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Foto: AlpPine Spirits

Foto: Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen

Foto: Gerald Prüller

Biodiversität und Almbewirtschaftung

im Naturpark Riedingtalvon Franz Gfrerer

Projektbeschreibung

Die Almwirtschaft ist ein ganz bestimmender und prägender Faktor im Naturpark Riedingtal, da Almen ein wesentliches Element des charakteristischen Landschaftsbildes im Riedingtal darstellen. Der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe arbeitet nach wie vor im Haupterwerb – den Almbäuer*innen fällt dabei als Erhalter und Gestalter des Lebensraumes eine besondere Bedeutung zu.

Auf Grundlage eines vorliegenden, naturschutzfachlich orientierten Bewirtschaftungsplanes werden brachliegende Hoch-Almflächen wieder aktiviert. Der Verein Naturpark Riedingtal, die betroffenen Almbauern, die Naturschutzabteilung Salzburg und das Umweltbüro Klagenfurt haben im Zuge von mehreren Begehungen ein naturschutzfachlich orientiertes Beweidungsprojekt ins Leben gerufen. Den vielfältigen Interessen folgend, plante der Naturpark einen Schwerpunkt in Hinblick auf naturschutzfachlich orientierte Almbewirtschaftung zu setzen. Die Idee, dass eine an die naturräumlichen Gegebenheiten angepasste Beweidung eine hohe Biodiversität bewirkt, wird anhand der Beweidung von brachliegenden Almweiden erprobt und zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ziel war von Anfang an, auch die naturschutzfachliche Situation im Gebiet zu verbessern. Hierfür wurde eine Kombination aus der Wiederaufnahme der Beweidung mit unterschiedlichen Tierarten und -rassen sowie einer Bergmahd gewählt. Bis es soweit war, waren jedoch viele Vorbereitungsarbeiten erforderlich.

Triebweg: Bevor mit der Beweidung überhaupt begonnen werden konnte, musste im ersten Schritt der bestehende alte Triebweg saniert werden. Der Wegebau erfolgte mit einem Minibagger in landschaftsschonender Weise, sodass der Weg in der Natur nunmehr kaum in Erscheinung tritt und mittlerweile vollständig begrünt ist.

Weideflächen und Schutzzäune: Die Eignung für die Beweidung sowie die potenziellen Weidegrenzen und die Lage für die erforderlichen Schutzzäune wurden festgelegt. Im Projektgebiet wurde dazu ein vierreihiger Litzenzaun, getragen von Metallpfosten aufgestellt – die Stromversorgung erfolgt über Solarmodule mit 12V-Akkus. Die Hochalm liegt zum größten Teil über der Grenze des geschlossenen Waldes und ist naturräumlich durch eine hohe Eigenart geprägt. Im Bezug auf die Strukturtypen dominieren mit knapp 50% die Almweiden. Quellfluren, kleine Moore und andere naturschutzfachlich sensible Lebensräume wurden im Bedarfsfall ausgezäunt.

Bergmahd: Im Almsommer 2017 wurde im Nahbereich der reaktivierten Weideflächen eine Bergmahdfläche mit einer Größe von ca. 0,5 ha eingerichtet. Die Lage der Fläche gemeinsam mit den Almbäuern*innen und Vertreter*innen des Naturparks und des Amtes der Salzburger Landesregierung festgelegt. Die Bergmahdfläche liegt im oberen Bereich der Ilg-Hoislbauernalm und schließt nordöstlich an die seit Sommer 2016 reaktivierte Rinderweide an. Dieser Bereich wurde gewählt, da hier gute Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Mahd hinsichtlich Erreichbarkeit, Hangneigung und Vegetation gegeben sind. Um die Fläche mähbar zu machen, war ein sehr großer Aufwand erforderlich. Zwergsträucher mussten geschwendet und lose Steine aus der Fläche entfernt werden. Das gewonnene Bergheu wird im Spätsommer bei Schlechtwettereinbrüchen an die gealpten Rinder und das Wild verfüttert.

