutzer*innen haben die Möglichkeit, anhand von verschiedenen Kriterien (Standort, Verwendung, Aussehen, Geschmack, Reife usw.) die geeignetste Sorte zu finden.Die Website www.meineobstsorte.at wird laufend weiterentwickelt und ist zu einer beliebten Webadresse bei der Suche nach Obstraritäten geworden.
Traumbaumaktion: Hausgartenbesitzer*innen konnten im Frühjahr ihre Wunschsorte bestellen. Im Herbst desselben Jahres wurden die einjährigen Obstbäumchen bei einem Aktionstag überreicht.Gemeinschaftliche Obstbaumbestell- und Pflanzaktionen im Naturpark Obst-Hügel-Land alle 2 Jahre; von den 1-jährigen Bäumchen wurde jedoch wieder abgegangen.
Sonderausstellung im Mostmuseum mit „Obstalltagsgeschichten“: Volksschüler*innen interviewten ältere Angehörige über ihre Erinnerungen an das Most machen, an traditionelle Obstsorten, an ihre Erlebnisse im Obstgarten. Die Geschichten wurden auch als CD festgehalten.In Planung ist eine Ausstellung zur Person und zur Apfelsorte „Weberbartl“.
Obstlehrgarten St. Marienkirchen/P.: Beschilderung der rund 200 Obstsorten, Gestaltung eines Obstbaumschnittlehrpfads und Druck eines Folders.Einbindung des Obstbaumschnittlehrpfads bei Kursen im Obstlehrgarten; Entwicklung neuer Veranstaltungsideen (z.B. Edelreisertauschbörse).
Entwicklung und Organisation des „Weberbartl-Festes“: das Fest rund um Obst und Most wurde zwei Mal durchgeführt.Weiterentwicklung des Festes zu einer jährlichen „Weberbartl-Apfel-Wanderung“ mit rund 2.000 Besucherinnen und Besuchern.
Kirschensortenerhebung in der Naturparkgemeinde Scharten: professionelle Kartierung der alten Kirschensorten in Scharten, z.B. der Schartner Reinkirsche.Veredelung der Schartner Reinkirsche und spezielle Pflanzaktionen.

Bei den verschiedenen Projektmaßnahmen waren unterschiedlichste Akteur*innen eingebunden, wie z.B. bäuerliche Grundbesitzer*nnen, Hausgartenbesitzer*innen, Obstbauvereine, Schulen und Kindergärten oder generell die obstsorteninteressierte Bevölkerung.

Organisation und Projektpartner

Das Projekt (Laufzeit 2010 bis 2014) wurde über das LEADER-Programm finanziert. Projekt-träger war der Verein „Naturpark Obst-Hügel-Land“, die Projektbegleitung lag beim Büro Suske Consulting. Als Partner wirkten das Amt der Oö. Landesregierung (Abteilung Naturschutz), die LEADER Regionen Eferding und Mostlandl-Hausruck, die Obstbauvereine St. Marienkirchen/Polsenz und Scharten, der Verein „Arche Noah“ sowie die Universität für Bodenkultur Wien (Abteilung für Wein- und Obstbau) mit.

Resümee

Durch das Projekt konnte im Naturpark Obst-Hügel-Land, aber auch darüber hinaus, das Bewusstsein für Obstraritäten geschärft werden. Neben den Projektinhalten trug auch eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, dass das Echo sowohl nach innen (in den Naturparkgemeinden) als auch nach außen (Region, Fachkreise, Medien) sehr positiv war.

Das Projekt hatte eine wichtige Initialfunktion. Es gibt viele nachhaltig sichtbare Projektergebnisse, wie etwa die Beschilderung im Obstlehrgarten, die Website www.meineobstsorte.at, eine Sonderausstellung im Mostmuseum und natürlich die gepflanzten Obstbäume. Etliche Vorhaben waren der Startschuss für fixe Naturparkangebote, wie z.B. die „Weberbartl-Apfel-Wanderung“, Obstsortenverkostungen oder Nachpflanzaktionen spezieller regionaltypischer Obstsorten (Schartner Reinkirsche, Weberbartl-Apfel).

Durch das Projekt gelang es dem Naturpark Obst-Hügel-Land sich als Modellregion zur Erhaltung alter Streuobstbestände zu positionieren. Dazu gehört auch die ausgezeichnete Vernetzung mit den Projektpartner*innen und weiteren Streuobst-Akteure*innen.
Inwiefern sich die bewusstseinsbildenden Projektmaßnahmen positiv auf die Biodiversität im Naturpark, insbesondere auf die Obstsortenvielfalt auswirken, werden die nächsten Jahre zeigen.

Ausblick

Der Schutz von alten Obstsorten und die Bewusstseinsbildung dafür sind auch in den kommenden Jahren wichtige Ziele im Obst-Hügel-Land. Die Grundlage für viele Aktivitäten wurde bereits gelegt. Geplant ist u.a. der Aufbau eines Obstbaumkatasters für ausgewählte alte Obstsorten und die spezielle Pflege dieser Bäume. Ausgebildete Naturpark-Baumwart*innen sollen sich in Zukunft noch stärker um Beratung, Baumschnitt und Veredelung kümmern.

Im Bildungsbereich sind spezielle Obstsorten-Projekte in den Naturpark-Schulen vorgesehen. Außerdem soll das in den letzten Jahren generierte Wissen rund um alte Obstsorten in neuen Naturerlebnisangeboten vermittelt werden.

Service-Angaben

Naturpark Obst-Hügel-Land • GF DI Rainer Silber
Kirchenplatz 1 • 4076 St. Marienkirchen/Polsenz
Tel.: ++43 (0) 72 49 / 47 112-25 • E-Mail: info@obsthuegelland.at
Web: www.obsthuegelland.at und www.meineobstsorte.at


„Alte Obstsorten“ im Naturpark Obst-Hügel-Land (PDF-Download: 0,3 MB)

Stand: März 2016


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