Landschaften voller Bestäuber
Insekten, wie Honig- und Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen oder Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber und sichern uns dadurch die Blütenvielfalt und den Fruchtgenuss von vielen Pflanzen, die wir essen – ein großer Teil der Nutzpflanzen und damit unsere Lebensmittelversorgung ist von bestäubenden Insekten abhängig!
Marlene Hrabanek-Bunyai, Geschäftsführerin des Naturparks Rosalia-Kogelberg, zeigt uns in diesem Video ihre faszinierenden Landschaften voller Bestäuber.
Von Blüte zu BlüteInsekten als Bestäuber
Die fleißige Honigbiene, die ohne Unterlass von Blüte zu Blüte fliegt, Nektar und Pollen sammelt und dabei Pflanzen bestäubt – dieses romantische Bild ist in den letzten Jahren ein wenig ins Wanken geraten. Blütenarmut, Pestizide im Ackerbau und Krankheiten setzen den Völkern gehörig zu. Viele Initiativen zum Bienenschutz sind ins Leben gerufen worden – im Windschatten dieser Bemühungen wird langsam der breiten Öffentlichkeit bekannt, wer da noch alles eifrig am Werk ist: hunderte Wildbienen, die nicht in Völkern organisiert leben, Schwebfliegen, Käfer, Wespen und Schmetterlinge.
Einige davon könnten in puncto Fleiß der Honigbiene durchaus als Vorbild dienen: Manche sind sogar nachts unterwegs und Hummeln fliegen auch bei Temperaturen unter 10 °C aus, wo Honigbienen noch im Magazin zusammenkuscheln. Es gibt einige Pflanzen, die fast ausschließlich von Hummeln bestäubt werden, wie etwa Kürbis, Klee, Erbsen oder Bohnen. Zwar sind Honigbienen, weil sie so viel Pollen sammeln, die effektivsten Bestäuber, aber andere bestäubende Insekten fliegen in der Regel eine höhere Anzahl an Blüten an. Etwa ein Drittel der Bestäubungsarbeit leistet die Honigbiene, der überwiegende Rest wird von den vielen anderen Arten erledigt. Für eine optimale Bestäubung sind also sowohl Honigbienen als auch wildlebende Bestäuber notwendig. Wenn eine Pflanze von verschiedenen Bestäubern besucht wird, bildet sie mehr Samen und größere Früchte aus.
Um die Honigbiene, das am besten erforschte Insekt der Welt, kümmern sich tausende Imker. Was aber kann man für die anderen Bestäuber tun? Ganz einfach, ihnen Nahrung und Nistmöglichkeiten geben: artenreiche Wiesen, nicht gedüngte Böschungen, trockene Waldränder, unversiegelte Wege und Wegränder, Totholz, über den Winter ungemähte Flächen mit hohlen Stängeln, Blühstreifen, Brachen, Ruderalflächen, lückige Pionierflächen und der Verzicht auf Pestizide – es muss nicht alles genutzt, niedergemulcht oder gehäckselt werden. Die Hälfte der mitteleuropäischen Wildbienenarten nistet in selbst gegrabenen Gängen an besonnten, vegetationsarmen Bodenstellen. Die biologische Produktion in der Landwirtschaft wirkt sich übrigens positiv auf Wildbienen aus.
Insekten als Bestäuber spielen also eine zentrale Rolle in der Erhaltung der Biodiversität für die meisten Nutz- und Wildpflanzen. Und wem das nicht reicht: Der wirtschaftliche Wert der Bestäuber von Nutzpflanzen wird weltweit pro Jahr auf 153 Milliarden Euro geschätzt. Das entspricht ca. einem Zehntel der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion weltweit. Rund 70 % der weltweit angebauten Nahrungsmittel sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Also: Ohne diese Tierchen stehen wir vor echten Problemen.
- Info-Folder "Insekten als Bestäuber" (PDF-Download: 3,4 MB)
- Poster "Landschaften voller Bestäuber" (PDF-Download: 5,5 MB)
Fotohinweise für Collage:
Franz Kovacs, kwasny221 – stock.adobe.com. Stefan Leitner, Ewald Neffe, Pixabay/Capri23auto, Pixabay/Couleur, Pixabay/Hans, Pixabay/Nature-Pix, Pixabay/Nordseher, Pixabay/S. Hermann u. F. Richter, Pixabay/Seaq68, Pixabay/Daria-Yakovleva, Friedrun West
Erstaunlich, aber wahr
Insekten sind faszinierende Lebewesen. Auch viele Bestäuber haben erstaunliche Fähigkeiten:
Steinhummel: Nur die Weibchen besitzen einen Stachel, aber die friedvollen Tiere sind extrem stechfaul und überhaupt nicht aggressiv. Sie stechen oder beißen nur zur Verteidigung.
Für ein Kilogramm Honig müssen die Honigbienen eines Bienenstocks dreieinhalb Mal um die Erde fliegen!
