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Foto: Andreas Kristl

Foto: Horst Dolak

Foto: Johannes Puch

Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme

in Naturparken ÖsterreichsProjektträger: Verband der Naturparke Österreichs

Mit dem Projekt „Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in Naturparken Österreichs“ nutzen und bündeln fünf Naturparke aus vier Bundesländern gemeinsam mit dem Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ) die Kraft ihres Netzwerks. Die Wiederherstellungsmaßnahmen zielen auf prioritäre, beeinträchtigte Ökosysteme und deren Verbesserung bzw. Wiederherstellung ab und betreffen sechs Feuchtgebiete und 34 Sonderstandorte mit einer Gesamtfläche von 45,8 ha. So erhalten die Naturparke wichtige Lebensräume und die dort vorkommenden Arten. Mit diesem Projekt, das vom nationalen Biodiversitätsfonds gefördert wird, tragen sie zur der Umsetzung „Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+“ bei.

Im Folgenden finden Sie einen Überblick der beteiligten Naturparke und ihrer Aktivitäten.

Naturpark Kamptal-Schönberg

Ziel im Naturpark Kamptal-Schönberg ist die Wiederherstellung von Trockenrasenflächen und damit Sicherung von FFH-Lebensraumtypen (6210, 6240), FFH-Arten (Große Kuhschelle, Smaragdeidechse etc.) und Rote-Liste-Arten. Hierdurch sollen wesentliche Strukturmerkmale (Verbuschungsgrad/Gehölzanteil, Streufilz, Neophytenanteil) verbessert und die Artenausstattung mit charakteristischen Trockenrasen-Arten nachhaltig erhöht werden.

 

4 Trockenrasenflächen

  • Flächen: Landschaftsschutzgebiet, FFH- und Vogelschutzgebiete (2 ha)
  • Gründe für die Gefährdung: Fehlendes Management und Verbuschung
  • Problemstellung: Reste von ehemals ausgedehnten Hutweideflächen im unteren Kamptal sind durch Aufgabe der Nutzung im Prozess der fortschreitenden Verbrachung und Verbuschung. Davon betroffen sind FFH-Lebensraumtypen (6210, 6240), FFH-Arten (Große Kuhschelle, Smaragdeidechse etc.) und Rote-Liste-Arten.

Naturpark Kaunergrat

Ziel des Vorhabens im Naturpark Kaunergrat ist die Wiederherstellung und Erhaltung der lebensraumtypischen Struktur- und Artenvielfalt der landschaftsprägenden (Halb-)Trockenrasen. Darüber hinaus wird eine Verbesserung des Erhaltungszustandes wertvoller Trockenrasenlebensräume (FFH 6210, FFH 8230) und die Förderung der Konnektivität insbesondere für xerothermophile Arten angestrebt sowie eine Habitatverbesserung für selten gewordene Charakterarten der Trockenrasen wie z. B. dem Apollofalter (Parnassius apollo) als Schirmart (Anhang 4 FFH).

 

27 Trockenrasen

  • Flächen: Naturschutz- und Natura 2000-Gebiete (18 ha)
  • Gründe für die Gefährdung: Fehlendes Management und Verbuschung
  • Problemstellung: Alle 27 für das Projekt ausgewählten Flächen befinden sich in steilen bis sehr steilen, felsdurchsetzten Hängen, welche durch eine Beweidung nicht freigehalten werden können. Gerade diese Lebensräume sind aber Schlüsselhabitate und stellen u.a. für den Apollofalter als Schirmart eine wichtige Überlebensgrundlage dar. Vor allem durch die Verbesserung des Biotopverbunds innerhalb der intakten Trocken- und Halbtrockenrasen in den Naturschutzgebieten kann eine Flächengröße freigehalten werden, die den entsprechenden Lebensraumansprüchen verschiedener xerothermophiler Arten entspricht und deren langfristigen Erhalt unterstützt (wesentliche Faktoren sind dabei die Konnektivität zwischen den verstreut in den Schutzgebieten liegenden Gebieten und die Arealgröße – „Minimum Viable Population“).

Naturpark Rosalia-Kogelberg

Ziel des Naturparks Rosalia-Kogelberg ist einerseits die Wiederherstellung und Verbesserung von wertvollen Feuchtlebensräumen, die durch Nutzungsaufgabe und Strukturarmut gefährdet sind. Diese Flächen sollen für eine angepasste Bewirtschaftung vorbereitet und eine dauerhafte Bewirtschaftung sichergestellt werden. Um ein Mosaik von Biotoptypen zu erhalten und die Diversität in den Gebieten zu erhöhen, sollen Lebensraumelemente, wie ein Tümpel für Amphibien und eine Hecke angelegt werden.

