Unterricht im Freien
Am 7. November fand die internationale Online-Tagung des Verbandes der Naturparke Österreichs zum Thema „Unterricht im Freien“ statt. Fast 90 Naturvermittler*innen und Pädagog*innen nahmen an der Veranstaltung teil. Sechs Referent*innen aus dem In- und Ausland stellten das Thema sowohl aus Sicht der Schulen als auch der Naturparke bzw. Naturvermittler*innen vor.
Unterricht im Freien ist aus vielen Gründen wertvoll: Kinder lernen nachhaltiger, sie werden ruhiger, aufmerksamer und ausdauernder. Sie lernen ihre lokale Umgebung kennen, vertiefen ihre Beziehung zur Natur und stärken ihr Umweltbewusstsein. Sie werden selbständiger, verbessern ihre Wahrnehmung und ihre Bewegungen. Die neuen Lehrpläne, die bereits für das Schuljahr 2023/24 gelten, greifen das auf. Die Schulen sollen dabei u. a. eng mit ihrem Umfeld vernetzt arbeiten.
Naturparke sind als besondere Landschaften ein interessanter Platz für Unterricht im Freien. Sie bieten zahlreiche Möglichkeiten die Ziele des Unterrichts zu verwirklichen und Kooperationen aufzubauen.
Programm
Im Folgenden können die Beiträge der Referent*innen noch einmal angesehen werden; auch die Präsentationen stehen zum Download zur Verfügung.
Die Tagung gliederte sich in drei große Blöcke. Im ersten Block wurden die Besonderheiten von Unterricht im Freien aus sich der Schulbehörde, die neuen Lehrpläne und die positiven Auswirkungen von Lernen in der Natur erläutert. Der zweite Block beschäftigte sich besonders mit den Angeboten von Naturvermittler*innen und wie diese für den Unterricht genutzt werden können ebenso, wie mit den Schritten, die für die erfolgreiche Umsetzung notwendig sind. Im dritten Block konnten die Teilnehmer*innen in Arbeitsgruppen ihre Erfahrungen austauschen und diskutieren.
Heinz Josef Zitz, Bildungsdirektor Burgenland
Heiz Josef Zitz hat die Schwierigkeiten, den Nutzen und das nötige Umfeld, damit Unterricht im Freien funktionieren kann, kurz vorgestellt. Es wurden auch die unterschiedlichen Dimensionen, wie zum Beispiel die Politik oder die regionale Komponente, umrissen, die dafür notwendig sind, dass die Schulen eine geeignete Umgebung zur Umsetzung vorfinden.
Rolf Jucker, Stiftung SILVIVA, Schweiz
Rolf Jucker erklärte, dass Unterricht im Freien eine hervorragende Möglichkeit ist, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) umzusetzen. Die Kinder werden dadurch, dass sie in sogenannten „Lebensrealitäten“ lernen, fit für das 21. Jahrhundert gemacht und sie erlernen Kompetenzen, die sie im Alltag brauchen.
- Präsentation "Draussen lernen: Schub für die Schule der Zukunft" (PDF-Download: 2,4 MB)
Robert Nehfort, PPH Burgenland
Robert Nehfort von der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland hat einen Überblick über die Neuerungen im Lehrplan 2023 gegeben und erörtert, inwieweit sich diese positiv auf die Möglichkeiten für Unterricht im Freien auswirken. Besonders die Kompetenzorientierung spielt hier eine große Rolle.
Thomas Böhm, Naturparke Burgenland
Thomas Böhm hat in den burgenländischen Naturparken die Erfahrung gemacht, dass die Kooperation von Naturvermittler*innen und Schulen die perfekte Mischung für erfolgreichen Unterricht im Freien ergibt. Er ging auch darauf ein, wie die Gestaltung von Angeboten funktioniert, damit sie für die Schulen als Unterricht nutzbar sind.
