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Foto: Andreas Kristl

Foto: Horst Dolak

Foto: Johannes Puch

Bergwaldprojekte

im Naturpark Sölktälervon Stefan Falkensteiner

Ausgangslage

Die Almweiden stellen einen wichtigen Mosaikstein in der Kulturlandschaft des Naturparks Sölktäler und Hotspots der Biodiversität mit spezifischen Artengemeinschaften dar. Nebenbei dienen sie verschiedenen Wildarten als wertvolle Lebensraumelemente (etwa Balzplätze für Raufußhühner) und beliebte Äsungsflächen (von Rot-, Reh- und Gamswild), wodurch die Schutzwälder von Verbissschäden entlastet werden. Veränderte wirtschaftliche und betriebliche Rahmenbedingungen für die Almbewirtschafter*innen führten in den letzten Jahrzehnten zu geänderten Bewirtschaftungsweisen oder gar zu kompletten Nutzungsaufgaben der Almflächen. Die natürliche Sukzession reagiert mit einer Zunahme von Gehölzpflanzen (Grünerlen, Latschen, Fichten etc.) und in weiterer Folge mit einer Verbuschung bzw. je nach Lage mit einer Verwaldung der Flächen.

Eine weitere negative Entwicklung liegt in der Zunahme von invasiven Giftpflanzen wie dem Weißen Germer (Veratrum album), der einerseits für das Weidevieh sehr giftig ist und andererseits durch das invasive Wachstum andere charakteristische Almpflanzen verdrängt. Schließlich werden durch Lawinen oder Rutschungen oft Steine und Äste auf den Weideflächen verteilt. All diese Einflüsse führen zu einer Verkleinerung wichtiger Futterflächen, die nur sehr mühsam und kostenintensiv wiedererlangt werden können. Die fortschreitende Verbuschung, die Zunahme invasiver Pflanzen und eine intensivere Bestoßung der verbleibenden Weideflächen führen zu einer Abnahme der almtypischen Biodiversität und einer Veränderung des charakteristischen Landschaftsbildes, mit oftmals negativen Auswirkungen auf andere Sektoren, wie etwa den Tourismus.

Aufgrund fehlender personeller und finanzieller Ressourcen sind viele Almbewirtschafter*innen auf Unterstützung zur Freihaltung bzw. Wiedererlangung der Weideflächen angewiesen. Unter diesen Rahmenbedingungen ergab sich im Jahr 2006 die Möglichkeit zu einer Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV) und zur Durchführung des ersten Bergwaldprojekts im Naturpark Sölktäler. Die Zusammenarbeit zwischen Naturpark Sölktäler, ÖAV sowie den Almbewirtschafter*innen war von Beginn an eine fruchtbare, in deren Rahmen bei mitt-lerweile elf gelungenen Bergwaldprojekten und einer zusätzlichen Umweltbaustelle unzählige Freiwillige auf verschiedenen Almen im Naturpark Sölktäler höchst engagiert tätig waren.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?
Die freiwilligen Teilnehmer*innen verbringen eine Woche auf einer Alm und unterstützen die Almbewirtschafter*innen bei der Freihaltung bzw. Wiedererlangung von wichtigen Almweideflächen. Im Gegenzug stellen die Almbewirtschafter*innen den Teilnehmer*innen freie Kost und Logis zur Verfügung.

Was können die Freiwilligen tun?
Die Freiwilligen betätigen sich bei verschiedenen Arbeiten zur Freihaltung bzw. Wiedererlangung der Almweiden. Wichtigste Maßnahme dafür ist das sogenannte Schwenden von Sträuchern und Bäumen, d.h. das Abzwicken dieser Gehölze mit Astscheren bzw. das Absägen mit Hand- oder Motorsägen. Eine weitere bedeutende Tätigkeit ist das Entfernen des für das Weidevieh sehr giftigen Weißen Germers mittels spezieller Germerstecher. Schließlich wird die Weidequalität durch das Wegschaffen von Steinen und Ästen verbessert.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?
Durch ihren freiwilligen Einsatz leisten die Freiwilligen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung bzw. Wiedererlangung der charakteristischen Kulturlandschaft im Naturpark Sölktäler, der spezifischen Biodiversität der Almen und des Erholungsraums für Einheimische als auch TouristInnen. Ein wichtiger Nebeneffekt in der Zusammenarbeit ist die Erhöhung des gegenseitigen Verständnisses und der Anerkennung zwischen Almbewirtschafter*innen und Teilnehmer*innen.

Dauer des freiwilligen Einsatzes
Treffpunkt der Teilnehmer*innen in Stein/Enns ist meist am Sonntagabend, mit einer kurzen Begrüßung durch die Projektleitung von ÖAV und Naturpark Sölktäler. Im Anschluss geht es direkt auf die Alm und die Quartiere werden bezogen. Die umfassende Einführung in die Arbeitsweise erfolgt durch die Almbewirtschafter*innen und ÖAV-Projektleitung, meist gemeinsam mit einem erfahrenen Alminspektor.