Andererseits wird beabsichtigt Halbtrockenrasen und magere Standorte, die durch Nutzungsaufgabe und Neophyten gefährdet sind, wiederherzustellen. Die Flächen werden für eine angepasste Bewirtschaftung vorbereitet und eine dauerhafte Bewirtschaftung durch Beweidung und Mahd sichergestellt. Es erfolgen eine Entwicklung der weitgehend verbuschten Halbtrockenrasen bzw. der Magerwiese zu großteils offenen Flächen mit einer großen Diversität an Nutzungs-, Struktur und Vegetationsmustern.

 

Sieggraben „Gemeindewiese zum Bildl“ Fläche:

  • Landschaftsschutzgebiet (Größe: 1,7 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Fehlendes Management, Verbrachung, Verbuschung
  • Problemstellung: Bei der Fläche handelt sich um extensiv bewirtschaftete, artenreiche, zum Teil feuchte Wiesenflächen. Aufgrund ihrer Seltenheit in der Region und ihrer Bedrohung kommt dieser Fläche eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung zu. Grünland-Biotoptypen sind im Pannonikum in den letzten Jahrzehnten massiv unter Druck geraten. Somit stellt die Erhaltung der Gemeindewiese in ihrer standörtlichen Vielfalt ein übergeordnetes Erhaltungsziel dar.

 

Pöttelsdorf „Himmelteich“

  • Fläche: Kein Schutzgebiet (Größe: 0,9 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Verlust von Stillgewässern, Neophyten auf Nachbarflächen
  • Problemstellung: Das Gebiet wurde vor rund zwanzig Jahren als Retentionsbecken angelegt. Auf dem Gelände befindet sich ein Teich mit Röhricht, eine gehäckselte Grünlandbrache und Gehölze. Das vorhandene Gewässer weist einen Fischbestand auf und das Ufer ist durch ein Steilufer geprägt. Für Amphibien ist dieses Gewässer kein geeigneter Lebensraum. Neophyten (Flügelknöterich, Fallopia) auf den Nachbarflächen stellen eine Gefährdung dar.

 

Drassburg „Schwarzes Kreuz”

  • Fläche: Landschaftsschutzgebiet (1 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Verbrachung, Verbuschung, Neophyten
  • Problemstellung: Im Umfeld des „Schwarzen Kreuzes“ befinden sich magere Standorte, die von einem verbrachten Halbtrockenrasen eingenommen werden. Hier ist die Vegetation der Halbtrockenrasen noch ersichtlich. Die nährstoffreicheren Bereiche werden von Gewöhnlicher Robinie (Robinia pseudacacia), Schwarzer Holunder (Sambucusnigra) und Echte Walnuss (Juglansregia) dominiert. Aktuell passiert keine Nutzung auf der Fläche. Teile der Fläche wurden 2019 entbuscht. Als Schutzmaßnahme ist es notwendig, eine extensive Bewirtschaftungsform aufrecht zu erhalten. Halbtrockenrasen sind im pannonischen Raum laut Umweltbundesamt der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs der Gefährdungskategorie 2 (stark gefährdet) zugeordnet.

 

Loipersbach „Oberkogel”

  • Fläche: Landschaftsschutzgebiet (0,6 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Fehlendes Management, Verbrachung, Verbuschung, Neophytenausbreitung
  • Problemstellung: Bei der Fläche handelt es sich um eine nährstoffarme Grünlandbrache entlang einer Bahnstrecke, die in unregelmäßigen Abständen gehäckselt wird. Trotz der ausbleibenden Nutzung ist die Fläche relative kräuterreich ausgebildet. Die Fläche weist Potential auf, sich als artenreiche Magerwiese zu etablieren. Magerwiesen sind im pannonischen Raum laut Umweltbundesamt der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs der Gefährdungskategorie 2 (stark gefährdet) zugeordnet.


Rohrbach „Wieserberg“

  • Fläche: Natura 2000, FFH Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie, Landschaftsschutzgebiet (4,2 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Fehlendes Management, Verbrachung, Verbuschung
  • Problemstellung: Bei der Fläche handelt es sich um basische Halbtrockenrasen submediterraner bis subkontinentaler Prägung des FFH-Lebensraumtyps 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia). Es handelt sich um keinen natürlichen Lebensraum, weshalb er auf eine Pflege bzw. extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung angewiesen ist. Aufgrund des Ausbleibens dieser Pflege in den letzten Jahrzehnten ist es zur Versaumung, Verbuschung und Bewaldung der Fläche gekommen. Ohne aktive Maßnahmen zur Reduzierung des Gehölzanteils auf maximal 25% der Fläche kann der Lebensraum längerfristig nicht erhalten werden.

Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen

Das primäre Ziel des Natur- und Geoparks Steirische Eisenwurzen ist es, durch wirksame Maßnahmen die Fläche in ihrem ökologischen Zustand deutlich zu verbessern und den Feuchtwiesencharakter wiederherzustellen. Hierfür werden eine Wiedervernässungsmaßnahme mit Lärchenspundwänden umgesetzt, die Fichtenmonokultur auf-gelichtet und invasive Neophyten wiederholt fachgerecht bekämpft.

 

Feuchtwiese Mooslandl

  • Fläche: Landschaftsschutzgebiet (2,5 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Entwässerung, Verbuschung, fehlendes Management, standortuntypisches forstliches Gehölz, Neophyten
  • Problemstellung: Das Biotop Feuchtwiese Mooslandl leidet im Zuge eines fehlenden, langfristigen Managements insbesondere an Verbuschung und Auftreten von standortuntypischen forstlichen Gehölzen sowie Neophyten. Zusätzlich ist es dringend notwendig, die in der Vergangenheit stattgefundene Entwässerung zu stoppen und sie wiederzuvernässen, um die Fläche in ihrem ökologischen Zustand deutlich zu verbessern und den Feuchtwiesencharakter wiederherzustellen.

Naturpark Südsteiermark

Ziel der Wiederherstellungsmaßnahmen in den drei Schutzgebieten (NSG 47c, NSG 52c und Heiligengeistklamm GLT 238) im Naturpark Südsteiermark ist, die Erhaltung der Uferbereiche durch eine starke Reduktion des Neophytenbewuchses durch Pflegearbeiten und Neupflanzungen mit regionalen Wildgehölzen. Zur Wirkungsüberprüfung wird ein botanisches und zoologisches Monitoring durchgeführt.

 

3 Sulm-Altarme

  • Flächen: Naturschutzgebiete (5 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Entwässerung, Eutrophierung, fehlendes Management und Neophyten
  • Problemstellung: Die zwei Schutzgebiete (NSG 47c und NSG 52c) sind naturschutzfachlich wert-volle Lebensräume, die allesamt von stark verarmten, agrarisch intensiv genutzten landwirtschaftlichen Strukturen umgeben sind (z. B. Acker). Hinzu kommt die in der Vergangenheit stattgefundene Entwässerung, Eutrophierung, Neophyten und fehlendes Management zum Erhalt der wertvollen Flächen.

 

Heiligengeistbach in der Heiligengeistklamm

  • Fläche: Geschützter Landschaftsteil (10 ha)
  • Gründe für Gefährdung: Touristische Nutzung, fehlendes Management und Neophyten
  • Problemstellung: Die Heiligengeistklamm ist ein geschützter Landschaftsteil (GLT 238) und ein naturschutzfachlich wertvoller Lebensraum, welcher von stark verarmten, agrarisch intensiv genutzten landwirtschaftlichen Strukturen umgeben ist (z. B. Acker). Hinzu kommt, dass Neophyten, touristische Nutzung und fehlendes Management dieses Ökosystem stark beinträchtigen.

Darüber hinaus gibt es im Projekt auch verschiedene Begleitmaßnahmen, die dem Erfahrungsaustausch dienen. Um eine erfolgsversprechende Vorgehensweise in den Naturparken und den Informationsfluss über Bundesländergrenzen hinweg zu ermöglichen, werden ein Expert*innen-Beirats eingebunden sowie diverse Workshops und Fachexkursionen durchgeführt. Zur optimalen Durchführung der Wiederherstellungsmaßnahmen wurde zudem auch eine „Helpline“ für die die beteiligten Naturparke eingerichtet. Hier beantworten Expert*innen im Prozess aufkommende Frage- und Problemstellungen fachkundig und lösungsorientiert.

Damit die gewonnenen Erfahrungen für künftige Maßnahmen dieser Art auch dem Naturschutz- und Naturpark-Netzwerk zugänglich sind, werden diese fachkundig aufbereitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt („Lessons Learned“). Diese Form der Wissenssicherung ermöglicht verschiedenen Akteur*innen auch über das Projekt hinaus von der Expertise zu Wiederherstellungsmaßnahmen dieser Art zu profitieren. Zur optimalen Umsetzung dieser Vorhaben unterstützt das E. C. O. – Institut für Ökologie dieses Projekt. Dieses bringt sein Fachwissen ein und begleitet den Prozess. Durch Einbeziehung führender Expert*innen werden ein Erfahrungsaustausch über Bundesländergrenzen hinweg gefördert und Synergieeffekte initiiert.

Eine weitere Begleitmaßnahme im Projekt ist die Bewusstseinsbildung. Diese zielt auf die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Bedeutung von Feuchtgebieten und Sonderstandorten für die Biodiversität ab.


Mit Unterstützung des Biodiversitätsfonds, finanziert von der Europäischen Union – NextGenerationEU und dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie


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