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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Simon Kellerer

Wiesen der Österreichischen Bundesforste im Wienerwald – aktueller Zustand und Veränderungen

Grünlandlebensräume zählen aus botanischer Sicht zu den artenreichsten Biotoptypen, sind Lebensraum vieler Tierarten und bereichern die Landschaft aus ästhetischer Sicht.  Abgesehen davon erbringt Kulturgrasland eine Vielzahl an Ökosystemleistungen. So trägt es beispielsweise zum Schutz vor Hochwässern und zur Bindung von Kohlendioxid bei. Zugleich gehören Grünlandlebensräume aber auch zu jenen Ökosystemen, die am meisten bedroht sind. Innerhalb der Europäischen Union gilt laut Roter Liste gefährdeter Lebensräume die Hälfte der Grünlandlebensräume als bedroht. Damit stellen sie nach Mooren und Sümpfen die am meist gefährdetsten Biotoptypen unter allen Land- und Süßwasser­lebensräumen in den Staaten der Europäischen Union dar. Der zuletzt erschienene Artikel 17-Bericht über den Erhaltungszustand von Lebensraum­typen (LRT) und Arten gemäß Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie weist für alle in dieser Master­arbeit behandelten Grünlandlebensräume, sowohl in der alpinen als auch in der kontinentalen bio­geografischen Region in Österreich, ungünstige Erhaltungszustände aus. Die Biodiversitätsstrategie Österreich 2030+ beinhaltet das Ziel, dass 30 % der sich aktuell in einem ungünstigen Erhaltungszustand befindlichen FFH-Schutzgüter bis 2030 einen zumindest guten Erhaltungszustand aufweisen sollen oder wenigstens ein positiver Trend bei ihnen festgestellt werden kann.

Der Wienerwald, der als Untersuchungsgebiet für diese Masterarbeit ausgewählt wurde, zählt zu einem der wichtigsten Biodiversitätshotspots in Österreich. In Summe beherbergen die Wiesen des Wienerwaldes mehrere hundert verschiedene Pflanzenarten, wovon viele als in Österreich gefährdet eingestuft sind.

 

Ziele und Methoden

Die Österreichischen Bundesforste sind mit mehreren hundert Flächen der größte Wiesen­besitzer im Wienerwald und tragen dementsprechend große Verantwortung, was den Erhalt von naturschutzfachlich wertvollen Wiesenflächen in dieser Region anbelangt. Von naturschutzfachlichen Erhebungen aus den Jahren 2007 und 2013 existieren für diese Wiesenflächen, neben Aufzeichnungen der vorkommenden Pflanzenarten, eine Zuordnung zu Wiesengesell­schaften und FFH-Lebensraumtypen sowie eine Bewertung des Erhaltungsgrades. Das Ziel dieser Arbeit war es, Informationen darüber zu erhalten, wie es um die im Eigentum der Österreichischen Bundesforste AG befindlichen naturschutzfachlich besonders wertvollen Wiesen im Biosphärenpark Wiener­wald bestellt ist. Zusätzlich wurde analysiert, ob die aktuellen Bewirtschaftungs­methoden und Pflegemaßnahmen im Hinblick auf den Erhalt der jeweiligen Lebensraum­typen und der für sie typischen Artenzusammensetzung zielführend und geeignet sind. Die daraus gewonnenen Informationen wurden anschließend dazu genutzt, Handlungsempfehlungen auf regionale Ebene für die Zukunft abzuleiten. Im Rahmen dieser Masterarbeit wurden daher 127 naturschutzfachlich besonders wertvolle Flächen erneut auf­gesucht und vorkommende Pflanzenarten sowie der Erhaltungsgrad von Flachland-Mähwiesen, Kalk-Trockenrasen, Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen, Kalk-Niedermooren und Bach-Kratzdistelwiesen erhoben. Hierfür wurde wie bei den früheren Erhebungen das Bewertungsschema für FFH-Lebensräume des Umweltbundesamtes herangezogen. Für die nicht zu den FFH-Lebensraumtypen zählenden Bach-Kratzdistelwiesen wurde ein daran angelehntes Bewertungsschema erstellt.

 

Ergebnisse

Die Auswertungen im Rahmen dieser Masterarbeit zeigten, dass sich insbesondere der Erhaltungsgrad von Kalk-Niedermooren deutlich verschlechtert hat. Manche Flächen, die einst den Borstgrasrasen, Bach-Kratzdistelwiesen und Kalk-Niedermooren zugerechnet wurden, können heute nicht mehr entsprechend eingestuft werden. Infolge der Zerstörung einzelner Wiesen muss das lokale Erlöschen von Beständen gefährdeter Pflanzenarten angenommen werden. Bei Kalk-Trockenrasen, Pfeifengraswiesen und Flachland-Mähwiesen kam es hingegen nur zu geringfügigen Veränderungen des Erhaltungsgrades.

Das Ausbleiben der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und Wildfütterungen stellen dabei die größten Bedrohungen dar. Als wichtigste Erhaltungsmaßnahmen können die Aufnahme der Managementempfehlungen in die Pachtverträge sowie eine verstärkte Kontrolle der Einhaltung der Pachtvereinbarungen genannt werden.

 

Download

Die Masterarbeit "Wiesen der Österreichischen Bundesforste im Wienerwald – aktueller Zustand und Veränderungen" (2024) von Simon Kellerer wurde an der Universität für Bodenkultur in Wien verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 8,4 MB).

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