Masterarbeitvon Marius Rösel
Erhebung und Diversität der Käferfauna in Waldbeständen des Inntals bei Innsbruck
Die Wälder des Inntals wurden in den letzten Jahrhunderten stark genutzt. Der hohe Holzbedarf durch Saline und Bergbau führte zum Abholzen riesiger Waldflächen. Waldweiden, der Ausbau von Forststraßen und die Weiterentwicklung von Erntetechniken verschlechterten den Waldzustand zunehmend. In den letzten Jahrzehnten verändert sich jedoch die Perspektive auf die Wälder. Neben der wirtschaftlichen Funktion rücken Naturnähe und Biodiversität zunehmend ins öffentliche Interesse. Mit der Gründung des Naturparks Karwendel im Jahr 2009 steht seither ein kompetenter Ansprechpartner und Förderer in der Region, um gezielte Naturschutzmaßnahmen umzusetzen und die Artenvielfalt der Wälder zu schützen. Eine bedeutende Tiergruppe in diesem Lebensraum sind holzbewohnende Käfer. Diese eignen sich als guter Bioindikator zur Beurteilung des natürlichen Zustands von Wäldern. In dieser Studie wurde die Käferfauna zweier Waldgesellschaften (Buchenmischwald und Kiefernwald) mit unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität (extensiv und intensiv) untersucht. Zur Erfassung der Käferfauna an den vier Standorten wurden Flugfensterfallen und Barber-Fallen im Totholz verwendet. Die Totholzstruktur und der Kronenschlussgrad wurden erhoben. Die Auswirkungen der Waldgesellschaft, der Bewirtschaftungsintensität und der Fangmethode auf die jeweilige Käferfauna wurden herausgearbeitet und mit den aufgenommenen Waldstrukturen verglichen.
Material und Methoden
Die vier Waldstandorte liegen im Naturpark Karwendel, in der Nähe von Innsbruck, in den Gemeinden Zirl und Kranebitten auf einer Höhe zwischen 800 und 1000 m ü. NN. An jedem Standort wurden fünf Barber-Fallen und eine Flugfensterfalle installiert. Der Aufbau der Fallen erfolgte am 13. April und der Abbau am 5. September 2022. Die Expositionszeit betrug zwischen zwei und drei Wochen mit insgesamt neun Entleerungen. Die Käfer wurden auf Artniveau bestimmt, mit Ausnahme der Familie Staphilinidae, Ptilidae und der Gattung Meligethes der Familie Nitidulidae. Es wurden ökologische Informationen zu den gefangenen Käfern wie Ernährungsart, Biotopbindung, Substratgilde, Gefährdungszustand und Körpergröße recherchiert. Die Waldstrukturen (Überschirmung, Totholz) wurden auf einer Fläche von einem Hektar rund um die zentral gelegene Kreuzfensterfalle erhoben.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 1244 Individuen aus 223 Arten und 47 Familien bestimmt. Der extensiv bewirtschaftete Buchenwaldbestand wies eindeutig die größte Käferfauna auf. Es folgte der intensiv bewirtschaftete Buchenwald vor dem extensiv bewirtschafteten Kiefernwald und seinem intensiv bewirtschafteten Gegenstück. Innerhalb der gebildeten Untersuchungseinheiten zeigten sich deutliche Unterschiede in der jeweiligen Käferfauna. Buchenwaldbestände, extensiv bewirtschaftete Waldstandorte und Fensterflugfallen zeigten größere Individuen- und Artenzahlen auf. Neben der größeren Anzahl an Rote-Liste-Arten waren zudem die Anteile an holzbewohnenden Arten (mit Ausnahme des Vergleichs von Flugfensterfallen mit Barber-Fallen) höher. Dementsprechend wiesen Kiefernwaldbestände, intensiv bewirtschaftete Flächen und Fallgruben im Totholz diesbezüglich geringere Zahlen auf. Die Ergebnisse der Totholzerfassung stimmen mit der Käferfauna in den untersuchten Waldgebieten überein. Der extensiv bewirtschaftete Buchenwaldstandort wies vor seinem intensiv bewirtschafteten Gegenstück eindeutig die höchste Menge und Strukturvielfalt an Totholz auf. Die Kiefernwälder hatten nur eine Totholzart und wiesen eine geringere Menge und Vielfalt an Totholzsubstraten auf. Vor allem der intensiv bewirtschaftete Kiefernwaldbestand wies kaum Totholz auf. Der intensiv bewirtschaftete Buchenwald hatte einen höheren Bedeckungsgrad als die drei anderen Waldstandorte.
Fazit
In dieser Studie wurde erstmals das direkte Einbringen von Barber-Fallen in liegendes Totholz beschrieben. Diese Methodik hat einige Probleme in der Praxis aufgezeigt, durch eine Vergrößerung des Sammelbehälters könnten diese Fallen jedoch als zusätzliche Methode neben Kreuzfensterfallen für faunistischen Erhebungen verwendet werden. Eine weitere Besonderheit dieser Arbeit liegt in der Beschreibung der Käferfauna in Kiefernwaldstandorten, die bisher in Europa kaum untersucht wurden. Aufgrund des Fehlens von Replikaten sollten die Ergebnisse dieser Arbeit jedoch als Trend interpretiert werden. Die holzbewohnende Käferfauna deckt sich im Allgemeinen mit den vorgefundenen Waldstrukturen. Es wurden einige Rote-Liste-Arten nachgewiesen, jedoch konnten keine Urwaldreliktarten nachgewiesen werden. Die untersuchten extensiven Waldstandorte weisen Entwicklungspotential auf. Waldbauliche Maßnahmen könnten als Sprungbrett dienen, um strukturreiche Habitate für die holzbewohnende Käferfauna zu erhalten.
Download
Die Masterarbeit „Erhebung und Diversität der Käferfauna in Waldbeständen des Inntals bei Innsbruck“ (2023) von Marius Rösel wurde an der Universität Innsbruck verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 3,4 MB).