Schachbrettfalter: Sterben Schmetterlinge, wenn man sie berührt? Die Flügel eines Schmetterlings sind mit tausenden, hauchzarten Schuppen bedeckt. Berührt man sie, bleiben tatsächlich einige dieser Schuppen auf den Fingern zurück. Der Schmetterling kann trotzdem weiterfliegen. Da aber die Schuppen für den Auftrieb beim Fliegen verantwortlich sind, ist beobachten immer besser als berühren.
Die Große Schwebfliege ist eine Künstlerin der Lüfte: Wie ein Kolibri kann sie elegant in der Luft stehen, blitzartig die Richtung wechseln und ausgezeichnet vorwärts und rückwärts fliegen. Besonders eifrige Schwebfliegen-Arten fliegen sogar wie Zugvögel im Herbst mehrere tausend Kilometer in den warmen Süden, andere wiederum überwintern auch bei uns.
Was kann ich tun?
Für Insekten und viele andere Tiere und Pflanzen sind eine abwechslungsreiche Landschaft, viele Hecken, Bäume, Teiche und nicht so häufig gemähte oder gar nicht genutzte Lebensräume sehr wichtig. Dabei reichen oft ein paar Quadratmeter aus, die als Blühfläche stehen bleiben, wo heimische Gehölze gepflanzt werden oder ein kleiner Teich gegraben wird. Viele Insekten sind gut flugfähig und können neu entstandene Lebensräume schnell besiedeln – die Natur ist sehr dankbar, über jeden kleinen Fleck, der blüht, nicht mit Pestiziden behandelt wird oder einfach ungestört bleibt.
Hier haben wir ein paar Tipps, die dabei helfen, dass Bestäuber bessere Lebensmöglichkeiten haben:
Wie kann ich Schwebfliegen fördern?
- Schwebfliegen reagieren empfindlich auf den Einsatz von bestimmten Insektiziden. Unnötige Spritzungen sollten deshalb vermieden werden.
- Als Blütenbesucher sind die Schwebfliegen auf ein breites und dauerndes Blütenangebot angewiesen. Randstreifen sollten deshalb nicht so häufig gemulcht werden.
- Sträucher und Hecken dienen den Tieren als Überwinterungsquartier und als Reserve bei knappem Nahrungsangebot.
Wie kann ich Schmetterlingen beim Überwintern helfen?
- Wärme ist dem Schmetterling sein Tod! Du hast in den kalten Wintermonaten einen regungslosen Schmetterling am Dachboden, Keller oder in der Gartenhütte gefunden? Trage ihn bitte nie in die beheizte Wohnung, da er sonst aus seiner Winterruhe erwacht und gleich verhungern würde. Lass ihn einfach an Ort und Stelle weiterschlummern und achte darauf, dass er im Frühling nach dem Aufwachen ungehindert ins Freie flattern kann.
- Vor allem Kleiner und Großer Fuchs, Tagpfauenauge oder Trauermantel suchen die Nähe des Menschen zum Überwintern auf. Falls der Schmetterling im Winter in deiner Wohnung flattert, verfrachte ihn vorsichtig in eine kleine Pappschachtel (mit Schlitz, damit er im Frühling davon flattern kann) und platziere sie an einen kühlen Ort (wie z. B. in der Garage, im Gartenhäuschen oder im ungeheizten Stiegenhaus). Achte auch darauf, dass im Frühling der Falter die Garage usw. verlassen kann.
- Biete Unterschlupf indem du Winter-Quartiere wie Kletterpflanzen in deinem Garten bereitstellst, denn Schmetterlinge überwintern gerne im Efeu, Wald-Geißblatt oder Wildem Wein. Stelle den flatterhaften Freunden somit in allen Entwicklungsstadien einen Unterschlupf im Garten bereit und schneide die Kletterpflanzen im Winter nicht zurück!
- Stein- und Reisighaufen sowie alte Steine laden ebenso die müden Gaukler zum Überwintern ein!
- In jeden größeren Garten gehört eine Sal-Weide. Sie dient im zeitigen Frühjahr als Nektarquelle für viele Insekten und die Raupen vieler Schmetterlingsarten bevorzugen diese Futterpflanze.
- Räume im Herbst den Garten nicht komplett ab. Einige Stängel dürfen ruhig stehen bleiben.
- Baue ein Insektenhotel und biete Schmetterlingen, Marienkäfern und Co. einen Ort, um über den Winter zu kommen.
Was kann ich tun, um Hummeln zu schützen?
Lebensräume für Hummeln schaffen und erhalten:
- Erdhummeln nisten unterirdisch in verlassenen Mäuselöchern
- Baumhummeln nisten in hohlen Bäumen
- Steinhummeln nisten meist unter Steinen
- Manchmal brüten Hummeln auch in Vogelnistkästen
Was kann ich für Nachtschwärmer tun?
- Im Garten Nektarpflanzen für Schwärmer setzen
- Futterpflanzen für die Schwärmerraupen fördern oder belassen (wie z. B. Ackerwinde, Liguster, Flieder, Eschen, Linden, Weiden, Nachtkerzen, Weideröschen, Zypressenwolfsmilch, Pappeln, Labkraut)