Die Arbeiten werden vier Tage mit vollstem Einsatz durchgeführt, und die Freiwilligen haben sich Mitte der Woche einen Freizeittag redlich verdient. An diesem wird von der Naturpark-Projektleitung ein spezielles Programm organisiert, meist eine geführte Wanderung zu interessanten Plätzen im Naturpark Sölktäler inklusive regionstypischer Kulinarik. Den Abschluss der intensiven Woche bildet ein gemütlicher Abschlussabend am Freitag, an dem allen Freiwilligen von Seiten des Naturparks und Alpenvereins herzlich für deren hohes Engagement gedankt wird und Erinnerungen geteilt werden. Am Samstag begibt sich die Gruppe müde, aber voller bleibender Eindrücke und mit dem Wissen und Stolz über ihre wichtige Arbeit zum Erhalt der typischen Kulturlandschaft und der Biodiversität, wieder auf die Heimreise.

Zielsetzungen und Inhalte

Wesentliches Ziel ist die Eindämmung der Verbuschung (Grünerlen, Latschen, Fichten etc.) und Giftpflanzen (Weißer Germer etc.) sowie die Entfernung von Steinen und Ästen auf den Almen und somit die Freihaltung von wichtigen Äsungsflächen für das Weidevieh. Gleichzeitig werden die spezifischen Artengemeinschaften, und somit die Biodiversität der Almen insgesamt, gefördert. Das Projekt wird einmal jährlich im Juli durchgeführt. Die Projektausschreibung richtet sich an alle Erwachsenen, die über ausreichende Fähigkeiten für anstrengende Arbeiten im Gelände verfügen und gerne eine Woche unter einfachen Verhältnissen auf einer Alm in der Gruppe zusammen leben und arbeiten möchten. Die gesamte Freiwilligen-Gruppe besteht jeweils aus dem*r Projektleiter*in, einem*r Gruppenleiter*in und ca. zehn Teilnehmer*innen. Das Projekt findet in enger Kooperation zwischen Naturpark Sölktäler, ÖAV und den Almbewirtschafter*innen statt.

Resümee

Die bisherigen zwölf Projekte (elf Bergwaldprojekte und eine Umweltbaustelle) im Naturpark Sölktäler haben dazu beigetragen, bedeutende Anteile an Futterflächen auf verschiedenen Almen von Verbuschung, Steinen und Giftpflanzen freizuhalten bzw. wiederzuerlangen, und somit für das Weidevieh verfügbar zu machen. Dadurch wurde auch ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der almtypischen Biodiversität geleistet. Ein wesentlicher Nebeneffekt in der Zusammenarbeit ist die Erhöhung des gegenseitigen Verständnisses und der Anerkennung zwischen AlmbewirtschafterInnen und TeilnehmerInnen. Die Zufriedenheit der AlmbewirtschafterInnen mit der freiwilligen Arbeitsleistung ist dermaßen groß, dass meist schon mehr als ein Jahr im Vorhinein Anmeldewünsche für das kommende Jahr eintreffen. Gleichzeitig werden viele Freiwillige zu regelmäßigen „WiederholungstäterInnen“, und stellen jedes Jahr aufs Neue ihre Arbeitsleistung im Zuge verschiedener Projekte in ganz Österreich in den Dienst der Kul-turlandschaft und des Naturschutzes. Trotz des hohen Engagements der Freiwilligen können durch das Bergwaldprojekt bei Betrachtung der Gesamtfläche nur ausgewählte Almbereiche bearbeitet werden, und eine regelmäßige Nacharbeit ist entscheidend für eine langfristige Freihaltung der Almflächen.

Ausblick

Das Bergwaldprojekt ist im Naturpark Sölktäler bereits soweit etabliert, dass jährlich ein Projekt fix durchgeführt wird. In der Regel erfolgt die Auswahl des Arbeitsgebietes im dreijährigen Rhythmus, verteilt auf die drei Katastralgemeinden Großsölk, St. Nikolai und Kleinsölk.

Service-Angaben

Naturpark Sölktäler • GF Volkhard Maier • Stefan Falkensteiner
Stein/Enns 107 • 8961 Sölk
Tel.: +43 (0) 36 85 / 20 903
E-Mail: naturpark@soelktaeler.at
Website: www.soelktaeler.at

Stand: November 2016


Der Artikel wurde im Zuge des Projekts „Biodiversität durch Freiwilligenarbeit in Naturparken – Lebensräume pflegen, biologische Vielfalt erhalten, Bewusstsein schaffen“ mit Unterstützung des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft erstellt.

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