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Foto: Franz Kovacs

Foto: Franz Kovacs

Klimaschutz in Naturparken

Ansätze und Modelle zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung aus dem In- und Ausland

Am 3. November fand die erste Online-Tagung des Verbandes der Naturparke Österreichs zum Thema „Klimaschutz in Naturparken“ statt. Rund 60 Teilnehmer*innen aus dem In- und Ausland nahmen an der Veranstaltung teil. Acht Referent*innen stellten erste Ansätze der Österreichischen und Europäischen Naturparke vor, durch die Klimaschutz bzw. Klimawandelanpassung in den Naturparken umgesetzt werden.

Der Klimawandel führt zu erheblichen Veränderungen im Hinblick auf die Verteilung und den Erhaltungszustand vieler Arten und Lebensräume. Ein großes, europaweites Netz an Schutzgebieten kann die Erhaltung von Arten und Lebensräumen unterstützen und den Tieren und Pflanzen Raum zur Abwanderung bzw. Überdauerung geben. Die Österreichischen und Europäischen Naturparke sind Teil dieses Schutzgebiets-Netzwerkes und tragen somit auch zur Anpassung an den Klimawandel bei.

Die Bemühungen der Naturparke in diese Richtung laufen bereits in vielen unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie Bewusstseinsbildung, Mobilität oder Tourismus.
Im Zuge dieser Tagung wurden wegweisende Projekte und Strategien präsentiert, die einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung leisten.

Programm

Der Geschäftsführer des Verbandes der Naturparke Österreichs, Franz Handler, moderierte die Tagung und begleitete die Referent*innen und Teilnehmer*innen durch den Tag. Im Anschluss an die einzelnen Präsentationen wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet, teilweise kam es auch im Chat selbst zu regen Diskussionen.

Der Bogen der vorgestellten Projekte und Strategien spannte sich über die verschiedenen Bereiche, in denen sich die Naturparke bereits aktiv für den Klimaschutz einsetzen. Dominik Siegrist von der Ostschweizer Fachhochschule stellte nachhaltige Tourismusangebote als ein mögliches Themenfeld der Naturpark-Arbeit im Bereich Klimaschutz vor und wies darauf hin, dass in vielen Gebieten bereits enge Kooperationen zwischen Naturparken und Tourismusorganisationen bestehen.

Ein sehr wesentlicher Ansatzpunkt, bei dem die Naturparke einen großen Beitrag leisten können, stellt die Bewusstseinsbildung dar. Anton Heufelder aus dem Naturpark Karwendel stellte dazu das Projekt KlimaAlps vor; Andreas Steininger, Geschäftsführer des Naturparks Mürzer Oberland, präsentierte den Lehrpfad klimawandeln, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Alpenraum, Tiere und Pflanzen sowie den Wasserhaushalt beschäftigt. In den kommenden Jahren wird das Thema auch in verschiedene Ausbildungen, wie z. B. Natur- und Landschaftsvermittlung, Eingang finden.

Ebenfalls Teil der Bewusstseinbildung ist die Besucherlenkung, wie das Beispiel von Rolf Eberhardt aus dem Naturpark Nagelflukette anschaulich gezeigt hat. Durch den erhöhten Besucherdruck kommt es hier im Gelände zu massiven Zerstörungen und Belästigungen der Wildtiere.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist das Thema Mobilität immer ein sehr wichtiger Bestandteil. Das regionale Mobilitätskonzept des Naturparks Weissensee hat Robert Heuberger präsentiert; die WÖFFIS in den Tiroler Naturparken waren Thema des Beitrags von Marlene Salchner. Der Verband Deutscher Naturparke, der von Ulrich Köster vertreten wurde, hat sich mit dem Projekt Katzensprung auf Urlaub in Deutschland mit kurzen An- und Abreisewegen spezialisiert.

Christian Kayser vom Naturpark Our in Luxemburg zeigte anschaulich, wie Klimaschutz auf regionaler Ebene mit Hilfe eines Klimapaktes umgesetzt werden kann.

Die Referent*innen gaben im Zuge der Tagung wesentliche Impulse für die weitere Zusammenarbeit zu den Themen Klimaschutz und Klimawandelanpassung. In Zukunft werden diese Schwerpunkte in die Konzepte und Arbeitspläne der Naturparke in Österreich und Europa verstärkt integriert und verankert werden.

Im Folgenden können die Beiträge der Referent*innen noch einmal angesehen werden; auch die Präsentationen stehen zum Download zur Verfügung.