Viehunterstand: Die Schafweide liegt hoch über der Waldgrenze. Da die Schafe bei Schlechtwetter und Hitze keinen natürlichen Unterstand finden, musste auch hier eine naturverträgliche, kostengünstige und praktikable Lösung gefunden werden. Da die Fläche von freistehenden Felsblöcken durchsetzt ist, lag die Lösung auf der Hand. Es wurde im vergangenen Jahr 2018 ein einfacher Unterstand errichtet, der sich an den Felsen anschmiegt und so positioniert ist, dass man ihn erst sieht, wenn man unmittelbar davorsteht.

Umweltbaustelle in Zusammenarbeit mit dem ÖAV: Um den Arbeitsaufwand speziell in der Projektphase zu bewältigen, wurden vom Naturparkverein in Zusammenarbeit mit dem ÖAV Umweltbaustellen initiiert. Natur begeisterte Menschen aus den verschiedensten Nationen halfen bei den diversen Arbeiten tatkräftig mit und waren von den Einsätzen sehr beeindruckt, obwohl die harte Arbeit unter Anleitung der Almbäuer*innen den Teilnehmer*innen auch einiges abverlangte.

Resümee und Ausblick

Seit 2017 werden wieder Schafe und Rinder auf die Alm getrieben und helfen, die verbrachten Flächen in Almweiden umzuwandeln. Vor allem Zwergsträucher und Grünerlen werden reduziert. Durch die Beweidung auf engem Raum wurde die verfilzte Grasnarbe abgebaut und eine Vielfalt an Blütenpflanzen zu neuem Wachstum angeregt.

Vor Weidebeginn war die Vegetation auf der Bergmahdfläche von Brachegräsern, Reit- und Borstgräsern dominiert, zudem war der Boden von einem dichten Filz aus unzersetztem Altgras bedeckt. Bereits im ersten Jahr nach der Wiederaufnahme der Mahd trat saftiges Grün in Erscheinung. Zarte Gräser und Kräuter finden bereits Lebensraum, Insekten freuen sich über das frische Nahrungsangebot an Nektar. Bei den Arbeitseinsätzen leisteten die jungen Teilnehmer*innen der Umweltbaustelle zudem einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf den Hochalmflächen. Es hat sich auch gezeigt, dass alte robuste Nutztierrassen, wie das im Projektgebiet erprobte Alpine Steinschaf, durch ihre Genügsamkeit und Robustheit bestens an diese Höhenlage gewöhnt sind und mit der weitläufigen, verbuschten Futterlage im Hochgebirge hervorragend zurechtkommen. Dadurch wird ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung der Almflächen und Pflanzenvielfalt geleistet. Durch die Beweidung wird die Weidefläche jetzt langsam und kontinuierlich verbessert, sodass das Futterangebot auf den Almweiden jährlich steigt. Im Rahmen des Projektes werden auch Forschungsfragen im Hinblick auf die Vegetationsentwicklung noch näher beleuchtet. Auch im Bereich der Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung wird dem Projekt eine wesentliche Rolle beigemessen – auch Exkursionen haben dazu bereits stattgefunden.

Für ein erfolgreiches Projekt zur Wiederbeweidung brachgefallener Almflächen müssen bereits im Vorfeld jedoch wesentliche Punkte beachtet werden. Viele zum Teil unterschiedliche Interessen treffen auf Almen zusammen. Schafft es das Naturparkmanagement von Anfang an, diese Interessen abzuwägen und nach Möglichkeit in Einklang zu bringen, wird das Projekt mit Erfolg gelingen. Durch die Einbindung aller Beteiligten wird es überhaupt erst möglich, die aktivierte Fläche langfristig zu sichern und Akzeptanz für das Vorhaben zu erreichen.

Tipp: Eine naturschutzfachliche Vorprüfung zum geplanten Projekt sollte gemeinsam mit der zuständigen Naturschutzfachstelle erfolgen.

Service-Angaben

Naturpark Riedingtal • 5584 Zederhaus Nr. 25
Tel.: +43 (0) 6478 / 801 • Fax: +43 (0 )6478 / 801 58
E-Mail: zederhaus@lungau.at • Web: www.naturpark-riedingtal.at


Biodiversität und Almbewirtschaftung im Naturpark Riedingtal (PDF-Download: 0,3 MB)

Stand: Juni 2019


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