- Präsentation "Unterricht im Freien aus Sicht der Burgenländischen Naturparke" (PDF-Download: 6 MB)
Hans Peter Killingseder, Naturvermittler aus dem Burgenland
Der Naturpädagoge Hans Peter Killingseder hat von seinen Erfahrungen in der Umsetzung von Unterricht im Freien aus seiner jahrelangen Praxis berichtet und Beispiele vorgestellt, wie umfangreich die Zusammenarbeit von Expert*innen, Gemeinden und Pädagog*innen sein kann.
- Präsentation "Erfahrungen in der ersten Umsetzung der erstellten Angebote mit Schulen" (PDF-Download: 2,6 MB)
Oliver Scherm, Königsegg-Grundschule Immenstadt, Deutschland
Die Königsegg-Grundschule Immenstadt war die erste Naturpark-Schule im Naturpark Nagelfluhkette und so konnte Oliver Scherm von den ersten Schritten bis hin zu regelmäßigen Unterrichtseinheiten in der Natur berichten. Auch hier ist die enge Zusammenarbeit von Gemeinde, Naturpark und Schule die Voraussetzung, dass die Umsetzung auch tatsächlich klappt.
- Präsentation "Unterricht im Freien aus Sicht der Naturparkschule-Königsegg-GS" (PDF-Download: 2,4 MB)
Diskussion und Erfahrungsaustausch in Arbeitsgruppen
In drei Arbeitsgruppen konnten die Teilnehmer*innen sich über die Themen „Finanzierung“, „Kooperation“ und „Motivation“ austauschen und von ihren Erfahrungen berichten. Auch viele Fragen zu den einzelnen Themen konnten dabei geklärt werden.
Finanzierung
Die Finanzierung erfolgt in fast allen Schulen über die gleichen Kanäle. Langfristig wäre es wünschenswert, wenn Unterricht im Freien – ebenso wie Tafelkreiden oder Kopierpapier – in das Schulbudget integriert werden könnte.
Finanzierung über:
- Schulerhalter (Gemeinde)
- Regionale Partnerschaften (Betriebe in der Gemeinde)
- Elternverein
- Sponsoren
- Initiativen: Blühendes Österreich, Naturschutzbund
- Förderprojekte des Naturparks
Kooperation Naturpark – Schule – Naturermittler*innen
Die Kooperation zwischen den drei Partenen ist für eine erfolgreiche Umsetzung ausschlaggebend.
Es hat sich die Frage gestellt, wie sich Lehrer*innen und Naturvermittler*innen kennen lernen können. Hier wunden regelmäßige Vernetzungstreffen als Lösung genannt. Diese Treffen könnten vom Naturpark organisiert werden, der meist Kontakt zu beiden Gruppen hat.
Wichtig ist es auch die Eltern mit ins Boot zu holen, damit die langfristige Umsetzung funktioniert.
Motivation
In der Diskussion haben sich besonders zwei Punkte herauskristallisiert, die die Umsetzung behindern können.
Zum einen besteht oft von Seiten der Eltern eine große Sorge um den Stoffdruck. Hier ist es hilfreich mit den Eltern zu kommunizieren und den Lernerfolg sichtbar zu machen. Man kann die Eltern auch einladen sich miteinzubringen oder als Begleitperson mitzugehen.
Zum anderen stellt sich für viele die Frage, ob Unterricht im Freien auch für alle Kinder passt oder ob sie Schwierigkeiten mit dieser Methode haben. Das wird auf jeden Fall passieren, wobei hier erwähnt werden muss, dass auch nicht alle Kinder mit dem herkömmlichen Unterricht im Klassenraum zurechtkommen. Die Kombination von Drinnen und Draußen macht hier den Erfolg aus, wobei das System möglichst offen gestaltet werden sollte, sodass kurzfristige Anpassungen auf tägliche Begebenheiten (Wetter, besonderer Lerninhalt) möglich bleiben.
Der Verband der Naturparke Österreichs dankt allen Mitwirkenden sehr herzlich und freut sich auf eine weitere gute Zusammenarbeit!
Das Projekt „Unterricht im Freien – lehrplanadäquate Naturvermittlung in Naturparken“ wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.