Aufgrund technischer Probleme wurden der Beitrag von Christian Kayser (Naturpark Our, Luxemburg) und der Beginn des Beitrags von Ulrich Köster (Verband Deutscher Naturparke) leider nicht aufgezeichnet.

Klimafreundlicher TourismusDominik Siegrist, Ostschweizer Fachhochschule

Der Klimawandel betrifft die Alpen in vielfältiger Form. Die steigenden Temperaturen lassen extreme Phänomene, wie z. B. Muren und Hochwässer gehäuft auftreten; auch der Rückgang von Gletschern kann beobachtet werden. Dies stellt besonders den Tourismus in den Alpen vor große Herausforderungen. Zum einen müssen klimafreundliche Angebote entwickelt werden, zum anderen steigt der Besucherdruck auf einzelne Regionen, z. B. mit Schneesicherheit im Winter besonders an.

Dominik Siegrist stellte in seinem Beitrg einige Beispiele aus den Schweizer Naturparken vor, die sich mit Mobilität, Besucherlenkung, Biodiversität und Bewusstseinsbildung auseinandersetzen.


Klimapakt im Naturpark OurChristian Kayser, Naturpark Our / Luxemburg

Der Klimapakt ist ein nationales Instrument zur Förderung der luxemburgischen Klimaschutzzielsetzungen auf lokaler und regionaler Ebene. Als Grundlage für den Klimapakt dient das Qualitätsmanagementsystem des European Energy Award.

Unter der Maxime „Gemeinsam stark im Klimaschutz“ werden in der Region innovative Projekte in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Raumplanung und Mobilität umgesetzt. Ein Beispiel dafür ist die Arbeitsgruppe "Night Light", die sich mit der Reduktion der Lichtverschmutzung beschäftigt und Maßnahmen zur Energieeinsparung und Verträglichkeit der Beleuchtung im Naturpark für Tiere und Pflanzen setzt.


    Übersicht über die Ansätze zum Klimaschutz in den deutschen NaturparkenUlrich Köster, Verband Deutscher Naturparke

    Der Verband Deutscher Naturparke hat in seinem Positionspapier "Naturparke stärken Klimaschutz" 2019 Klimaziele in sein Arbeitsprogramm aufgenommen. Über das Projekt "Katzensprung" wird besonders die Mobilität und der damit einhergehende CO2-Ausstoß ins Visier genommen. Das Projekt bietet klimafreundliche Alternativen zu Flugreisen, die gleichzeitig Erlebnisse und Spaß bieten.

    • Präsentation "Übersicht über die Ansätze zum Klimaschutz in den deutschen Naturparken" (PDF-Download: 5,4 MB)

      Resümee & Feedback

      Resümee zum Vortrag:

      • Klimawandel wird in vielen Teilen noch zu technisch gedacht. Auch die Bewusstseinsbildung bzw. alle Maßnahmen, die Naturparke zum Erhalt der biologischen Vielfalt setzen, unterstützen den Klimaschutz bzw. auch die CO2-Einsparung (durch den Erhalt von Mooren) und dürfen in der zukünftigen Arbeit nicht außer Acht gelassen werden.

      Feedback der Teilnehmer*innen:

      • Danke für die Ausführungen. Die Vergleichbarkeit / Machbarkeit mit den Zuständigkeiten / Personen- bzw. Budgetressourcen in Österreich ist halt zu beachten.

      Sanft ist Trumpf im Naturpark WeissenseeRobert Heuberger, Naturparke Kärnten

      Der Naturpark Weissensee nimmt mit seinem Mobilitätskonzept schon seit Jahren eine Vorreiterrolle im Bereich der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Reduktion des Individualverkehrs in einer starken Tourismusregion ein. Der Naturparkbus bietet eine günstige und gangbare Alternative zum PKW.

        Fragen

        Fragerunde der Teilnehmer*innen:

        • Wie nimmt die Bevölkerung die Aktivitäten, die vom Naturpark zur sanften Mobilität gesetzt werden, an?
          AW: Vermieter*innen nehmen das Angebot gut an und geben es an die Gäste*innen weiter; für die Bevölkerung gibt es sicher noch Luft nach oben.
        • Gibt es auch Gepäcktransport in der Region für Wander*innen oder Fahrradfahrer*innen?
          AW: Da die Region um den Weissensee eher kleinräumig ist und es keine mehrtägigen Touren und Wanderungen gibt, besteht derzeit für einen Gepäcktransport kein Bedarf.
        • Über welche Förderschiene konnte der Bus finanziert werden, finanziert er sich inzwischen selbst, wer kam für Eigenmittel auf? Naturpark? Tourismus? Gemeinde?
          AW: Die Finanzierung setzt sich aus drei Teilen zusammen: Einnahmen aus den Nächtigungen (Umlageverfahren), Parkplatzgebühren und Restfinanzierung über die Gemeinde.
          Förderungen für die Startphase gab es vom Land Kärnten und über klima:aktiv.

