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Wichtiges für Natur- und Landschaftsvermittler*innen

im Zusammenhang mit Führungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Wichtiges im Zusammenhang mit Aktivitäten/Führungen in der Natur

 1.) Grundsätzlich sind die Natur- und Landschaftsvermittler*innen für die angepasste Gestaltung und Durchführung des Programms zuständig, die Betreuer*innen für ihre Klient*innen

2.) Überprüfung der geplanten Route auf Engstellen oder andere Hindernisse (wie Wurzeln, herabhängende Äste, ...)

3.) Information aller Beteiligten (Mitarbeiter*innen im Naturpark, Gastronomie, ...), dass eine Gruppe von Menschen mit besonderen Bedürfnissen anwesend sein wird

4.) Oft braucht es keine eigenen Programme für Integrationsgruppen. Es müssen nur manche Aktivitäten etwas verändert werden. Dynamik reduzieren, Anleitungen vereinfachen.

5.) Wichtig ist beim ersten Gespräch mit der Hauptbetreuungsperson „Besonderheiten abzuklären“ – wie mobil ist die Gruppe, gibt es Dinge, die ich berücksichtigen muss, was machen sie gerne (siehe auch Checkliste).

6.) Pausenzeit/en einplanen

7.) Die vorgegebenen Zeiten einhalten. Viele Menschen mit Behinderungen sind es gewohnt, klar strukturierte Tagesabläufe zu haben – diese sind für ihr Sicherheits- und Wohlbefinden wichtig aber auch oft aus med. Gründen notwendig. Genaues Einhalten von Medikamenteneinnahmen – Blasenentleerung, Blutzuckermessung, ...

8.) Um Ängste zu nehmen, Programmablauf im Vorfeld ankündigen bzw. zu Beginn der Führung mitteilen und sich möglichst auch daranhalten.

9.) Strecken für die Führung nicht zu lang wählen, wenn geht Sitzgelegenheiten einbauen und ev. Decke mitnehmen.

10.) Geländebeschaffenheit berücksichtigen! Es muss nicht vollkommen eben sein.

11.) Genügend Zeit für die Wegstrecken anberaumen

12.) Ausstiegsmöglichkeiten bieten, d.h. dass der Weg abgekürzt werden kann – falls ein*e Teilnehmer*in zurück zum Bus möchte

13.) Für Teilnehmer*innen, die im Rollstuhl sitzen, ist es notwendig eine weiche Unterlage mitzunehmen, falls Aktivitäten in der Wiese geplant sind (die Gefahr vor Druckstellen und weiteren Hautschädigungen ist sehr groß. Durch die Lähmung ist die Haut weniger gut durchblutet und deshalb sehr empfindlich).

14.) Speziell bei Rollstuhlfahrer*innen zu beachten:

  • Parkplatzbreite (min. 3,5m)
  • Stufenlos erreichbare Eingänge (max. 3cm Höhenunterschied)
  • NP-Infocenter/Rezeption mit abgesenktem Besprechungsplatz
  • NP-Infocenter/Restaurant/Speiseraum/WC: ebenerdig erreichbar
  • Barrierefreies WC
  • Möglichkeit für eine diskrete Inkontinenzversorgung

15.) Speziell für Integrationsklassen:

  • Schulstufe (Repetent*innen?)
  • Wie viele Kinder gesamt? Wie viele Kinder mit Behinderung?
  • Verhaltensauffälligkeiten?
  • Freizeit- und Sozialkompetenz?
  • Art der Behinderungen?
  • Klasse eher lebhaft oder ruhig?
  • Alle deutschsprachig oder Sprachschwierigkeiten?
  • Lehrer*in und weitere Betreuungspersonen?

16.) Speziell für Blinde:

  • Leichte Auffindbarkeit des QR-Codes für Vorleseapps rechts unten auf Info-Tafeln mit Kappernagel (Ersatz für Brailleschrift, die in Österreich nur 3000 – 5000 Personen lesen können)
  • Modelle relevanter Führungsinhalte (z.B. bestimmte Tiere) sind hilfreich

17.) Zur Bewerbung von Angeboten: auch Menschen mit Behinderung googlen, wenn sie auf der Suche nach einem passenden Angebot sind. Daher auf eine gute Auffindbarkeit im Netz achten, wesentliche Informationen zur Führung und zum Gelände schon auf der Website beschreiben.

Wichtiges im Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen

„Integration ist dann gelungen, wenn sie nicht sichtbar ist“

18.) Die Teilnehmer*innen mit dem, von ihnen gewünschten Namen ansprechen (vor allem bei Menschen mit geistiger Behinderung geschieht es häufig, dass sie einfach mit dem Vornamen und DU angesprochen werden). Es ist ein Zeichen der Wertschätzung, des Respekts und eine Selbstverständlichkeit die Ansprechform gemeinsam abzuklären.

19.) Grundsätzlich ist bei Menschen mit geistigen Behinderungen etwas langsamer und „einfacher“ zu sprechen. Zu kompliziert ausgedrückte Arbeitsaufträge können nicht von allen verstanden werden.

20.) IMMER Zeit zum selbständigen Antworten lassen

21.) Sich auf die nonverbale Kommunikation einstellen. Menschen mit Mehrfachbehinderungen können sich oft nicht verbal ausdrücken, über den Körper geht es immer.

22.) Wenn Antworten nicht richtig verstanden werden, ist es sehr wertschätzend, wenn dies auch gesagt wird und um eine Wiederholung gebeten wird. (Wir müssen/können nicht immer alles verstehen).

23.) Seine eigenen Grenzen wahrnehmen und diese auch einhalten. Es darf gesagt werden, dass sie es nicht mögen, wenn jemand ständig versucht einen zu umarmen oder die Hand zu halten oder ins Gesicht sieht.

24.) Grundsätzlich können sie mit Ruhe und der Bereitschaft aktiv auf die Menschen mit Behinderungen zu zugehen und sich auf sie einzulassen, nichts falsch machen.

25.) Erste Berührungsängste können abgebaut werden, in dem sie allen Teilnehmer*innen bereits bei der Begrüßung die Hand geben und sich vorstellen.
Dzt. wegen Covid-19 nicht erwünscht.

26.) Beim Transfer (heben des*r Teilnehmers*in aus oder in den Rollstuhl) immer zuerst fragen, wie sie es gerne hätten. Jede*r hat ihre*seine „Eigenheiten“, sich Zeit lassen und nicht nervös werden.

27.) Prinzipiell ist es nicht notwendig, dass wir möglichst vieles über die verschiedenen Behinderungen wissen, denn jede*r ist in seiner*ihrer Art „einzigartig“ und deshalb ist es das WICHTIGSTE: SPRECHT MIT DEN TEILNEHMER*INNEN!
Nehmt euch die Zeit dafür – ihr werdet immer eine Antwort erhalten. Die Teilnehmer*innen oder im Extremfall die Betreuer*innen sagen euch was gebraucht wird.

28.) Es ist einfach eine Bereicherung mit Menschen mit Behinderungen unterwegs sein zu dürfen. Es entsteht immer etwas, dass einfach nicht vorhersehbar ist und uns manchmal Türen öffnet, die selbst langjährige Betreuer*innen in Staunen versetzen.

MAN KANN VIEL, WENN MAN SICH NUR RECHT VIEL ZUTRAUT (Humboldt)


Checkliste für Natur- und Landschaftsvermittler*innen (PDF-Download: 0,2 MB)

 

Stand: November 2021


Das Projekt „Barrierefreiheit in den Österreichischen Naturparken“ wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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