        BesucherlenkungsanpassungRolf Eberhardt, Naturpark Nagelfluhkette

        Durch den steigenden Besucherdruck auf die Landschaft im Naturpark Nagelfluhkette werden im Gelände teils massive Schäden angerichtet. Besonders die Spuren der Räder und E-Bikes nehmen am Ende der Saison an vielen Stellen besorgnisergegende Ausmaße an. Durch gezielte Besucherlenkung und Bewusstseinsbildung versucht der Naturpark diese Schäden in Grenzen zu halten. Auch die Störungen für Wildtiere sollen so reduziert werden.

          Fragen & Feedback

          Fragerunde der Teilnehmer*innen:

          • Wie heißt der Verein, der die Ruhezonen auf digitalen Medien darstellen will?
            AW: digitize the planet
          • Welche Exekutivmaßnahmen dürfen Ranger bei Euch durchführen?
            AW: Ranger dürfen bei uns keine Exekutivmaßnahmen durchführen. Aber durch Aufklärung durch die Ranger und unsere Besucherlenkungstafeln erreichen wir sehr viel!

          Feedback der Teilnehmer*innen:

          • Danke. Ich finde ganz wichtig, dass auf die zuständige politische Ebene Einfluss genommen wird, dass APP-Betreiber dazu verpflichtet werden, dass individuelle getrackte Touren, die nicht auf ausgewiesenen Wegen führen, technisch einfach vom System nicht angenommen und auf der App dargestellt werden. Es kann nicht sein, dass wir (oder Tourismusvereine) hinten nach telefonieren und opponieren müssen, dass illegale Touren vom Netz genommen werden.

          KlimaAlps - Klimawandel sichtbar machenAnton Heufelder, Naturpark Karwendel

          Das Projekt KlimaAlps hat zum Ziel, die Klimaänderung sichtbar zu machen und die Potenziale zum Klimaschutz in jeder*m einzelnen zu wecken. Dabei stützt es sich auf drei Schwerpunkte: die Ausbildung zum/r Klimapädagogen*in, die Ausweisung von KlimaTopen und den Aufbau eines Netzwerks zum Austausch von Informationen und Forschungsergebnissen.

            Fragen

            Fragerunde der Teilnehmer*innen:

            • Wieviel Stunden umfasst die Ausbildung zu Klimapädagogen*innen? Wer sind die Personen, die sich ausbilden lassen?
              AW: Die Ausbildung ist in dreitägigen Modulen aufgebaut mit jeweils einer abschließenden Prüfung und richtet sich an
              Umweltpädagog*innen und Lehrpersonen, die Interesse am Thema haben.
            • Sind im jetzigen Projektstand bereits weitere Netzwerkpartner im gesamten Alpenraum oder Österreich willkommen?
              AW: Netzwerkpartner sind immer willkommen. Über die Website kann man sich zum Netzwerk und zum Newsletter anmelden.
            • Kann diese Ausbildung später auch für andere Regionen / Naturparke übernommen werden?
              AW: Die Ausbildung soll laufend ausgeweitet werden, auch in anderen Regionen, damit sich das Netzwerk vergrößert und die Informationen möglichst weit gestreut werden. Leitlinien werden bei der Anpassung helfen und einheitliche Zielsetzungen ermöglichen.

            Erlebnisweg klimawandelnAndreas Steininger, Naturpark Mürzer Oberland

            Der Erlebnisweg klimawandeln ist der erste seiner Art. An 14 Stationen können die Besucher*innen die verschiedenen Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Lebewesen, den Wasserhaushalt oder auch die Temperatur erfahren. Die interaktiven Stationen zeigen anhand von praktischen, anschaulichen und teils auch nicht ganz ernst gemeinten Beispielen, die Reaktionen von Tieren und Pflanzen auf die geänderten Lebensbedingungen.

              Fragen & Feedback

              Fragerunde der Teilnehmer*innen:

              • Der Erlebnisweg wird über den Winter zugesperrt, wann wird im Frühjahr wieder eröffnet?
                AW: Meist zu Ostern, oder wenn Ostern sehr zeitig ist Mitte/Ende April. Das ist auch von der Schneelage abhängig.
              • Wie werden die einzelnen Stationen angenommen? Gibt es Präfenenzen für besonders technische oder praktische Stationen?
                AW: Schon die Namensgebung mit Erlebnisweg ist wichtig, um besonders in den Ferien nicht durch "Lehren" BesucherInnen abzuschrecken. Die Technik wurde in den letzten Jahren immer besser in den Griff bekommen, sodass Ausfälle nur selten geschehen. Die Rückmeldungen der BesucherInnen sind dabei sehr wichtig. Präfenenzen im eigentlichen Sinne gibt es nicht.


              Feedback der Teilnehmer*innen:

              • sehr empfehlenswerter Ausflug, war letztes Jahr bei euch zu Besuch
              • sehr interessante Herangehensweise, die für unser Projekt auch sehr interessant sein könnte
              • ich denke, das ist gesamtheitlich interessant
              • wir werden uns zwecks Vernetzung gerne bei euch melden

              WÖFFIS - Wandern mit öffentlicher AnreiseMarlene Salchner, Naturpark Tiroler Lech

              Ausgehend von Naturpark Karwedel wurde das Projekt zur Anreise zu Wanderungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf alle tiroler Naturparke ausgeweitet. Mit einem einheitlichen Erscheinlungsbild und jährlich aktuellen Fahrplänen bieten die Broschüren außerdem einen Überblick über die Besonderheiten der einzelnen Naturparke und regen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel an.

                Fragen

                Fragerunde der Teilnehmer*innen:

                • Gibt es am Großen Ahornboden (Karwendel) das Problem des "Overtourism"?
                  AW: Es kommt darauf an, wie weit man sich vom Talboden entfernt! Also im Talboden, vor allem im Bereich letzter Parkplatz und Eng Almen sind die Besucherströme sehr groß, aber überall ausserhalb dieses Bereiches haben wir eher normalen Tiroler Tourismus!
                  Dies konnten wir auch dieses Jahr noch besser beobachten! Kaum entfernen wir uns von den Parkplätzen und den Talboden sind die Zahlen zwar hoch aber nicht so überwältigend wie im Tale.
                • Wurde heuer entgegen dem WÖFFI Konzept eine Steigerung des Individualverkehrs verzeichnet?
                  AW: Die Zahlen sind im Naturpark Areal natürlich schon etwas gestiegen aber nur auf unseren Mautstraßen, also sprich Straßen, die wirklich ins Gebiet führen.
                  Auf den Parkplätze waren an den WE schon sehr viele Besucher*innen. Was wir beobachten konnten waren natürlich auch wie im Naturpark Nagelfluh die Biker;
                  besonders E-Biker.
                • Wurde im Zuge des Projektes der öffentliche Verkehr ausgebaut oder gab es zuvor bereits die Strecken und Häufigkeit?
                  AW: Der Bewergsteigerbus in die Eng wurde in Bezug auf die Taktung am WE erhöht.
                • Wie geht ihr mit E-Bike Ladestationen um? Wer hat welche? Wer investiert mit welchen Kooperationspartnern in solche? Sind die bei den Beherbergungsbetrieben, im öffentlichen Raum, bei den Gastrobetrieben?
                  AW: Manche Sektionen des Dav haben sich ja dagegen entschieden, so auch die Sektion München Oberland, welche bei uns ja die berühmtesten Hütten, bei denen man auch mit Rad anreisen kann, besitzt. Andere Hütten machen das individuell! Karwendelhaus z. B. wo wir an einem schönen Tag mehr als 600 Biker haben.
                  Wir versuchen über unser Ranger-Programm die Leute zu sensibilisieren und waren auch schon bei der DAV-Fachübungsleiter Biken tätig.

                Feedback der Teilnehmer*innen zur Tagung

                • Herzlichen Dank für die Umsetzung und Organisation dieser Tagung - ein brandaktuelles Thema, was uns langfristig noch begleiten wird, und die vielen neuen Inputs.
                • Danke für die spannenden Inputs.
                • Vielen Dank für die interessanten Ansätze und Vorträge aus den Naturparken!
                • Danke für den Austausch. Auch mir fehlen die interessanten, persönlichen Gespräche zwischen den Vorträgen.
                • Vielen Dank auch an den Organisator für die sehr erkenntnisreiche Tagung
                • Danke an alle Verantwortlichen für die gute Tagung mit wichtigen Beiträgen.
                  Gemeinsam Zukunft gestalten ist immer spannend und wichtig
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                  Der Verband der Naturparke Österreichs dankt allen Mitwirkenden sehr herzlich und freut sich auf eine weitere gute Zusammenarbeit!

                  Das Projekt „Klimaschutz in Naturparken“, im Rahmen dessen die Tagung „Klimaschutz in Naturparken" veranstaltet wurde, wird vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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